In schöner Regelmäßigkeit behaupten Hersteller, sie hätten das Elektroauto neu erfunden und würden Maßstäbe setzen. Auch Mercedes haute bei der Weltpremiere des neuen CLA EQ mächtig auf den Putz. Fast 800 Kilometer Reichweite und bis zu 320 kW Ladeleistung. Eine fette Ansage, aber auch nötig nach dem nur mäßigen EQE und EQS.
Können diese Versprechen auch der harten Realität des Alltags standhalten? Dazu haben wir uns einen Mercedes CLA 250+ mit EQ Technologie (so der ganz offizielle Name) kommen lassen. Als Limousine (inzwischen gibt es auch einen Shooting Brake) ist das reichweitenstärkste Modell der Baureihe.
Anekdote am Rande: Nicht jedem war sofort klar, dass der CLA 250+ EQ ein reines Elektroauto ist. Klar, er hat ein E-Kennzeichen. Aber das könnte auch ein PHEV haben. Die Heraushebung als Stromer war beim EQE deutlicher. Aber es zeigt, dass das "neue Normal" von Mercedes wirkt. Sehen wir uns zunächst die wichtigsten Eckdaten des Fahrzeugs an:
| Schnelle Daten | Mercedes CLA 250+ EQ (2025) |
| Antrieb | RWD 200 kW, 335 Nm |
| 0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit | 6,7 Sek. / 210 km/h |
| WLTP-Verbrauch | 12,2 kWh/100 km |
| Akku netto | 85 kWh |
| WLTP-Reichweite | bis zu 792 km |
| Max. Ladeleistung AC/DC | 11 / 320 kW |
| DC-Ladedauer (10-80 %) | 22 Minuten |
| Kofferraum / Anhängelast | 405 Liter / 1.500 kg |
| Preis | ab 55.859 Euro |
Exterieur
Wie bereits angedeutet, ist der neue CLA eine gelungene Weiterentwicklung seines Vorgängers. Die Limousinen dieser Baureihen stachen schon immer bei der Aerodynamik heraus, auch bei der dritten Generation ist es nicht anders: 0,21 als cW-Wert ist beeindruckend.
Bilder von: Mercedes-Benz
Gleichzeitig markiert der neue CLA eine Kehrtwende seitens Mercedes: Ähnlich wie BMW gibt es jetzt Elektro und Verbrenner im fast gleichen Gewand. Einzig wirklich sichtbarer Unterschied ist der geschlossene Kühlergrill des EQ. Dieses Panel ist mit unzähligen kleinen Sternen belegt, die im Dunkeln leuchten. Gemeinsam mit der darüberliegenden LED-Leiste funkelt und blendet es ordentlich.
| Abmessungen | Mercedes CLA 250+ (2025) |
| Länge | 4.723 mm |
| Breite | 1.855 mm |
| Höhe | 1.468 mm |
| Radstand | 2.790 mm |
Interieur
Der Innenraum präsentiert sich makellos verarbeitet mit einem klar strukturierten Design. Einige Materialien dürften gemessen am Preis aber höherwertiger sein. Die Sitze bieten hohen Komfort und verfügen optional über eine Massagefunktion. Das Head-up-Display überzeugt mit einem übersichtlichen Aufbau und guter Ablesbarkeit. Serienmäßig verbaut Mercedes digitale Instrumente im Format 10,25 Zoll plus einen 14 Zoll Touchscreen. Und optional nochmals 14 Zoll für den Beifahrer.
Ohne das Beifahrerdisplay wirkt das "Armaturenbrett" im wörtliche Sinne. Statt dieser großen Plastiktafel würden wir uns eher geschwungene Landschaft wünschen, aber das ist Geschmackssache. Und heutzutage fast unvermeidlich ist die bunte Lichtshow im Cockpit. Etwas erstaunlich, lehnte Mercedes doch vor Jahrzehnte jede unnötige Ablenkung des Fahrers ab. Apropos: Der mittige Touchscreen liegt für unseren Geschmack eine Spur zu tief, zudem wird er etwas vom Lenkradkranz verdeckt.
Bilder von: Mercedes-Benz
Das MBUX-System arbeitet flüssig und lässt sich intuitiv bedienen. Einschränkungen gibt es bei den Touchflächen am Lenkrad, die verzögert oder unzuverlässig reagieren und kein haptisches Feedback bieten. Zum Ausgleich arbeitet die Sprachbedienung exzellent. Im Fond ist das Platzangebot begrenzt, insbesondere bei Bein- und Kopffreiheit für größere Passagiere. Wer über dem Scheitel mehr Platz braucht, sollte zum CLA Shooting Brake greifen.
Das Panoramadach sorgt für Licht im Innenraum, bringt jedoch funktionale Einschränkungen mit sich. Es lässt sich weder öffnen noch verdunkeln, was den Nutzwert mindert. Beim Beladen zeigt das Heck praktische Schwächen: Die hohe Ladekante und der kleine Kofferraumausschnitt erschweren den Zugang zum Gepäckraum. Er ist 405 Liter groß, vorne gibt es zusätzlich einen 101-Liter-Frunk.
Antrieb/Fahreindrücke
Der Antrieb arbeitet sehr leise, auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn, unterstützt durch eine wirksame Dämmung. Die Rekuperation greift unauffällig ein und verzögert das Fahrzeug bis zum sanften Stillstand. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt, bleibt dabei jedoch komfortabel und sorgt für ein ruhiges, entspanntes Fahrverhalten.
Handling und Fahreigenschaften sind ausgewogen. Abstriche gibt es bei der Lenkungsrückmeldung, die wenig Präzision für ein sportliches Fahrgefühl bietet. Beim Anhalten treten gelegentlich Knarzgeräusche aus der Aufhängung auf, zudem sind leichte Vibrationen am Lenkrad spürbar. Vereinzelt kommt es zu merklichem Ruckeln im Antriebsstrang, etwa beim Gangwechsel oder Einkuppeln.
Verbrauch/Laden/Preis
Die Effizienz zählt zu den großen Stärken des Fahrzeugs und wirkt sich positiv auf den Verbrauch aus. Selbst bei einer längeren Autobahnetappe mit kurzen Spitzen bis zu 180 km/h erschien eine 19 vor dem Komma. Und das trotz winterlicher Temperaturen. Hier hilft sicherlich auch die windschnittige Form des CLA. Zum Vergleich: Ein kastigerer Renault 5 kommt auf der Autobahn schon bei 120 km/h über 20 kWh.
12,2 kWh auf 100 Kilometer gibt Mercedes selbst als Durchschnittsverbrauch an. Ein sensationell niedriger Wert. Doch Papier ist geduldig, gerade beim Thema Verbrauch. Also haben wir unseren als Sparfuchs bekannten schwäbischen Kollegen ans Lenkrad gesetzt. Er ermittelte folgende Werte.
Auch seine 16,2 kWh sind immer noch respektabel, das Minimum von 14,3 zeigt, was in der Praxis ohne Einschränkungen machbar ist. Apropos "ohne Einschränkungen": Als sehr gut erwies sich die Ladeleistung des mit 800V operierenden CLA. Wir kamen bei erwähnten kühlen Temperaturen auf einen Peak von 254 kW, der bis 80 Prozent auf dann 104 kW abfiel. Durchschnitt bei unserem Ladevorgang: 170 kW, 18 Minuten dauerte es von 24 auf 80 Prozent.
Die offiziell angegebene Peak-Leistung von 320 kW sollte also machbar sein. Maximale Reichweite mit 80 Prozent im Akku: bis zu 615 km. Hochgerechnet auf 100 Prozent. 769 km. So verlieren Langstrecken ihren Schrecken.
Vor diesem Hintergrund relativiert sich auch der Preis des CLA 250+ EQ, wenngleich er markentypisch natürlich kein Schnäppchen ist. 55.859 Euro nennt Mercedes aktuell als Basispreis für Deutschland. Die Serienausstattung ist bereits ordentlich. Doch mit einigen Extras, darunter dem 14-Zoll-Beifahrerbildschirm, sind 65.000 Euro schnell in Reichweite. Hier bleibt abzuwarten, wohin sich die Leasingraten entwickeln. Derzeit soll die Nachfrage nach dem CLA sehr gut sein, wie man hört.
Fazit:
Parallel zur Neuen Klasse von BMW zeigt auch Mercedes mit dem neuen CLA, dass sich deutsche Hersteller nicht vor chinesischer Konkurrenz fürchten müssen. Zumal weitere Modelle wie der kürzlich präsentierte GLB folgen. Die erzielbaren Werte bei der Ladegeschwindigkeit und der Reichweite sind beeindruckend, ebenso die Sprachbedienung. Bei einem künftigen Facelift würden wir aber die Touchtasten im Lenkrad ändern und einige Materialien im Innenraum aufwerten.







