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Mercedes-AMG GLE 63 S (2020) kommt mit 612-PS-Mildhybrid

Der X5-M-Gegner geht in unter vier Sekunden auf 100 km/h

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Erinnern Sie sich noch an den allerersten Mercedes ML 55 von 1999? Vor 20 Jahren war so ein Performance-SUV schon mit 347 PS ein echtes Urviech. Heute reicht das ... naja ... nicht mehr ganz. Bereits der GLE 63 S der letzten Generation brachte es auf bis zu 585 PS, allerdings noch mit dem seligen 5,5-Liter-Biturbo-V8, der ging wie die Sau und soff wie ein Loch. Ersteres ist nach wie vor gefragt, zweiteres geht aktuell gar nicht mehr klar.

Die Zeiten ändern sich schnell, auch für SUV-Wuchtbrummen von AMG, weswegen man in Affalterbach jetzt Schritt für Schritt auf Hybridisierung setzen will. Den Anfang machen der neue GLE 63 und GLE 63 S, die ersten AMGs mit Mildhybrid-Antrieb (zusammen mit dem GLS 63, der ebenfalls in Los Angeles debütiert). 

Verzicht ist allerdings nicht angesagt. Der 4,0-Liter-Biturbo-V8 bringt es auch hier auf 571 (GLE 63) beziehungsweise 612 PS (GLE 63 S). Neu sind jedoch diverse ... nun, nennen wir es ... Spritsparmaßnähmchen wie eine Zylinderabschaltung und eben angesprochene Mildhybridisierung via EQ Boost-Startergenerator samt 48-Volt-Bordnetz. Er vereint Anlasser und Lichtmaschine in einem Elektromotor, der zwischen Motor und Getriebe eingebaut ist. Das bringt kurzzeitig zusätzliche 16 kW (22 PS) und 250 Nm Drehmoment, weil 612 PS und 850 Nm beim Anfahren durchaus mal Unterstützung gebrauchen können. Sie wissen ja, wie das ist. Allerdings speist der Generator auch das 48-Volt-Bordnetz, rekuperiert, ermöglicht Segeln und einen erweiterten und sanfteren Start-Stopp-Modus. Den Verbrauch geben die Schwaben mit 11,4 beziehungsweise 11,5 Liter ( GLE 63 S) an. 

Umwelttechnisch ist das noch immer eher so 3-. Bedenkt man allerdings, dass hier knapp 2,3 Tonnen SUV in 4,0 (GLE 63) oder sogar 3,8 Sekunden (GLE 63 S) von 0-100 km/h katapultiert werden, sieht so ein Verbrauch schon wieder gar nicht mal so schlecht aus. Der Vortrieb endet übrigens beim 250 und im falle des 63 S bei 280 km/h. 

Über eine 9-Gang-Speedshift-Automatik mit nasser Anfahrkupplung und Zwischengasfunktion gelangt die Kraft an den variablen AMG-Allradantrieb, der je nach Einstellung des dreistufigen ESP "sicherheitsbetont sportlich bis hochdynamisch" mit den Kräften jongliert. Gehen Sie also davon aus, dass auch dieser Performance-Tanker driftet, wenn es sein muss. Nicht nur dabei dürfte das elektronische Hinterachs-Sperrdifferenzial helfen. Weiteres Fahrdynamik-Viagra kommt in Form einer aktiven Wankstabilisierung mit elektromechanischen Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse, die ebenfalls auf dem 48-Volt-Bordnetz basiert. Auf eine Vierradlenkung, wie sie beispielsweise der neue RS Q8 verwendet, verzichten die Affalterbacher aber. Weitere 63er-Eigenheiten sind eine direktere AMG-Parameterlenkung sowie eine größere Bremsanlage mit 400-mm-Scheiben vorne und 370-mm-Discs hinten. Gegen Aufpreis versorgt man Sie auch mit einer leichteren und standfesteren Carbon-Keramik-Bremse.

Desweiteren kommt ein adaptives Luftfahrwerk mit AMG-eigener Feder- und Dämpferkennung zum Einsatz. Die Dämpfer sind dreifach in der Härte verstellbar (Comfort, Sport und Sport+) und sollen "eine deutlich spürbare Differenzierung zwischen hohem Langstreckenkomfort und sportlicher Fahrdynamik" bieten. In Sport und Sport+ senkt sich der GLE 63 um 10 mm ab, in Comfort tut er das ab 120 km/h. Wird das Gelände unwegsamer, kann das Auto in den Modi Trail und Sand auch um 55 mm angehoben werden. 

Sie sehen schon: Auch GLE 63 und GLE 63 S verfügen über eine verwirrend große Anzahl an Fahrmodi. Sechs sind es beim "normalen" 63 (Comfort, Sport, Sport+, Individual, Trail und Sand), beim 63 S kommt noch "Race" für "hochdynamische Fahrten auf Rennstrecken" dazu. Das, was man eben so macht mit einem GLE. 

Weil das aber noch lange nicht genug ist, gibt es obendrauf sechs weitere Agilitätsregelungen, die das Fahrverhalten noch feiner differenzieren sollen. Für die Straße sind das Basic, Advanced, Pro und Master für den Offroad-Einsatz kommen noch Traction und Slide (mit deaktiviertem ESP) hinzu.

Optisch unterscheiden sich die Top-GLEs durch eine neue Frontschürze mit Frontsplitter, einen dicken Powerdome auf der Motorhaube, spezielle Seitenschweller, Radlaufverbreiterungen und eine Heckschürze mit Diffusor von ihren schwächeren Geschwistern. Außerdem gibt es vier eckige Auspuffendrohre und einen größeren Dachspoiler. Der Panamericana-Grill ist im Falle des GLE auch am 53er-Modell zu finden. Die Räder messen je nach Wunsch zwischen 20 und 22 Zoll.

Innen zeigt das MBUX-Infotainment AMG-spezifische Grafiken zu Motordaten, G-Kräften und Co. Außerdem kriegen die 63er-Varianten spezielle AMG-Sitze, Lenkräder und Pedale. Die Mittelkonsole enthält ein neues Bedienelement mit zusätzlichen Schaltern für ESP, den manuellen Getriebemodus, die adaptive Verstelldämpfung, die optionale Performance-Abgasanlage und
die Einstellung des Fahrzeugniveaus.

Zu Preisen und dem Marktstart hat sich Mercedes-AMG noch nicht geäußert.

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