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Audi A1 35 TFSI (2021) im Test: San Frantschüssko

Einen Nachfolger wird es nicht geben. Gut so oder schade drum?

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Geschichte wiederholt sich, aber manchmal unter anderen Vorzeichen. 1974 brachte Audi mit dem 50 recht früh einen modernen Kleinwagen auf den Markt. Entfeinert wurde er ein Jahr später zum VW Polo, dessen Erfolgsgeschichte allseits bekannt ist. Bereits 1978 verschwand der Audi 50 nach gut 181.000 gebauten Exemplaren wieder aus dem Programm.

Über drei Jahrzehnte später strickte VW den damaligen Polo zum Audi A1 um und brachte ihn 2010 auf den Markt. Mit Erfolg: In acht Jahren entstanden über 900.000 Fahrzeuge, 2018 folgte die zweite Generation auf MQB-Basis als ausschließlicher Fünftürer. Dabei wird es wohl bleiben, denn Audi-Boss Markus Duesmann hat schon durchblicken lassen, dass der A1 keinen Nachfolger bekommt. 

Zumindest nicht direkt, was allerdings auch für die A1-Brüder Seat Ibiza, Skoda Fabia und VW Polo gelten dürfte. Elektro statt Verbrenner lautet die Devise bis 2030, mit der Studie ID. Life gab VW auf der diesjährigen IAA in München schon einen Vorgeschmack, wohin die Reise geht. 2025 kommt die Serienversion mindestens als VW und Cupra. Lange Rede, kurzer Sinn: Sollte man sich noch einen klassischen A1 sichern? Zu diesem Zweck haben wir uns den 35 TFSI kommen lassen. 

Was ist das?

Ziemlich gelb rollt der 4,03 Meter lange A1 Sportback 35 TFSI S tronic (so der vollständige Name) auf den Hof. Genauer gesagt: Pythongelb Metallic plus Dach in Manhattangrau Metallic für 550 Euro extra. Doch auch ohne diese grelle Farbe steht der A1 gut da. Hier die drei Pseudo-Luftschlitze über dem Grill, dort markant geformte Heckleuchten. Apropos: LED-Scheinwerfer und dynamisches Blinklicht hinten sind in der von uns getesteten Advanced-Ausstattung serienmäßig. 

Auch das Cockpit gefällt mit seiner dem Fahrer zugewandten Anordnung. Leider hat Audi seit 2018 nichts an der Materialgüte optimiert. Die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel, aber viel einfacher Kunststoff passt einfach nicht zum markeneigenen Premiumanspruch. Drastischer formuliert: Hartplastik bekomme ich auch in einem halb so teuren Dacia Sandero nett angerichtet. 

Pluspunkte sammelt der A1 mit seinem ausgezeichneten Platzangebot: 2,56 Meter Radstand kommen vor allem den Fondpassagieren zugute, die dort kaum schlechter logieren als in einem A3. Auch der 335 Liter große Kofferraum ist aller Ehren wert. Wer einen geräumigen Kleinwagen sucht, kommt an den MQB-Modellen aus dem Volkswagen-Konzern kaum vorbei.  

Wie fährt er sich?

Unter dem Blech verrichtet ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS Leistung seinen Dienst, immer mit dabei ist ein DSG mit sieben Gängen. Im Alltagsbetrieb fällt das träge Anfahrmoment auf, der 35er-A1 kommt erst mit einer Gedenksekunde aus den Puschen, um dann flott vorwärts zu stürmen. Dieser Punkt ist jedoch nicht unbedingt dem A1 anzukreiden, generell weisen viele DSG aus dem VW-Konzern diese Marotte auf. Trotzdem könnte das A1-DSG aber geschmeidiger arbeiten. 

Apropos geschmeidig: Das Abrollverhalten unseres Testwagens empfand ich als sehr straff. Ob es an der Verbundlenker-Hinterachse lag oder der Bereifung in 215/45 R17 (plus 150 Euro)? Oder am Dynamikpaket (950 Euro), bei dem ein Sportfahrwerk mit schaltbaren Dämpfern inklusive ist? Irgendwo muss das "Sport" in Sportback wohl herkommen.

Verbrauch und Preis

Was sagt der Verbrauch? 5,0 Liter sind es laut Audi offiziell, wir lagen in einem Bereich zwischen 5,6 und 7,9 Liter. Um die sechs Liter erscheinen daher realistisch. Achillesferse des A1 ist seine Preisgestaltung. Der 35er kostet mindestens 26.500 Euro, unser Testwagen kostete knapp 36.900 Euro. Und zwar ohne Parkpiepser vorne und Rückfahrkamera! Dafür bekommt man auch schon einen nicht mal ärmlich ausgestatteten A3 35 TFSI S Tronic. 

Fazit: 7/10

Braucht man einen Audi A1? Der Vernunftkäufer sagt "Nein", der Audi-Fan sicherlich "Ja". Der A1 ist fraglos ein adretter und als 35 TFSI auch ein flotter Erstwagen. Doch er ist zu teuer, da es den gleichen Antrieb auch in den anderen Kleinwagen des Volkswagen-Konzerns gibt. Man bezahlt den Namen Audi mit, ohne dafür überall Premium zu bekommen.    

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