Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

Ford Scorpio (1985-1994): Der Granada-Nachfolger wird 40

Das Fließheck sorgte für Diskussionen, das serienmäßige ABS für Aufsehen

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

1985: Boris Becker siegt sensationell in Wimbledon, Michail Gorbatschow wird neuer starker Mann der Sowjetunion. Und auch Ford sorgt für Aufsehen: Im März 1985 stellt man den Scorpio als Nachfolger des Granada vor, der Marktstart folgt im Sommer. Wie schon drei Jahre zuvor beim Wechsel vom Taunus zum Sierra gibt man sich auch jetzt sehr progressiv: Fließheck statt Stufenheck plus eine windschnittige Gestaltung.  

Der Scorpio soll ursprünglich "Lugano" heißen, doch das erscheint den Machern dann doch zu spießig. "Scorpio" soll ein modernes und kraftvolles Image vermitteln. In Großbritannien und Irland behält Ford bis 1994 den Namen Granada bei, da dieser im dortigen Markt fest verankert ist. Lediglich Oberklassevarianten werden als Granada Scorpio verkauft. Die Schrägheckform des Scorpio trifft dort auf eine besonders konservative Kundschaft und findet nur begrenzte Akzeptanz.

Ford Scorpio (1985-1994)

Wie gehabt setzt Ford auf Hinterradantrieb, ergänzt durch zeitweise verfügbare Allradvarianten. Grundlage der Entwicklung ist eine verlängerte Version der Sierra-Plattform, über die Ford den Übergang zwischen D- und E-Segment anstrebt. Die Vorstellung erfolgt im März 1985, der Marktstart folgt im Sommer desselben Jahres. Der Scorpio erhält 1986 die Auszeichnung "Auto des Jahres" und ist der erste europäische Großserienwagen mit serienmäßigem ABS.

Die Preise beginnen zum Modelljahr 1986 bei 24.560 DM für den Scorpio 1.8 CL mit 90 PS. Ein faires Angebot, schließlich ist ein gleich starker, aber kleinerer VW Passat nicht viel günstiger. Man lobt das Fahrwerk und das bequeme Raumangebot samt großem Kofferraum (440 bis 1.350 Liter). Je nach Motorisierung reicht eine Tankfüllung für gut 750 Kilometer. Gemäkelt wird am 2,9-Liter-V6, der zwar drehfreudig agiert und spontan Gas annimmt (13,8 Sekunden auf 100 übrigens), aber bei höheren Drehzahlen rau und laut wirkt. Zudem sei die Vierstufen-Automatik unausgewogen.  

Der Scorpio tritt zunächst ausschließlich als Schräghecklimousine auf. Dieses "Aero-Heck" spiegelt den aerodynamischen Designansatz wider, der bereits beim Sierra verfolgt wird. "Dezent-futuristisch" nennt es damals die Fachpresse. Das Angebot erweist sich jedoch als zu eng gefasst, denn in der Zielgruppe sind klassische Stufenheckmodelle weiterhin gefragt.

Bilder von: Ford

Deshalb ergänzt Ford im Dezember 1989 eine Limousine mit Stufenheck (der Sierra bekommt eine solche schon 1987). Im März 1992 folgt der Kombi Turnier, der zugleich mit einem Facelift eingeführt wird. Dieses greift Elemente auf, die später auch beim Mondeo umgesetzt werden. Insgesamt entstehen etwa 850.000 Scorpio. Damit bleibt die Baureihe hinter der Stückzahl von Granada und Consul, die zuvor auf rund 1,6 Millionen Einheiten kommen.

Die Benziner decken einen Bereich von 1,8 bis 2,9 Litern Hubraum ab, darunter V6-Aggregate mit 2,4 und 2,9 Liter Hubraum. Hinzu kommen 2,5-Liter-Dieselmotoren, zunächst von PSA, ab 1993 von VM Motori. Bedeutende Motoren sind der ab 1989 angebotene 2,0-Liter-DOHC mit 88 kW, der 1992 zur Versicherungseinstufung auf 85 kW angepasst wird, sowie der 2,9-Liter-V6 mit 107 kW. Ab Herbst 1991 erhält die Baureihe einen 2,9-Liter-24V-Motor von Cosworth, der 143 kW und ab 1994 152 kW leistet. Er ist ausschließlich mit Automatikgetriebe erhältlich. Ab Baujahr 1992 sind alle Benzinmotoren E10-tauglich.

Im Verlauf der Produktionszeit erweitert Ford die Sicherheitsausstattung. Ab 1994 verfügen alle Modelle über Fahrer- und Beifahrerairbags, ab Frühjahr 1998 auch über Seitenairbags. Das Platzangebot liegt über dem Klassendurchschnitt, besonders im Fond. Zu den Ausstattungsvarianten zählen CL, GL und Ghia sowie Sondermodelle wie Saphir (1991-1992) und Topas (1993-1994). Mit dem Facelift 1992 werden CL zu CLX und GL zu GLX umbenannt.

Der Scorpio ist in mehreren Karosserieformen und Abmessungen verfügbar. Die Baureihe erreicht je nach Variante eine Länge zwischen 4.630 und 4.745 Millimetern. Die Breite liegt durchgängig bei 1.766 Millimetern, die Höhe bei 1.450 Millimetern. Der Radstand beträgt 2.761 Millimeter. Das Leergewicht variiert zwischen 1.200 und 1.475 Kilogramm. 

Auch außerhalb Europas ist der Scorpio zeitweise präsent. Zwischen 1988 und 1989 wird er über die Marke Merkur in den USA angeboten. Diese Marke entsteht 1985 für den Import ausgewählter europäischer Ford-Modelle. Der Scorpio erscheint dort parallel zum Sierra-Ableger XR4 Ti. Die Vermarktung bleibt jedoch begrenzt, da Merkur Schwierigkeiten hat, sich klar von der Marke Mercury abzugrenzen. 1989 stellt Ford die Marke ein.

Zurück zu unserem Scorpio: 1994 folgt ein optisch eher bizarrer neuer Scorpio, der unter dem Blech aber das gleiche Auto bleibt. Der Verkaufserfolg bleibt aus, hier kann Opel mit dem zeitgleich erschienenen Omega B mehr punkten. Mit dem Produktionsende 1998 endet die Baureihe ohne direkten Nachfolger.

© Motor1.com