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Skoda Kamiq 1.0 TGI G-Tec mit CNG-Antrieb im Test

Lohnt sich bei dem SUV der Griff zur Erdgas-Variante?

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Wir Autofahrer sollen uns ja immer umweltfreundlicher bewegen. Nur leider sind viele von uns je nach Färbung der Politikerbrille entweder sture engstirnige Böcke oder zu arm/geizig, weswegen es mit dem Elektroauto einfach nicht klappen will. Also gibt es noch mehr Kohle auf die Kralle, um dank Konjunkturpaket in der freien Zeit der Kurzarbeit zum Händler zu gehen und ein neues Auto mit Stecker zu bestellen.

Eine Prämie für reine Verbrenner wurde hingegen abgelehnt, Stichwort Lenkungswirkung. Nun gut, aber warum hat man eine Öko-Alternative vergessen? Erdgas (als Sammelbegriff inklusive Biogas respektive synthetisches CNG per Windkraft), wie ganz aktuell im Skoda Scala und Kamiq. "G-Tec" prangt dann am Heck. 

Gegenüber dem Benzinbetrieb sinken die CO2-Emissionen laut Skoda um rund 25 Prozent, zudem fallen deutlich weniger Stickoxide (NOx) und keine Rußpartikel an. Bis zum Ende des Jahres werden rund 80 Prozent der Tankstellen 100 Prozent CNG aus Biomethan vorrätig haben. Wir sind den Skoda Kamiq 1.0 TGI G-Tec gefahren. 

Kamiq, Karoq, Kodiaq: Klärt mich mal auf ...

Der Kamiq ist das kleinste SUV von Skoda, den Stammbaum teilt er sich mit dem VW Polo und T-Cross. Aber der Kamiq ist typisch Skoda ein wenig größer, nämlich 4,24 Meter lang. Zusammen mit dem Radstand von 2,65 Meter sorgt das innen für einen echten Aha-Effekt. So viel Platz im Fond trotz immer noch verkehrsgerechter Abmessungen! 

Nur beim Blick in den Kofferraum wird man etwas ernüchtert: Bedingt durch die CNG-Tanks bietet der Kamiq G-Tec hier lediglich 278 bis 1.273 Liter Volumen. Normal sind 400 bis 1.395 Liter. Massiv spürbar ist das aber nicht, das Gepäckabteil baut schlicht etwas flacher. Von außen deutet bis auf das Logo am Heck nichts auf den alternativen Antrieb hin: Formal wirkt der Kamiq gefällig, Sachlichkeit ist Trumpf.

Das setzt sich innen fort: Wohltuend verzichtet Skoda hier auf digitale Exzesse, das optionale "Virtual Cockpit" ist für den Kamiq G-Tec auch gar nicht erhältlich. Anders als im neuen VW Golf und dessen Brüdern benötigt man kein Informatikstudium für das Armaturenbrett. Alle Bedienelemente erklären sich von selbst, Chromelemente lassen den Innenraum tatsächlich hochwertiger wirken als beim Golf 8.

Nett sind auch die typischen "Simply Clever"-Features: Der Regenschirm in der Fahrertür ist immer serienmäßig, nicht minder praktisch ist der kleine Abfalleimer in der Türtasche. Er kostet aber extra, nicht so der Tickethalter an der Windschutzscheibe und der Eiskratzer im Tankdeckel.

Fährt es sich mit Erdgas anders?

Im Fall des Skoda Kamiq G-Tec: Nein. Der aufgeladene 1,0-Liter-Dreizylinder mit 90 PS zeigt sich exzellent gedämmt. Nur bei hartem Druck auf das Gaspedal ist eine kernige Klangnote heraushörbar. Prima auf den Motor abgestimmt ist die manuelle Sechsgang-Schaltung. Angesichts der leisen Geräuschkulisse vergisst man mehr als einmal hochzuschalten. 

Im Vergleich zum Seat Arona mit dem gleichen Motor, den wir vor gut einem Jahr im Test hatten, fährt sich der Kamiq G-Tec wesentlich elastischer und flotter. Auf der Autobahn wird er zwar nicht zum brutalen Beschleuniger, aber er zieht solide in Richtung 160. Von null auf 100 gibt Skoda 12,5 Sekunden an, der "normale" 1.0 TSI mit 95 PS braucht dafür 11,1 Sekunden. Aber um es ganz deutlich zu sagen: Lahm fühlt sich der Gas-Kamiq nicht an.

Da wir in Zeiten von Corona unseren Testwagen nur gut drei Stunden zur Verfügung hatten, lassen sich natürlich keine verlässlichen Angaben zum Verbrauch machen. Skoda gibt 3,5 Kilogramm auf 100 Kilometer an, der Bordcomputer nannte uns mit recht viel Autobahnanteil 5,3 Kilogramm. 

Der Kamiq G-Tec besitzt jeweils drei miteinander verbundene CNG-Tanks mit einer Kapazität von 13,8 Kilogramm plus einen neun Liter großen Benzintank. Ausschließlich mit Erdgas betrieben, legt der Kamiq bis zu 410 Kilometer zurück. Ist der CNG-Vorrat einmal erschöpft, schaltet die Technik automatisch in den Benzinmodus um. Mit dem Kraftstoff aus dem Benzintank können bis zu 220 weitere Kilometer gefahren werden.

So erzielen die Modelle auch in Regionen ohne Erdgastankstellen einen ordentlichen Aktionsradius. Die Gesamtreichweite beträgt etwa 630 Kilometer. Rund 900 Erdgas-Tankstellen gibt es derzeit in Deutschland. 

Und wie viel kostet der Kamiq G-Tec mehr?

Bei 1.400 Euro liegt der Aufpreis vom Kamiq G-Tec gegenüber dem konventionellen 1.0 TSI. Schon deswegen wäre eine staatliche Förderung keine schlechte Sache. Im Jahresmittel 2019 war CNG-Kraftstoff gut 30 Cent günstiger als Super, aktuell ist der Abstand Corona-bedingt stark zusammengeschmolzen.

Trotzdem: Wegen der größeren Energiedichte von CNG müsste der Preis für ein Liter Super schon auf 74,6 Cent respektive für Diesel auf 83,9 Cent fallen, um mit dem aktuellen deutschen Durchschnittspreis für 1 kg CNG (laut ADAC) mitzuhalten. Wer also eine Erdgas-Tankstelle in seiner Nähe hat, sollte den Kamiq G-Tec im Blick haben, zumal es nicht mehr viele Hersteller gibt, die im Programm haben. 

Los geht der Skoda Kamiq G-Tec bei 22.500 Euro als bereits akzeptabel ausgestatteter "Ambition". Unser Tipp ist aber "Style", für 2.000 Euro mehr sind hier eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine Sitzheizung, mehr Chrom innen, 17-Zoll-Alufelgen und ein 8-Zoll-Infotainment mit "SmartLink" an Bord. Dank letzterem können Sie sich per Smartphone lotsen lassen und so das relativ teure Werks-Navi links liegen lassen.

Das gesparte Geld kann sinnvoll in das Komfort-Paket mit elektrischer Heckklappenbetätigung (620 Euro), den adaptiven Tempomat (ACC, 390 Euro) und Parksensoren vorn (310 Euro) investiert werden. LED-Scheinwerfer hat übrigens jeder Kamiq serienmäßig.

Fazit: 8/10

Unter den raren Angeboten der Hersteller in Sachen Erdgasautos zählt der Skoda Kamiq G-Tec zu den besten. Er macht jene Kunden glücklich, die eine CNG-Tankstelle in ihrer Nähe haben. Und falls nicht: Auch die konventionellen Kamiq sind eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wert.   

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