Nach 42 Jahren heißt die Zukunft GTE. Wir blicken wehmütig zurück
Der Diesel ist tot, lang lebe der Plug-in-Hybrid. Zumindest denken sich das die meisten Autohersteller so. Einige Konzerne verzichten sogar schon komplett auf den Selbstzünder im Pkw-Programm. Sinkende Nachfrage und aufwendige Abgasreinigung zählen zu den Gründen. Trotz des Diesel-Skandals vor zehn Jahren bleibt VW jedoch dem Antrieb treu.
Mit einer Ausnahme: Der Golf GTD ist bereits Anfang 2024 von uns gegangen, ohne das es uns aufgefallen wäre. Leider passt das zu gegenwärtigen Taktik von VW und auch Audi. Ganz ohne Diesel geht es nicht, vor allem im wichtigen Flottengeschäft. Doch das Selbstzünder-Angebot wird sukzessive ausgedünnt, es gibt oft nur noch einen Motor, in höheren Klassen vielleicht zwei oder gar drei.
Und so wurde zum Golf-Facelift im Februar 2024 der GTD sang- und klanglos gestrichen. Seine Rolle dürfte nun wohl der GTE einnehmen. Blicken wir zurück: 1982 bringt Volkswagen gegen Ende des Golf I noch ein Highlight auf den Markt. Neu im Programm ist ein im Motorenwerk Salzgitter gefertigter 1,6-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit Turbolader und 70 PS. Diese Technik verleiht dem bislang als träge geltenden Diesel neue Akzeptanz.
Der gerade mal 3,70 Meter lange Golf GTD erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, bietet hohe Durchzugskraft und harmoniert mit dem 4+E-Getriebe. 130 Nm Drehmoment gibt es, in 14 Sekunden erreicht der GTD die 100 km/h-Marke. Der Verbrauch liegt nur bei voller Belastung über dem der Saugmotor-Variante. 7,5 Liter können sich damals sehen lassen. Optisch orientiert sich der GTD am Golf GTI und erhält Kotflügelverbreiterungen, Breitreifen, GTI-Farben und eine GTI-ähnliche Innenausstattung, jedoch mit einem chromumrahmten Kühlergrill.
Auch im Golf II behält der GTD den 1,6-Liter-Turbodiesel, dessen Kat-Variante ab 1989 nur 60 PS stark ist. 19.405 DM kostet ein dreitüriger GTD anno 1984, gut 1.600 Mark weniger als ein GTI. Im Golf III starteten ab 1993 die TDI-Motoren ihren Siegeszug, einen expliziten GTD gab es hier aber nicht. Stattdessen ein Sondermodell GTI-TDI und den 110-PS-TDI mit rotem Buchstaben I. Lediglich der 75-PS-Turbodiesel wurde mit GT-Ausstattung als GTD vermarktet.
Ähnlich im Golf IV, dort gab es nur einen "GTI TDI" mit bis zu 150 PS. Beim Golf V reichte das Diesel-Programm schon bis 170 PS, das Höchste der sportliche Gefühle war hier der GT respektive GT Sport. Erst der auf dem Fünfer-Golf basierende Golf VI bot ab 2009 wieder einen GTD. Er nutzte das 170-PS-Aggregat.
Im Golf VII (ab 2012) gab es zeitweise vier verschiedene Diesel-Stufen im Programm. 2013 erschien der GTD mit 184 PS Leistung und 380 Newtonmeter Drehmoment. Wahlweise mit Sechsgang-Schaltung oder DSG (bis Ende 2016 DQ250, dann DQ381). 7,5 Sekunden brauchte der optisch an den GTI angelehnte GTD auf 100, bei 230 km/h war Schluss.
Und schließlich als Krone der GTD-Schöpfung die achte Generation von Ende 2020 bis Anfang 2024. Preis: rund 50.000 Euro mit Extras.
Einige Leckerbissen aus der Pressemappe sprechen für sich: "Mit seinem 147 kW (200 PS) starken 2,0-Liter-TDI-Motor ist das neue Flaggschiff der Golf Dieselmodelle stärker, sparsamer und emissionsärmer als je zuvor. Das sportliche Gesamtpaket wird durch GTD-spezifische Merkmale und eine umfangreiche Serienausstattung abgerundet.
Beeindruckend sind die Fahrleistungen und der Verbrauch des neuen Golf GTD: Mit der Kraft von 400 Newtonmeter Drehmoment beschleunigt der 245 km/h schnelle Volkswagen in nur 7,1 Sekunden auf 100 km/h; dem gegenüber steht ein kombinierter NEFZ-Verbrauch von nur 4,4 l/100 km.
Wie alle Turbodiesel des neuen Golf, ist auch der Antrieb des GTD an zwei hintereinander geschaltete SCR-Katalysatoren gekoppelt (SCR = Selective Catalytic Reduction). Dank dieses neuen Twindosing-SCR-Systems mit doppelter AdBlue-Einspritzung werden die Stickoxid-Emissionen im Vergleich zum Vorgänger deutlich reduziert. Volkswagen bietet den Golf GTD serienmäßig in Kombination mit einem 7-Gang-DSG an (DQ381)."
Schade drum. Aber wir hatten es bereits in unserem Test von 2021 kommen sehen: "Und sogar zum Facelift des Golf 8 (voraussichtlich im Jahr 2024) könnte - anders als die Benzin- bzw. PHEV-Versionen namens GTI und GTE - der GTD ein zweites Mal von der Bildfläche verschwinden.
Dieses Mal dann aber für immer. [...] Wenn wir uns den VW Golf GTD so ansehen und wenn man ihn für zwei Wochen erfahren konnte, fällt es schwer, sich eine Zukunft ohne Golf mit Diesel-Alleskönner unter der Haube vorzustellen."
Wer sich einen der letzten GTD sichern will: 2024er-Jahrgänge findet man online ab rund 32.500 Euro.