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Skoda Kodiaq RS (2022) im Test: Jetzt mit 245-PS-Benziner

Der Bi-Turbo-Diesel verabschiedete sich zum Facelift und das war eine gute Idee ...

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Bevor wir das eigentliche Thema dieses Artikels angehen - wir testen den Kodiaq RS und überprüfen, ob er durch das Facelift und den neuen Benzin-Motor besser geworden ist -, gibt's jetzt erst einmal was für die Kinnlade: Der Kodiaq ist erst 2016 auf den Markt gekommen und war damals das ERSTE SUV von Skoda. Wenn Sie einen sportlichen Bezug wünschen: In diesem Jahr wurde Nico Rosberg Formel-1-Weltmeister.

Und jetzt? Jetzt ist zwar schon lange Schluss mit Herr Rosberg, vom Kodiaq wurden weltweit aber insgesamt mehr als 600.000 Einheiten verkauft (Stand: März 2021). Neben dem optionalen Siebensitzer kamen noch der kleine Kamiq, der kompakte Karoq und seit kurzem auch der vollelektrische Enyaq iV im SUV-Programm der Tschechen dazu.

Da das softige Geländegänger-Angebot nun erst einmal vollständig zu sein scheint, kann bei dem SUV-Urgestein von Skoda in Form eines Facelifts nachgeschärft werden. Dabei hat man nach eigener Aussage "besonderes Augenmerk auf das emotionale Design und die aerodynamischen Eigenschaften des Kodiaq gelegt".

Was das bedeutet? Wir machen den Test! Und zwar anhand des vermeintlich sportlicheren Kodiaq RS, bei dem sich mit einem neuen Motor noch am meisten im Zuge der Überarbeitung getan hat.

Formal ändert sich nichts. Länge, Breite, Höhe, Radstand, Kofferraumvolumen und all die anderen Daten bleiben auf Vor-Facelift-Niveau. Zwei extra Sitze in einer dritten Reihe gibt es weiterhin optional. Optische Details ändern sich jedoch. So kommen ab sofort LED-Scheinwerfer zum Einsatz, die beim RS sogar serienmäßig als Voll-LED-Matrix-Einheiten ausgeführt sind. Am Heck sind LED-Rückleuchten für alle Ausstattungslinien obligatorisch. 

Zumindest sportlich aussehen konnte der Kodiaq RS übrigens auch schon vor der Überarbeitung, wie wir finden. Trotzdem wurde am Frontstoßfänger noch einmal nachgeschärft und die neuen 20-Zoll-Felgen mit herausnehmbaren Aero-Bauteilen zwischen den "Speichen" sehen auch irgendwie ungewöhnlich - aber auch trotzdem ziemlich cool - aus. Darüber hinaus bekommt das Modell wieder viele schwarze Akzente und die bekannten vRS-Embleme im dunklen Kühlergrill und auf der Heckklappe.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sitzt hinter dem Lenkrad nun ein Display. Dieses Virtual-Cockpit-Kombiinstrument misst 10,25 Zoll und ist für die meisten Modelle optional im Programm - nur im RS ist es serienmäßig.

Das ebenfalls optional erhältliche 575-Watt-Canton-Soundsystem verfügt nun über zehn statt acht Lautsprecher, zusätzlich zu dem Center-Lautsprecher im Armaturenbrett und dem Subwoofer im Kofferraum. Ansonsten halten sich auch hier die Updates in Grenzen. Alles wirkt allerdings ein klein wenig wertiger als zuvor.

Interessant ist, dass Skoda auch in Sachen Assistenzsysteme im Kodiaq nicht wirklich umfangreich nachrüstet. Deshalb machen wir es bei diesem RS-Test kurz: Das Modell kann im Prinzip alles an Autonomie (was das Gesetz erlaubt) und Konnektivität (was Ihr Smartphone erlaubt). Blöd. Wir haben ein altes Smartphone und fahren - vor allem im Falle des RS - irgendwie lieber selbst. 

Obwohl das vor dem Facelift nicht unbedingt der Fall war - also ... das mit dem "selbst fahren". Denn Skoda hat den Kodiaq RS zwar als Großraum-Sportwagen vermarktet, aber wirklich sportlich war er eben nicht. Der Diesel mit 240 PS und bärigen 500 Newtonmeter Drehmoment hat sich auf dem Datenblatt zwar ganz gut gelesen, aber wenn wir ehrlich sind, war das Gesamtwerk einfach zu träge und alles fühlte sich trotz RS-Badge immer zu schwerfällig und mach nach Familienkutsche an. Dynamik? Nein! Video-Beweis? Hier!

Nun ist Besserung in Sicht. Denn während alle anderen Kodiaq-Modelle mit den bekannten Motoren in die zweite Hälfte des Modellzyklus ziehen, gibt's für den RS ein neues Aggregat. Den Neuzugang unter der Haube kennen wir bereits aus dem Octavia RS. Es handelt sich um den 2,0-Liter-TSI-Benziner mit 245 PS und 370 Nm Drehmoment.

Fünf PS mehr Leistung stehen einem Drehmoment-Minus von 130 Nm gegenüber. Uff. Dafür spart der Motor 60 Kilogramm an Gewicht ein und das überarbeitete 7-Gang-DSG zieht noch einmal 5,2 Kilo von der Gesamtsumme ab. 

Wenn wir jetzt den quartettmäßigen Datenblatt-Vergleich zwischen Vorgänger und Facelift weiterführen, interessieren Sie sich höchstwahrscheinlich für so Dinge wie Leergewicht, Beschleunigungszeit, Höchstgeschwindigkeit und so weiter. Und ja: Der Benziner-RS ist leichter geworden (je nach Ausstattung bis etwa 90 kg), ist schneller auf Tempo 100 (rund 0,5 Sekunden) und packt mehr als 10 km/h auf die Endgeschwindigkeit. Trumpf, sticht!

Und was die objektiven Zahlen schon vermuten lassen, lässt sich auch auf unserer kurzen Testfahrt im Fahrverhalten wiederfinden. Alles wirkt direkter und agiler. Der Motor spricht ohne Verzögerung an und das DSG verrichtet eine vorzügliche Arbeit. Es ist zwar immer noch so, als würde man mit etwas Übergewicht versuchen, an den Parkour-Weltmeisterschaften teilzunehmen, aber zumindest hat der Kodiaq RS jetzt die Chance auf eine Teilnehmerurkunde.

Ebenfalls nett: Skoda schraubt das adaptive Fahrwerk serienmäßig in das jetzt wirklich etwas sportliche Modell der Kodiaq-Reihe. Das DCC ist im Vergleich zu dem gewaltigen Motor-Upgrade zwar ein nicht ganz so großer Zugewinn.

Der Sport-Modus ist aber trotzdem nicht schlecht, da er auf kurvigen Etappen den Hinterwagen zumindest teilweise besser vom verzögerten Aufschaukeln abhält und dem Allradantrieb in Sachen Grip eine große Stütze ist. Der Vorderwagen ist hingegen jetzt immer recht straff und sehnig, der Hintern schwabbelt noch ein wenig. Die Kombination ist stimmiger. Leichtfüßiger.

Einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: Der Diesel war sparsamer und man konnte ihn auch mit unter 10 Liter auf 100 km bewegen. Dafür halt nicht sportlich. Die neue Drehfreudigkeit in Otto-Form will aber auch begossen werden. Das Datenblatt weist zwar einstellige Verbräuche aus, Sie sollten aber stets mit zwei Stellen vor dem Komma rechnen.

Mit dem Tiguan R kann man den Kodiaq RS natürlich nicht vergleichen. Aber mit dem Tiguan Allspace 2.0 TSI 4Motion, den es in der stärksten Ausführung eben auch mit 245 PS und 370 Nm Drehmoment gibt. Und hier macht der RS in der Kategorie Agilität in jedem Fall das Rennen.

Auch wenn der VW mit 6,2 Sekunden von null auf Tempo 100 noch einmal 0,3 Sekunden schneller ist. Dafür wollen die Wolfsburger für das Modell in der R-Line aber auch gut 2.000 Euro mehr haben. Der Kodiaq RS ist ab sofort bestellbar. Und zwar ab 48.990 Euro. 

Fazit: 8/10

Freundinnen und Freunde der sportlichen Familientransporter in SUV-Form können endlich aufatmen: Der Skoda Kodiaq RS ist mit dem Wechsel von Diesel- zu Benzin-Betrieb deutlich besser geworden und die Dynamik-Marketingversprechen werden ab sofort besser gehalten als zuvor.

Ein Tiguan R ist der 245-Otto-PS-Kodiaq zwar immer noch nicht, dem stärksten Tiguan Allspace fährt er in Sachen Querdynamik jetzt aber davon. Auch preislich. Und etwas besser aussehen tut er sowieso. Finden zumindest wir. 

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