"Wo ist der Tank?" dachte Rallye-Champion Miko Marczyk vermutlich auf dem Weg von Lodz nach Paris und zurück
Der Dieselmotor verschwindet langsam von der Bildfläche. Selbst in Europa - einst die letzte Bastion der Selbstzünder - ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark eingebrochen. Auf dem Höhepunkt, Anfang der 2010er-Jahre, machten Dieselmodelle über 50 Prozent aller Neuwagenverkäufe aus - natürlich bevor der berüchtigte Skandal im Volkswagen-Konzern alles veränderte. Bis August dieses Jahres ist der Marktanteil bei Neuwagen laut dem europäischen Herstellerverband ACEA auf nur noch 8,3 Prozent geschrumpft.
Einer der Gründe für das langsame Dieselsterben ist, dass immer mehr Hersteller diese Motoren aus dem Programm nehmen, um die immer strengeren Emissionsvorgaben mit Hybridantrieben zu erfüllen. Trotzdem hält Skoda am geliebten TDI fest - unter anderem im Superb. Die Flaggschiff-Limousine (technisch ein Fließheck) hat jetzt sogar einen Guinness-Weltrekord aufgestellt, der einmal mehr beweist, dass der Diesel auf der Langstrecke noch immer unvergleichbar effizient ist.
Miko Marczyk, der Rallye-Europameister 2025, fuhr das Topmodell der tschechischen Marke über 2.831 Kilometer ohne einmal zu tanken. Sein Auto war ein serienmäßiger Superb, lediglich ausgestattet mit rollwiderstandsarmen Reifen und Tieferlegungsfedern aus der Sportline-Version. Die Bodenfreiheit wurde um 15 Millimeter reduziert, um die Aerodynamik zu verbessern - ansonsten blieb alles original.
Um seine Chancen auf den Rekord zu maximieren, füllte Marczyk den 66-Liter-Tank seines Privatwagens bis zum Rand. Wie zu erwarten, ging der 29-jährige Pole äußerst behutsam mit dem Gas um. Seine Route führte ihn von Lodz in Polen durch Deutschland und Frankreich bis nach Paris, Über die Niederlande, Belgien und erneut Deutschland ging es dann zurück nach Polen - bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 80 km/h. Für jemanden, der beruflich seinen Fabia RS Rally2 an die Grenzen treibt, war das wohl eine echte Geduldsprobe.
Aber ausgezeichnete Fahrer definieren sich eben nicht über Geschwindigkeit, sondern über Effizienz je nach Disziplin. Der Superb kam im Schnitt auf gerade einmal 2,61 Liter pro 100 Kilometer - deutlich besser als der von Skoda kommunizierte offizielle Wert von 4,8 Litern. Auf einem Abschnitt durch Frankreich half ihm sogar Rückenwind, sodass er über 200 Kilometer hinweg nur 2,2 Liter verbrauchte. Die "kleinen" 16-Zoll-Räder und das relativ geringe Gewicht von 1.590 Kilogramm spielten ihm dabei zusätzlich in die Karten.
Das getestete Modell war ein frontgetriebener Superb mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, der konsequent im Eco-Modus bewegt wurde. Dass Marczyk das volle Potenzial des 2,0-Liter-TDI mit 150 PS und 360 Newtonmetern Drehmoment nicht ausschöpfte, versteht sich von selbst.
Ein Begleitfahrzeug fuhr einige Kilometer voraus, um Verkehrssituationen durchzugeben - so konnte der Rallye-Profi Bremsen vermeiden und besonders gleichmäßig rollen. Ein Vorteil natürlich, den wir Otto-Normal-Fahrerinnen wohl nicht genießen dürfen.
Trotz des neuen Rekords will Marczyk noch einen draufsetzen. Sein nächstes Ziel: 3.000 Kilometer mit einer Tankfüllung. Er hält das für machbar, da die bisherige Fahrt über lange Steigungen führte und er nachts bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unterwegs war. Außerdem glaubt er, dass Premium-Diesel seine Chancen auf die 3.000-Kilometer-Marke erhöhen könnte.
Trotz dieser Effizienz baut der Volkswagen-Konzern Dieselmotoren langsam ab. In kleineren Modellen wie Polo oder Fabia sind sie bereits Geschichte auch im T-Roc hat sich der Diesel zur neuen Generation verabschiedet - geblieben sind sie beispielsweise nur noch im Golf, Octavia und größeren Fahrzeugen.
Bis 2035 werden sich klassische Verbrenner durch Emissions- und Flottenauflagen und dem geplanten CO2-Ausstoßverbot wohl vollends in Neuwagen verabschieden. Realistisch betrachtet dürfte der Diesel im Pkw-Segment ohnehin kaum bis Mitte der 2030er-Jahre überleben. Elektrofahrzeuge werden zudem immer reichweitenstärker. Da wird irgendwann auch ein Diesel nicht mehr mithalten können.