Unter dem 02-Kleid verbarg sich Transaxle-Technik








Automobilhersteller gehen große Anstrengungen ein, um das Erscheinungsbild ihrer zukünftigen Produkte zu verbergen und neugierige Blicke vom Design fernzuhalten. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dies zu einer faszinierenden Kunst der Täuschung entwickelt. Von Klebeband und Karton bis hin zu Vinylfolien und schwarzen Paneelen hat man die Kunst der Tarnung stetig verfeinert, um das Leben der Auto-Paparazzi schwieriger zu machen.
In den frühen Testphasen verwenden Autohersteller Erprobungsträger ohne die reguläre Karosserie des späteren Serienmodells. Sie werden "Mule" genannt. Diese Fahrzeuge sind meist ein Sammelsurium aus Teilen bestehender Modelle, kombiniert mit neuen Komponenten, die für das kommende Produkt entwickelt wurden. Hier geht es nur darum, neue Technikkomponenten zu erproben. Während Erprobungsträger in der Regel Karosserien desselben Herstellers verwenden, war dies nicht immer der Fall.
Das führt uns zu diesen Bildern. Man sieht einen BMW 2002, richtig? Das wollte Porsche vor einem halben Jahrhundert glauben machen. Nun, wenn Sie in den frühen 1970er-Jahren dabei gewesen wären. Man hatte die geniale Idee, den 924 zu tarnen, indem man eine Karosserie von einem völlig fremden Fabrikat verwendete.
Da der 924 Porsches erstes Frontmotorfahrzeug war, gab es kein Vorgängermodell, von dem man die Silhouette übernehmen konnten, um den Prototyp zu tarnen. Also erwarb Zuffenhausen nicht nur einen BMW 2002, sondern auch einen Opel Manta der ersten Generation, um als Erprobungsträger für das intern als "EA425" bekannte Projekt zu dienen.
Aber der Reihe nach. 1970 beauftragte die von Volkswagen und Porsche gegründete Vertriebsgesellschaft in Ludwigsburg, die den VW-Porsche 914 vermarktete, die Entwicklung eines Nachfolgemodells. Der neue Sportwagen sollte mit möglichst vielen Großserienteilen aus dem VW/Audi-Programm kostengünstig gefertigt werden. Und zwar zunächst als VW, wie Bilder späterer Prototypen zeigen. Ein solcher ist im Besitz des Porsche-Museums, auch im Serien-924 trifft man noch auf VW-Elemente wie die dünnen Lenkstockhebel.
Mit einem Budget von etwa 150 Millionen DM entwickelte Porsche unter der Bezeichnung EA 425 ein neues Modell. Bevor die Arbeiten abgeschlossen werden konnten, beendete 1975 der neue VW-Vorstandsvorsitzende Toni Schmücker das Projekt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Volkswagen in wirtschaftlich schwieriger Lage. Schmücker sah nach der Ölkrise von 1973/74 keine ausreichenden Marktchancen für den geplanten Sportwagen. Mit dem 1974 eingeführten VW Scirocco gab es bereits ein sportliches (und günstiger entwickeltes) Modell im Konzernangebot, welches sich zudem Synergien mit dem Golf teilte.
Auch Audi lehnte dankend ab, doch Porsche kam der EA 425 als Einstiegsmodell nicht ungelegen. 1975 übernahm Porsche die Rechte an der bisherigen Konstruktion, um das Fahrzeug eigenständig fertigzustellen und zu vermarkten. Mit Volkswagen wurde vereinbart, die Produktion im ehemaligen NSU-Werk in Neckarsulm durchzuführen, um dort Arbeitsplätze zu sichern. Im Gegenzug erhielt Porsche die benötigten VW-Komponenten zu günstigen Bedingungen.
Der 924 selbst war ein Sammelsurium aus VW- und Audi-Komponenten, als er 1975 als Ersatz für den 914 debütierte. Der wassergekühlte 2,0-Liter-Vierzylindermotor mit 125 PS stammte aus dem Audi 100, kam aber auch im VW LT zum Einsatz, was dem Image des 924 nicht eben förderlich war. Es dauerte ein Jahrzehnt nach der Markteinführung, bis der 924 S mit einem echten Porsche-Motor kam: dem 2,5-Liter-Vierzylinder aus dem 944. Angeblich hatte Ferry Porsche auch mit dem Audi-Fünfzylinder geliebäugelt, doch dieser erschien erst 1976 nach dem 924-Debüt.
Erprobungsträger mit "falschen" Karosserien sind auch 2025 noch im Einsatz. Vor nicht allzu langer Zeit wurde Ferrari dabei beobachtet, wie sie ihr erstes Elektrofahrzeug unter der Hülle eines Maserati Levante versteckten, komplett mit urkomisch falschen vierfachen Auspuffanlagen.
Porsche hingegen setzt weiterhin clevere Tarntechniken ein, indem sie Aufkleber verwenden, die ältere Scheinwerfer und Rückleuchten imitieren. Die meisten ihrer Prototypen sind schwarz und haben zusätzliche Schichten von karosseriefarbener Folie, um das ungeübte Auge zu täuschen. Man hatte sogar Auspuffblenden an frühen Taycan-Prototypen angebracht, um die Leute glauben zu lassen, es sei nur ein benzinbetriebener Panamera.
Andere Hersteller verkleiden ja nach Tarnstufe ihre Prototypen massiv. Insbesondere, wenn die Premiere noch weit in der Zukunft ist. Zudem setzt man auf teils wilde Musterungen der Tarnfolie, um das Auge abzulenken. Erst, wenn das Debüt immer näher rückt, zeigen sich weitere Details. Geht es lediglich um ein Facelift, werden meist nur Front- und Heckpartie getarnt.