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Test Porsche Macan GTS (2020): GLC 43-Gegner mit 2.9-V6 im Check

Die bessere (und viel günstigere) Alternative zum Macan Turbo?

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Was ist dieses überaus grüne Gefährt?

Eine Lackierung in Mambagrün inklusive mambagrüner Felgen passt vermutlich ganz hervorragend zum eher extrovertierten Charakter, den Porsche beim Macan GTS gegenüber dem Macan S oder Macan Turbo hervorheben will. Aber keine Sorge, Sie kriegen das Auto auch in weniger provokanten Farbkombinationen.

Immer dabei und im GTS ganz neu ist der 2,9-Liter-Biturbo-V6, den Sie als Porsche-Afficionado bereits aus dem Cayenne S oder dem Macan Turbo kennen. Er ersetzt den 3,6-Liter-Biturbo-V6 mit 360 PS und 500 Nm, ist also deutlich hubraumschwächer, aber gleichzeitig stärker. Im frisch geliftete GTS ist der Zweineuner aus modellpolitischen Gründen auf 380 PS und 520 Nm gedrosselt. Er leistet also 60 PS und 30 Nm weniger als im Turbo. Das ist, wie wir gleich sehen werden, relativ verschmerzbar. 

Auch sonst stellt sich zügig die Frage, warum es denn überhaupt noch einen Turbo braucht, wenn der GTS fast alles genauso gut kann, aber optisch mehr fetzt und in der Basis auch noch 14 Riesen weniger kostet? 

Ja genau, warum fahren nicht alle nur noch GTS?

Was fragen Sie mich? Ich bin unter 40 und mag Autos, die "besonders auf Sportlichkeit und Performance ausgerichtet" sind. Der laut Porsche "sportlichste Macan" unterscheidet sich durch ein adaptives PASM-Sportfahrwerk mit 15 Millimeter Tieferlegung und eigener, kernigerer Abstimmung für Federn, Dämpfer und Stabilisatoren. Außerdem kriegt er größer dimensionierte Stahl-Stopper (360 mm vorne, 330 mm hinten). Zu den Optionen zählen GTS-exklusiv ein Luftfahrwerk mit weiteren 10 mm Tieferlegung sowie ein Torque-Vectoring-System und zwei verschiedene Bremsen-Upgrades - die Bremsstaub-mindernde Wolframcarbid-Bremse und der gewaltige Carbon-Keramik-Anker. 

Und falls Sie - völlig zurecht übrigens - finden, dass Macan S und Macan Turbo seit der Ankunft der vermaledeiten Partikelfilter ein wenig arg zart tönen, dann dürfte Ihnen folgende Info ebenfalls gefallen: Beim GTS haben die Ingenieure etwas mehr Dämmwolle aus dem Auspufftrakt abgezwackt. Es darf nun also ein bisschen mehr Renitenz aus den vier schwarzen Endrohren entfleuchen.

Außerdem sieht der GTS mit seinen dickeren Schürzen, den speziellen 20-Zöllern (wie gesagt, sie müssen glücklicherweise nicht grün sein) und all den schwarzen Akzenten und abgedunkelten Leuchten irgendwie begehrenswerter aus. 

Fährt er denn auch so?

Die Unterschiede zu den übrigen Macan-Derivaten bewegen sich gefühlt im Nuancen-Bereich. Das gilt wohlgemerkt für Fahrten auf öffentlichen Straßen mit Geschwindigkeiten, die einem nicht sofort mehrere Jahre Knast einbrocken würden. Wie es im Grenzbereich aussieht, ist schwer zu sagen, aber vermutlich auch extrem irrelevant. Der GTS fühlt sich quer durch die Fahrmodi eine kleine Idee straffer an, behält aber nichtsdestotrotz den erfreulich subtilen Performance-SUV-Ansatz der Baureihe bei.

Diverse andere Hersteller zwängen ihren sportlichen Hochsitzen die Dynamik ja derart plump in die Beine, dass einem Angst und Bange werden kann. Das geht dann zwar erstaunlich gut ums Eck, wird aber mit unnatürlicher Hypernervosität und Wirbelsäulen-schreddernder Härte erkauft. Der Macan geht auch als GTS einen anderen, einen - wie ich finde - schlaueren Weg.

Die Lenkung ist nicht überschnell oder -direkt, aber fein gewichtet. Man merkt auch, dass der GTS beim Kurvenfahren ein wenig eintauchen darf und nicht zwanghaft versucht, Karosseriebewegungen im Keim zu ersticken. Das gibt ihm eine Natürlichkeit in den Bewegungen und ein willkommenes Level an Fahrkomfort, das anderen Performance-SUVs oft abgeht. Für mich macht das Sinn: SUVs sind inzwischen durchaus in der Lage sehr sportlich zu fahren, aber asketische Sportwagen sind sie deshalb noch lange nicht. Und sollen sie bitte auch nicht sein. 

Dass der Macan GTS bei Bedarf dennoch extrem dynamisch unterwegs ist, steht außer Frage. Er versucht es einem halt nur nicht permanent unter die Nase zu reiben, bewegt sich gelassener, hat dabei eine sehr unterhaltsame, hecklastige Balance. Aber alles sehr unaufdringlich, wenn man es nicht abfordert. Im Alltag ist das Gold wert.

Und der Motor?

Ob man die 60 Mehr-PS des Turbo wirklich vermissen wird, ist fraglich. 4,3 Sekunden von 0-100 km/h stehen 4,7 Sekunden im GTS gegenüber. Außerdem schafft der GTS "nur" 261 km/h Spitze, bei Turbo sind es bahnbrechende neun km/h mehr. 

Die Charakteristik des Biturbo-V6 ist erwartungsgemäß sehr ähnlich. Auch im Macan GTS ist er kein wilder Hallodri, entfaltet eher gleichmäßig. Das wirkt - auch in Anbetracht der beinahe zwei Tonnen, die er zu stemmen hat - weniger explosiv oder fesselnd, als man vielleicht denken würde. Sauschnell ist es natürlich trotzdem. Ein sehr runder, wenn auch nicht der aufregendste Sechszylinder. Gesegnet ist er natürlich mit einem wie immer herausragenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Was den zuletzt gescholtenen Macan-Sound betrifft, kann Besserung attestiert werden. Im Rahmen der OPF-Möglichkeiten, versteht sich. Der GTS raunt beim Ausdrehen eine Spur markanter und rebellischer, spuckt dazu im Sport Plus-Modus beim Gaswegnehmen die üblichen "Prrrrrappappaps" nach draußen. 

Und im Innenraum?

Die Interieur-und Infotainment-Vorzüge des Macan Facelift dürfte inzwischen weitgehend bekannt sein. Dass es bei der Schalterflut auf der Mittelkonsole geblieben ist, vermutlich auch. Außerdem wird man in diesem Macan-Leben Premium-SUV-Normalitäten wie ein Head-up-Display oder digitale Instrumente nicht mehr zu Gesicht bekommen. 

Es sei Ihnen gesagt: Man kann auch ohne gerade noch überleben. Die Bedienung passt nämlich und auch die Qualität macht einen hervorragenden Eindruck. Wenn man mal von der etwas schütteren Plastikblende über dem Handschuhfach absieht. 

Ansonsten glänzt der Macan GTS mit allerlei GTS-igen Vorzügen. Haufenweise Alcantara zum Beispiel, dass - je nach Wunsch - in sehr attraktiven Farben vernäht ist. Auch an den Sitzen übrigens, die 8-fach elektrisch einstellbar sind. Was sie obendrein sind: ein bisschen zu ambitioniert aufgepolstert. Vielleicht geht es auch nur mir und meinem gebrechlichen Rücken so, aber auf längeren Etappen zwickt und zwackt es unweigerlich. 

Kritik hin oder her: Der GTS hat wohl den attraktivsten aller Macan-Innenräume. Am Platzangebot ändert sich hingegen nichts. Das kann sich sowohl im Fond, als auch im Kofferraum (488 - 1.503 Liter) sehen lassen. 

Soll ich ihn kaufen?

Wenn Ihnen das vermeintliche Prestige des Turbo als Topmodell egal ist und Sie für den Stammtisch nicht unbedingt die 440 PS brauchen, ist der Macan GTS sicher die schlauere Wahl. Die Performance-Einbußen sind zu vernachlässigen, dynamisch ist er mindestens ebenbürtig und klanglich ein Fitzelchen interessanter. Auch optisch und ausstattungstechnisch dürfte er vür viele attraktiver sein und das zum wesentlich besseren Kurs.

Konkurrenten wie der Mercedes-AMG GLC 43 oder der BMW X3 M40i stellen ihre fahrdynamischen Attribute wohl etwas aggressiver zur Schau, aber der Macan bleibt fahrerisch das rundere, gediegenere Paket. Im Interieur und bei einigen technischen Features zeigt er jedoch zunehmend sein Alter. 

Fazit: 7/10

+ hervorragende Balance aus Fahrdynamik und Komfort; unnervöses, aber sehr unterhaltsames Fahrverhalten; bestes Preis-Leistungs-Verhältnis der Baureihe

- Konstruktion zeigt technologisch ihr Alter

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