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Das ist der erste Porsche 911 Turbo S und er ist mehr als eine Million Euro wert

1992 wird auf Basis des 964 der allererste Turbo S geboren. Die Auflage ist winzig, entsprechend hoch sind heute die Preise

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Vor ein paar Wochen war ich zur Fahrveranstaltung des frisch und umfangreich gelifteten Porsche 911 Turbo S in Spanien eingeladen. Das neue Auto ist der erste 911 Turbo mit Elektrifizierung, leistet 711 PS, wiegt 1.800 Kilo und erwies sich trotz dieser vermeintlichen Hemmschuhe als absolut großartig. Porsche hatte bei der Veranstaltung auch noch einen weiteren Turbo S im Gepäck, der nicht weiter vom aktuellen Modell entfernt sein könnte. Den, mit dem alles begann.

Schwer zu übersehen war er nicht gerade, wie er da ganz unschuldig rumstand vor der Box des Ascari Race Ressort nahe Malaga. Die Telefone der Autojournalisten knipsten, was das Zeug hält und auch die anwesenden Ingenieure aus Zuffenhausen tigerten schwer begeistert um diese speedgelbe Mauritius herum. Verwundern muss das nicht, denn von diesem Gefährt gibt es lediglich 86 Exemplare. Die Chance, eines davon in freier Wildbahn zu sehen, ist nahe Null.

Seine Weltpremiere feiert der allererste Porsche 911 Turbo S im März 1992 auf dem Genfer Autosalon. Ganz anders als heute ist der Turbo S nicht als leistungsstärkere und besser ausgestattete Variante des normalen Turbo gedacht, sondern als relativ kompromissloses Rennstrecken-Werkzeug. So ein wenig im Stil des heutigen 911 GT3, der ja erst im Jahr 1999 mit der Baureihe 996 das Licht der Welt erblickte.  

Porsche 964 Turbo S

Der Impuls zum Bau kommt aus der Abteilung Exclusive. Neben einer Leistungssteigerung steht eine ziemlich strikte Diät auf dem Plan. Mit dem Verzicht auf Servolenkung, Klimaanlage, Radio, Zweimassenschwungrad und Rücksitzbank sowie dem Einsatz von Leichtbau-Karosserieteilen orientiert sich der Turbo S technisch an den 911 RS-Modellen. Statt Komfort steht lediglich eine Straßenzulassung im Lastenheft.

Gegenüber dem 1991 eingeführten Turbo verliert der Turbo S 61 Kilogramm. Klingt jetzt nicht nach dem ganz großen Coup, aber vor knapp 35 Jahren waren Autos halt auch noch nicht schwer. 1.290 statt 1.351 Kilogramm hören sich da schon deutlich beeindruckender an, oder? 

Zu Beginn seiner Karriere verfügt der 964 Turbo noch über einen 3,3-Liter-Turbo-Boxermotor, der auch als Basis für den Antrieb des Turbo S dient. Mit Modifikationen wie neuen Nockenwellen und angehobenem Ladedruck erreicht er eine Leistung von 280 kW (381 PS), was einer Leistungssteigerung von 61 PS entspricht. Das maximale Drehmoment steigt von 450 auf 490 Nm. Genug für eine Beschleunigung von 0-100 km/h in 4,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h.

Im Januar 1993 tauscht Porsche den Motor des "normalen" Turbo gegen ein neues 3,6-Liter-Aggregat mit 360 PS und 520 Nm, das aber weiterhin hinter den Fahrleistungen des Turbo S zurückbleibt.

Die heute auch bei einigen anderen Herstellern (unter anderem BMW M) verfügbare Farbe Speedgelb kommt erstmals am 964 Turbo S zum Einsatz, wird sogar eigens für das Auto kreiert. Heute findet man den Ton auch an den Bremssätteln der Porsche-Keramikbremse. Auffällig sind zudem die grandiosen mehrteiligen Cup-Felgen in 18 Zoll. 

Der Fokus auf Sehnigkeit (und herrliche 90er-Jahre-Ästhetik) wird nochmal richtig deutlich, sobald man eine der beiden Türen öffnet. Wir sehen glatte Türtafeln mit Fensterkurbeln und gelben Schlaufen als Türöffner. Überragend natürlich die grau-gelb-schwarzen Sitze mit gelb lackierter Schale. Auch die Sitzgurte passen perfekt zum vorherrschenden Farbschema. 

Bilder von: Motor1.com Deutschland

"Turbo"-Schriftzüge finden sich an der Abdeckung der Rückbank und - was man auch nicht alle Tage sieht - eingeprägt in den Lenkradkranz. Der rote Bereich des Drehzahlmesser beginnt bei 7.000 Touren, der Kilometerstand dieses Museumsstücks liegt bei jungfräulichen 4.675 Kilometer. Alles in allem macht der Turbo S-Innenraum einen relativ fokussierten und spartanischen Eindruck. Alu-Pedale oder sonstige Spielereien? Fehlanzeige. Immerhin ist der Schaltknauf des 5-Gang-Schaltgetriebes aus Metall. 

Von den 86 gebauten Exemplaren werden 39 in Speedgelb ausgeliefert, nur zwei davon werden speziell für den Rennsport aufgebaut. 1992 kostet der erste 911 Turbo S die schwer zu fassenden Summe von 295.000 D-Mark und ist damit mehr als 100.000 Mark teurer als ein normaler 911 Turbo. Gegenüber dem, was man heute für eines der Autos hinblättern muss, sind das natürlich Peanuts. Wer einen 964 Turbo S in diesem Zustand erwerben möchte, zahlt definitiv siebenstellig. 

© Motor1.com