VW nimmt PowerCo-Zellfabrik in Salzgitter in Betrieb

Die Produktion der ersten NMC-Einheitszellen hat begonnen; im ersten Schritt sollen bis zu 20 GWh jährlich gefertigt werden können.

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Am heutigen 17. Dezember hat PowerCo, die Batteriesparte des VW-Konzerns, ihr Zellwerk Salzgitter in Betrieb genommen. In der "Gigafabrik" wurden bereits die ersten Einheitszellen made in Europe produziert. Der Produktionsanlauf markiere einen Meilenstein für den Volkswagen Konzern und die europäische Batterieindustrie, so der Konzern.

Die VW-Tochter produziert nun Batteriezellen in Europa, was die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern verringert. Konzernchef Oliver Blume sagte: "Als erster europäischer Automobilhersteller haben wir eine eigene Entwicklung und Produktion von Batteriezellen aufgebaut. Damit stärken wir unsere Position und Unabhängigkeit im globalen Wettbewerb."

Die Zellen werden zunächst an die Konzernmarken ausgeliefert, wo sie für finale Tests in den Fahrzeugen verwendet werden sollen. Der Serieneinsatz soll 2026 in der Electric Urban Car Family beginnen. Dazu gehören der Cupra Raval, der VW ID. Polo, der VW ID. Cross und der Skoda Epiq. 

PowerCo soll rund 50 Prozent des Bedarfs an Einheitszellen liefern, die andere Hälfte soll nach wie vor von Zulieferern kommen. Die standardisierte Zelle ermöglicht den weltweiten Einsatz über alle Marken und Regionen hinweg und bietet Skaleneffekte, Kostenvorteile sowie technologische Flexibilität, so VW. Die Zellen können sowohl mit Lithium-Eisenphosphat-Chemie (LFP) als auch mit NMC (Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide) arbeiten; sogar Feststoffzellen wären möglich.

In Salzgitter werden Einheitszellen mit NMC-Chemie gefertigt. Gegenüber den bisher verbauten Zellen bietet diese prismatische Zelle rund 10 Prozent mehr Energiedichte, so VW. Sie ist für das Cell-to-Pack-System der neuen kleinen Elektroautos abgestimmt. Weitere Zellchemien sollen folgen, darunter auch die Einheitszelle mit LFP-Technologie.

Die Produktion der Einheitszelle wird 2026 schrittweise hochgefahren. Im ersten Schritt wird in Salzgitter eine jährliche Produktionskapazität von bis zu 20 GWh aufgebaut. Damit könnten etwa 250.000 Fahrzeuge bestückt werden. Bei Bedarf kann der Jahresausstoß auf bis zu 40 GWh ausgeweitet werden. Salzgitter dient als Vorbild für die nachfolgenden Gigafabriken in Valencia (Spanien) und St. Thomas (Kanada). Die Erfahrungen aus Salzgitter sollen von diesen Standorten genutzt werden.

Parallel zur Produktion wächst auch das Entwicklungszentrum in Salzgitter kontinuierlich weiter: Seit 2022 werden die Labor-, Test- und Entwicklungskapazitäten immer mehr erweitert. Anfang 2026 soll "ein weiteres Testfeld" in Betrieb genommen werden, so VW.

Der erste Spatenstich für das Werk erfolgte im Juli 2022. Das Betriebsgelände hat eine Fläche von 69.000 Quadratmetern; das entspricht etwa 10 Fußballfeldern. Das Werk soll auch neue Standards in Sachen CO₂-Fußabdruck setzen. Die Produktion erfolgt vollständig mit Strom aus Wind und Sonne. Das gilt auch für die energieintensiven Vorgänge in den Rein- und Trockenräumen.

Unter dem Strich

Vor knapp fünf Jahren beim VW Power Day im März 2021 hatte der damalige Konzernchef Herbert Diess noch sechs Gigafactories zur Produktion der Einheitszelle angekündigt. Inzwischen beschränkt man sich auf drei. Die erste davon hat nun den Betrieb aufgenommen, in Salzgitter. Damit eröffnet erstmals ein europäischer Autohersteller eine eigene Zellfabrik. Das ist Balsam auf die Seele der europäischen Politik, die seit Langem nach einer lokalen Zellfertigung ruft. 

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