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Fiat Tipo Hybrid (2022) im Test: Milde Kraft

Er ist der schnellste Tipo im Programm. Aber auch das sparsamste und sinnvollste Modell? MHEV statt HEV Von Getrieben und Glühwürmchen Elektrische Rekordfahrt Hohe Preise, höhere Rabatte Fazit: 8/10

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Gänzlich neue Modelle bei Fiat? Erst einmal ist da nichts in Aussicht. Kürzlich wurde zwar der Fiat Fastback angeteasert, aber ob und wann das Modell nach Europa kommt, ist noch ziemlich vage. Also wird bei den Italienern anders an der Modellfrische geschraubt. Zum Beispiel mit neuen Antrieben. Der jüngste Beweis für diese Taktik ist jetzt die Existenz des Fiat Tipo Hybrid. Das schreit doch nach einem Test, oder?

MHEV statt HEV

Die wichtigste Info aber gleich vorneweg: Es handelt sich bei dem Hybrid-Antrieb im Tipo nicht um einen echten Vollhybrid oder gar einen Plug-in-Hybrid, sondern lediglich um einen Mildhybrid-Benziner mit 48-Volt-System. Trotzdem kann man so natürlich von einer weiter elektrifizierten Modellpalette sprechen. Auch, weil der 500X zeitgleich mit dem identisch aufgebauten Antrieb ausgestattet wurde.

Aber zurück zum Tipo: Optisch erfindet Fiat durch die Einführung dieses Derivats die Baureihe natürlich jetzt nicht neu. Erkennen kann man die Hybrid-Modelle von außen trotzdem. Und zwar an der kleinen Plakette auf der Heckklappe. Im Innenraum gelingt die Differenzierung dann durch den e-Drive-Knopf sowie den Schalthebel. Der Knopf? Klares Indiz. Aber der Schalthebel? Ja ... der elektrifizierte Strang hat nämlich den wunderbaren Nebeneffekt, dass es den Tipo künftig wieder mit einem Automatikgetriebe gibt.

Von Getrieben und Glühwürmchen

Aber weil ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe alleine noch kein Auto nach vorne gebracht hat, wird unter dem von uns getesteten Tipo Fünftürer-Blechkleid in der (RED)-Ausstattung (die wiederum auf dem Cross basiert) noch ein 1,5-Liter-Vierzylinder aus der FireFly-Baureihe eingesetzt. Er leistet 130 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 240 Nm. Der Elektromotor sitzt als Riemen-Starter-Generator mit 20 PS schön nah am Getriebe.

Also ... Abfahrt. Wir setzen uns lautlos in Bewegung nachdem der Fuß von der Bremse genommen wurde. "E-Creeping" nennt Fiat diese Art der Fortbewegung ohne Druck aufs Gas. Nachdem der dicke Onkel dann aber einen vorsichtigen Beschleunigungsversuch unternimmt, schaltet sich unmittelbar der Verbrenner dazu. Das geschieht immer mit einem leichten Ruck. Wenn der Benziner dann aber einmal am Vortriebsgeschehen teilnimmt, werden die Gangwechsel schnell und flüssig ohne Kopfnicker ausgeführt.

Elektrische Rekordfahrt

Theoretisch gibt der Hersteller für den Tipo Hybrid (aber auch für den 500X Hybrid) eine vollelektrische Reichweite von bis zu 3 Kilometern an. Bei niedrigen Geschwindigkeiten versteht sich. Und tatsächlich gelingt es uns in einer 30er-Zone ohne nennenswerte Steigung oder Gefälle, ziemlich genau 1.900 Meter am Stück ohne lokale Emissionen zurückzulegen. Die Prozentanzeige des Akkus sinkt dabei von 87 auf 35 Prozent. Es wäre also vielleicht noch mehr drin gewesen. Geladen wird dann wieder durch Rekuperation. Easy.

Klingt nach einem sparsamen Fahrzeug, oder? Dachten wir auch beim Blick auf den WLTP-Wert, den der Hersteller mit 5,1 l/100km angibt. Letztendlich schafften wir es aber nur gerade so unter der 7-Liter-Marke zu bleiben. 6,9 l/100 km waren drin. Kein herausragend guter Wert, aber wir müssen auch zugeben, dass wir den Tipo vielleicht ein klein wenig mehr gefordert haben, als das im normalen Alltagsbetrieb der Fall wäre. Allerdings nicht viel.

Wieso wir das getan haben? Der Tipo Hybrid ist erstaunlich spaßig zu fahren. Und das obwohl das Modell mit rund 1,4 Tonnen kein echtes Leichtgewicht mehr ist. Der E-Motor stopft aber das Turboloch im unteren Drehzahlbereich sehr gut und bei Schaltvorgängen wird ebenfalls kurzzeitig mit Drehmoment ausgeholfen.

So geht das umweltfreundlichere Modell in der Baureihe am schnellsten auf Tempo 100. Und bleibt dabei akustisch auch im Innenraum immer erstaunlich zurückhaltend. In 8,8 Sekunden erledigt der Fünftürer diese Disziplin. Der Kombi, der mit dem gleichen Antrieb und in der gleichen Ausstattung bestellt werden kann, ist hingegen 0,3 Sekunden langsamer.

Der Rest vom Tipo Hybrid-Fest unterscheidet sich auch im Fahrbetrieb nicht von dem runden Gesamtbild, das Fiat schon bei der Einführung des normalen Tipo Cross zeichnen konnte. Der Wagen ist einfach stimmig. Und wenn Sie mehr über die allgemein gültigen Eigenheiten dieses Kompaktwagens erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen, auf diesen blau unterlegten Nebensatz zu klicken.

Hohe Preise, höhere Rabatte

Preislich startet der Fiat Tipo Hybrid als Fünftürer in der (RED)-Ausstattung bei nicht mehr ganz so günstigen 31.380 Euro. Der Aufpreis für den Kombi beträgt weiterhin runde 1.500 Euro. Klingt im ersten Moment nach einer Menge Geld für einen Fiat Tipo. Allerdings lohnt immer mal wieder ein Blick in die Online-Angebote. So sind beispielsweise aktuell (Stand, 16. Juni 2022) rund 5.000 Euro Rabatt drin. Und so viel gespartes Geld lässt sich bei Fiat gar nicht mehr neu investieren, denn in dieser Ausführung fehlen eigentlich nur noch das optionale Sicherheitspaket und das "Convenience-Paket". Für jeweils 500 Euro Aufpreis.

Fazit: 8/10

Wenn es ein vergleichsweise günstiger Kompaktwagen sein soll, man sich mit den Hartplastik-Türverkleidungen (für uns nach wie vor einfach der größte Kritikpunkt) anfreunden kann und die etwas weichen sowie konturlosen Sitze bei der Probefahrt keine Rückenschmerzen verursachen, spricht sonst nichts gegen einen Tipo.

Und mit dem Hybrid-Antrieb jetzt sogar noch weniger, denn diese Motor-Getriebe-Kombination passt einfach Molto Bene zu dem Wagen. Sowohl beim Blick auf die Effizienz als auch beim Blick auf den Fahrspaß.


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