Peugeot 607 (2000-2010): Klassiker der Zukunft?

Die letzte Oberklasse-Baureihe der Marke wird jetzt 25 Jahre alt

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604, 605 und schließlich 607: Die Baureihen mit der Zahl 6 am Anfang markieren stets die Spitze im Pkw-Programm von Peugeot. Aber ihr Schicksal ist leider immer gleich: Hohe Stückzahlen erreichen die Limousinen nicht. So auch ihr letzter Vertreter, der vor 25 Jahren auf den Markt kommt.

Der Peugeot 607 wird von 2000 bis 2010 produziert und bildet über ein Jahrzehnt hinweg das Flaggschiff der Marke. Er ersetzt den Peugeot 605, basiert auf dessen Chassis, teilt jedoch nicht die Plattform des Citroën C6. Als weltweit erste Serien-Diesellimousine ist der 607 serienmäßig mit einem Rußpartikelfilter ausgestattet. Das Design stammt von Murat Günak, der auch den Peugeot 206 CC und die Modelle von Togg verantwortet hat.

Peugeot 607 (2000-2010)

Der 607 verfügt über eine Vorderachse mit zwei halben MacPherson-Federbeinen und entkoppelter Stabilisatorstange, die Hinterachse nutzt Doppelquerlenker mit auseinanderlaufenden Achsen. Die V6-Varianten erhalten ein radweise geregeltes Dämpfungssystem. Die Verarbeitung übertrifft die des 605 deutlich, dennoch bleibt der kommerzielle Erfolg zunächst begrenzt.

Imageprobleme und das Fehlen starker Dieseltriebwerke wirken sich auf die Verkaufszahlen aus, bis der V6 HDi eingeführt wird. Trotz guter Fahrdynamik kann der 607 den Rückgang der französischen Oberklasse nicht stoppen, sein klassisches Design ist jedoch erfolgreicher als das des Renault Vel Satis oder des Citroën C6.

Der Peugeot 607 debütiert im September 1999 auf der IAA in Frankfurt. Nach den Misserfolgen der Vorgänger 604 und 605 liegt der Fokus auf einem leistungsfähigen und zuverlässigen Fahrzeug mit modernem Design, hochwertiger Innenausstattung und kompletter Ausstattung, um die etablierten europäischen Oberklassemodelle herauszufordern. Die Produktion beginnt im Werk Sochaux und wird Anfang 2009 nach Rennes verlagert. Der Gesamtaufwand für das Projekt beträgt 559,6 Millionen Euro.

Das Design orientiert sich am 1997 präsentierten Konzeptfahrzeug Nautilus und wirkt modern sowie aerodynamisch. Mit einer Länge von 4,90 Metern übertrifft der 607 seinen Vorgänger um 14 Zentimeter. Der Innenraum ist schlicht und hochwertig gestaltet, das Armaturenbrett mit Kunststoffoberfläche simuliert Leder, die Instrumentierung erfolgt über fünf runde Anzeigen inklusive Bordcomputer. Fahrer- und Passagierkomfort sind hoch, die Rückbank bietet ausreichend Platz für drei Erwachsene, der Kofferraum fasst 481 Liter.

Ab Werk verfügt der 607 über ABS, Front- und Seitenairbags, ESP, Klimaanlage, CD-Radio und elektrische Fensterheber, Lederpolster und Schiebedach sind optional. Die Technik basiert auf der Plattform des 605, inklusive Frontantrieb, MacPherson-Vorderachse und Doppelquerlenker-Hinterachse. Die Bremsanlage stammt von Brembo. Die Felgen haben anfänglich 15 Zoll, werden nach kritischer Pressebewertung auf 16 Zoll vergrößert und später optional auf 17 Zoll erweitert.

Motorenseitig bietet der 607 in der ersten Phase drei Varianten: einen 2,2-l-16V-Benziner mit 160 PS, einen 3,0-l-V6-Benziner mit 207 PS und einen 2,2-l-HDi-Dieselmotor mit 136 PS. 2004 erfolgt eine Modellpflege mit dezenten optischen Änderungen und der Einführung des V6 Bi-Turbo-HDi mit Sechsgang-Automatik. Dieses Triebwerk nutzt zwei Turbolader mit variabler Geometrie, piezoelektrische Injektoren und einen wartungsfreien Rußpartikelfilter vor 200.000 km. Weitere Motorisierungen umfassen HDi-Dieselvarianten von 110 bis 270 PS sowie Benziner von 160 bis 211 PS.

Technische Innovationen setzen Maßstäbe: Bereits 2000 stattet Peugeot den 607 serienmäßig mit dem FAP-Rußpartikelfilter aus. Die Funktionssicherheit des Systems zeigt eine europäische Langstreckenfahrt des Franzosen Philippe Couesnon, der 2001 mit einem 607 HDi FAP innerhalb von 355 Tagen 500.000 Kilometer zurücklegt. Der ADAC bestätigt die Zuverlässigkeit des Filters.

2003 erhält der 607 als erstes Importfahrzeug in Deutschland eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung. 2005 führt Peugeot einen V6-HDi-Motor ein, den ersten Sechszylinder-Diesel der Unternehmensgeschichte, mit wartungsfreiem FAP-System. Zusätzlich ergänzt ein sequenzielles Sechsgang-Automatikgetriebe das Angebot für die V6-Versionen.

Der Peugeot 607 Paladine stellt eine besondere Variante dar. Als spektakulärstes und zugleich kurzlebigstes Präsidentenfahrzeug der Fünften Französischen Republik wird es 2007 für Nicolas Sarkozy ausgewählt. Auf Basis des 2000 auf dem Genfer Autosalon vorgestellten Konzeptfahrzeugs wird der über fünf Meter lange 607 Paladine von Heuliez zu einem Landaulet mit versenkbarem Glasdach für die Rücksitze umgebaut.

Der Innenraum entsteht bei Hermès, ausgestattet mit blauem und cremefarbenem Leder, Bar, zwei elektrisch verstellbaren Sesseln und einem Klappsitz. Am 16. Mai 2007 fährt Sarkozy damit über die Champs-Elysées. Trotz der Eingriffe bleibt die Grundlinie des 607 erhalten. Das Tankvolumen schrumpft auf sechs Liter, das Gewicht erhöht den Energiebedarf, weshalb das Fahrzeug nach kurzer Zeit aus dem Einsatz genommen wird.

Die Produktion des 607 endet im Sommer 2010 nach 168.875 gebauten Exemplaren. Ersatzprojekte wie der W31 oder W35, teils mit Coupé-Elementen und Pininfarina-Design, werden aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisiert. Seine Nachfolge übernimmt der Peugeot 508, der länger als der 407, aber kürzer als der 607 ist.

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