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Alpine A290 GT Premium (2025) im Test: Viel Show, wenig Spitze

Lohnt sich überhaupt der Mehrpreis gegenüber dem normalen Renault 5?

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491 zu 5.981. So steht es im bisherigen Jahresverlauf 2025 bei den Neuzulassungen in Deutschland zwischen der Alpine A290 und ihrem zivilen Bruder, dem Renault 5 Electric. Ein Ladenhüter also? Oder ein verkanntes Talent? Das wollten wir genauer wissen und über einen längeren Zeitraum er-fahren.

Mit der A290 GT Premium wagt Alpine den Einstieg in die elektrische Kompaktklasse. Und hat durchaus seine Fans. Etwa Kollegen Jörg, der von der Alpine auf Bildern begeistert war. Er will sich automobil verkleinern, aber flott unterwegs sein. Da passt die A290 (hier unser erster Test) durchaus in sein Raster. Doch bei aller optischen Präsenz bleibt die Frage: Reicht der Fahrspaß, um den Aufpreis gegenüber dem technisch verwandten Renault 5 zu rechtfertigen - oder ist ein VW Polo GTI die vernünftigere Wahl?

Alpine A290 GT (2025) im Test

Hier zunächst einige Daten des Testwagens, den uns Renault schickte:  

Modell Alpine A290 GT Premium (2025)
Länge / Breite / Höhe / Radstand 3.997 / 1.823 / 1.512 / 2.534 mm
Antrieb fremderregter Synchron-Elektromotor
Leistung 130 kW (177 PS)
max. Drehmoment 285 Nm
0 - 100 km/h 7,4 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Leergewicht 1.479 kg
Batteriekapazität 52 kWh
Reichweite 377 km
Verbrauch 16,0 kWh/100 km (WLTP)
Ladeleistung 11 kW (AC), 100 kW (DC)
Grundpreis 41.700 Euro

Exterieur

Die A290 versteht sich als sportlicher Ableger des kommenden Renault 5, tritt aber mit deutlich mehr Eigenständigkeit auf. Schon auf den ersten Blick wird klar: Diese Alpine sucht nicht nach Zurückhaltung. Breite Schweller im Stil des alten R5 Turbo, markante X-förmige Tagfahrlichter und kleine Trikolore-Details vermitteln Rennsportstimmung im Kleinformat. Und die Leute gucken durchaus hin ...

Im Fall unserer GT-Premium-Ausstattung sind 19-Zöller mit blauen Bremssätteln serienmäßig, ebenso eine blaue Zierleiste entlang der Seitenfenster. Die französische Flagge an der C-Säule kostet 50 Euro Aufpreis. 100 Euro werden für die blaue Lenkradnabe fällig, 900 Euro für das "Alpine Vision Blau". 

Interieur

Im Innenraum zeigt sich die A290 GT Premium von ihrer besten Seite und wird dem Zusatznamen durchaus gerecht. Hochwertige Materialien, teils in Nappaleder ausgeführt, prägen den ersten Eindruck. Das Dach weist ein fühlbares Muster auf, das Lenkrad bietet farbige Regler für Rekuperation und Fahrmodi, und die Ambientebeleuchtung passt sich automatisch dem gewählten Fahrmodus an. Das alles wirkt durchdacht und hebt die Alpine klar vom Renault 5 ab. Wie schon im R5 exzellent: Die werksseitige Nutzung von Google Maps bei der Navigation. 

Bilder von: InsideEVs.de

Die Platzverhältnisse sind ordentlich. Vorne finden Fahrer und Beifahrer genügend Raum, vom Renault 5 bereits bekannt ist das eher knappe Platzangebot im Fond. Der Kofferraum bietet mit 300 Liter Volumen im Normalzustand klassentypische Maße - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Angesichts des Fahrzeugsegments ist das in Ordnung.

Antrieb und Fahrverhalten

Unter der Haube arbeitet ein Elektromotor mit 130 kW Leistung. Damit hat die A290 GT Premium ordentlich Kraft, vor allem im Stadtverkehr und auf Landstraßen. Die Beschleunigung ist spontan, das Ansprechverhalten direkt. Eine Launch-Control sorgt für dynamische Starts, doch der Reiz nutzt sich schnell ab. Nach den ersten ein, zwei Versuchen bleibt die Funktion ungenutzt, weil sie im Alltag kaum Relevanz hat.

Ein ähnliches Bild bieten die sogenannten "Challenges" im Bordmenü: kleine fahrerische Aufgaben mit Motorsportbezug. Nett gedacht, um die Alpine-DNA zu betonen, aber mehr als ein kurzweiliges Gimmick sind sie nicht. Wesentlicher Knackpunkt des "kleinen" Antriebs mit 130 kW (es gibt auch noch 160 kW) ist seine Beschleunigung. Mit 7,4 Sekunden kann er sich kaum von den 8,0 Sekunden des Renault 5 mit 110 kW abheben. Kein Wunder bei nur 20 kW respektive 27 PS mehr Leistung. Da stellt sich schon die Frage, warum man zu genau dieser A290 greifen sollte. 

Die Reichweite lag im Test mit 344 Kilometern im soliden Mittelfeld, der Verbrauch allerdings höher als die werksseitigen 16,0 kWh - was bei sportlicher Fahrweise kaum überrascht. Wir kamen teils auf über 20 kWh. Die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h bleibt der Punkt, an dem sich die Geister scheiden. Für ein Auto, das sich als kleiner, kompromissloser Sportler versteht, wirkt diese Begrenzung zu defensiv. Dazu kommt der künstliche Motorsound, der ab dem Fahrmodus "Normal" ertönt. Er bringt zwar ein Schmunzeln, klingt aber zu synthetisch, um echte Emotionen zu erzeugen.

Preis und Zielgruppe

Mit mindestens 41.700 Euro ist die A290 GT Premium kein günstiger Einstieg in die Elektrowelt. Aktuell gibt es aber recht interessante Leasingraten, um den Absatz anzukurbeln. Aber es bleibt dabei, auch und gerade mit Blick auf den Renault 5: Sie ist ein Auto, das man wollen muss. Alpine zielt erkennbar auf eine junge, urbane Käuferschicht zwischen 18 und 29 Jahren, die Design, Marke und Exklusivität schätzt.

Doch realistisch betrachtet wird die Kundschaft älter sein. Wahrscheinlicher ist, dass der typische Käufer ein "junggebliebener" Mitdreißiger ist, der sich mit dem Wagen ein emotionales Spielzeug für den Alltag gönnt - ein Auto für den Weg zum Bäcker, aber mit Stil.

Offene Fragen

Ein Blick ins Modellportfolio wirft Fragen auf: Zwischen der stärksten Alpine A290 GTS (rund 45.000 Euro) und dem extrem teuren Renault 5 Turbo 3E (etwa 160.000 Euro) klafft eine große Lücke. Wieso positioniert Alpine kein weiteres Modell im Bereich zwischen 60.000 und 80.000 Euro? Ein stärkeres Derivat mit rund 250 PS könnte das Angebot sinnvoll ergänzen - und Enthusiasten abholen, denen die A290 GT Premium zu zahm erscheint.

Fazit

Die Alpine A290 GT Premium überzeugt durch markantes Design, hochwertige Anmutung und einen kraftvollen Antrieb. Sie bringt Emotionen ins Elektrosegment, bleibt aber technisch und konzeptionell begrenzt. 130 kW Leistung und 160 km/h Spitze sind respektabel, doch für den Anspruch eines echten Sportlers zu wenig. Zumal für fast 9.000 Euro mehr als beim stärksten R5, der kaum langsamer ist.

Wer ein auffälliges, detailverliebtes und gut verarbeitetes Elektroauto sucht, wird hier fündig. Wer aber mehr Dynamik als Design erwartet, wird woanders glücklicher.

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