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Mercedes stellt zwei Elektrolaster für die Baustelle vor

eActros LongHaul mit Kipp-Auflieger und elektrischer Beton-Fahrmischer auf der Bauma zu sehen

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Im September stellte Mercedes seinen Elektrolaster für den Fernverkehr vor; nun zeigt der Hersteller zwei Versionen für die Baustelle: eine Variante des eActros LongHaul mit Kipp-Auflieger und einen Elektrolaster mit Betonmischer-Aufsatz. Premiere haben die beiden Laster für Beton, Steine und Erde auf der Branchenmesse Bauma in München (24. bis 30. Oktober).

Die erste Neuheit ist ein Mercedes eActros LongHaul mit einem Auflieger zum Abkippen von Baustoffen. Die elektrische Schnittstelle für den Antrieb des Kippmechanismus wurde zusammen mit dem Münchner Kipper-Hersteller Meiller entwickelt. Über diese Schnittstelle wird ein elektrischer Nebenabtrieb verwirklicht: Ein Wechselrichter an der Rückseite des Fahrerhauses wandelt den Gleichstrom aus der Traktionsbatterie in Wechselstrom um. Mit diesem Strom treibt dann ein zusätzlicher Elektromotor die Hydraulikpumpe an, die das Kippen der Ladefläche ermöglicht.

Mercedes eActros LongHaul (Baustellenversion)

Der Nebenabtrieb der nun vorgestellten Studie hat eine Dauerleistung von 58 kW, doch in der Serie soll die Leistung deutlich höher sein. Auch die Hydraulik eines Schubboden-Aufliegers könnte man über die elektrische Schnittstelle betreiben. Der bereits seit 2021 in Serie gefertigte eActros wird seit einigen Monaten mit der elektrischen Schnittstelle ausgerüstet, so Mercedes. 

Zudem präsentiert Mercedes-Benz Trucks auf der Bauma erstmals einen batterieelektrischen Laster mit Betonmischer-Aufsatz: den Battery-Electric Arocs. In der Welt der Diesel-Laster ist der Mercedes Arocs die Baustellenversion des Actros, doch eine Elektroversion gibt es von dem besonders robusten und geländegängigen Arocs noch nicht. Das soll sich ändern. Erste Ansätze zu einem eArocs präsentiert Mercedes nun mit dem Fahrzeug von der Bauma, das mit Hilfe von zwei Partnern verwirklicht wurde.

Beton-Fahrmischer sind eine besondere Herausforderung für den Elektroantrieb, denn sie müssen nicht nur den schweren Beton transportieren, sondern brauchen zudem noch Extra-Energie für den Antrieb der Mischtrommel. Zunächst verwirklicht Mercedes das Projekt eines eArocs mit Hilfe eines Passauer Unternehmens, aber nur "in einem ersten Schritt":

"In einem ersten Schritt wird dies [die Elektrifizierung des Arocs, Anm. d. Red.] über eine Zusammenarbeit von Mercedes-Benz Trucks mit der Paul Group umgesetzt. "

Die Paul Group aus Passau rüstet den von Mercedes gelieferten Arocs mit einem elektrischen Antrieb aus. Dabei hat sich Paul für eine elektrifizierte Zentralmotorlösung entschieden. So können die bewährten Außenplanetenachsen des Arocs genutzt werden, wodurch der Elektro-Arocs die gleiche Bodenfreiheit und die gleiche Geländegängigkeit bietet wie die Dieselversion, erklärt Mercedes.

Der auf der Bauma gezeigte Prototyp des Battery-Electric Arocs trägt einen elektrischen Fahrmischer-Aufbau von Liebherr-Mischtechnik. Dieser holt sich die nötige Energie über eine Schnittstelle aus den Batterien des Arocs und bietet neun Kubikmeter Volumen. 

Der Elektroantrieb des Battery-electric Arocs bietet eine Dauerleistung von über 300 kW und eine Spitzenleistung von mehr als 400 kW. Als Energiespeicher werden wahlweise sechs oder sieben Batterien mit jeweils 60 kWh nutzbarer Energie verwendet. Die maximal 420 kWh ergeben Reichweiten von "deutlich mehr als 200 Kilometern", so Mercedes unter Berufung auf die Paul Group. Der elektrische Arocs verfügt über ein 800-Volt-Bordnetz und soll sich in der Version mit sechs Batteriepaketen an einer 150-kW-Ladesäule in anderthalb Stunden von 20 auf 80 Prozent aufgeladen lassen.

In einer Kleinserie sollen ab Ende 2023 verschiedene Konfigurationen als 4- und 3-Achser für Liebherr-Fahrmischer, Pritschen- und Kippanwendungen angeboten werden. Vertrieben werden die Laster von Paul; das bayrische Unternehmen übernimmt auch Service und Wartung.

Etwa jeder fünfte in Europa verkaufte Mercedes-Laster entfällt auf das Baustellensegment; damit ist dieser Sektor nach dem Fernverkehr das zweitwichtigste für den deutschen Hersteller. Deshalb will Mercedes nun auch dieses Segment elektrifizieren.

"Wir arbeiten an einem vollständig CO2-neutralen Portfolio - einschließlich des anspruchsvollen Bau-Segments", sagt Karin Rådström, die Chefin Mercedes-Benz Trucks "Hier sind besonders vielseitige, robuste und leistungsfähige Lkw gefragt. Es handelt sich zudem aufgrund unterschiedlichster Einsatzzwecke um einen äußerst komplexen Bereich für die Elektrifizierung. Ganz entscheidend sind daher Partnerschaften zwischen Fahrzeug- und Aufbauherstellern, um unseren Kunden geeignete Lösungen anzubieten," so Rådström weiter.

Die Serienversion des Mercedes eActros LongHaul verwendet Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP), die eine hohe Lebensdauer bieten. Die Reichweite soll bei rund 500 Kilometer liegen. Zudem lässt sich die Batterie des Mercedes eActros LongHaul mit bis zu 1.000 kW aufladen (Megawatt Charging System, MCS). Damit sollen sich die Batterien in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent bringen lassen. Die  Dauerhaltbarkeit des Elektro-Actros soll die gleiche sein wie bei der konventionell angetriebenen Version: 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. 

Noch dieses Jahr soll der eActros LongHaul auf öffentlichen Straßen erprobt werden, im kommenden Jahr folgen Tests bei der Kundschaft. Auf den Markt kommen soll der Elektrolaster dann im Jahr 2024. 

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