In Serie soll die Technik aber erst zum Ende des Jahrzehnts gehen
1.205 km ohne aufzuladen fuhr ein Prototyp des Mercedes EQS mit Festkörperbatterie. Der innovative Akku soll 25 Prozent mehr Energiedichte haben als der Standardakku des EQS; er besteht aus Zellen vom US-amerikanischen Spezialisten Factorial Energy.
Dass man einen Prototypen mit über 1.000 km Reichweite habe, wurde bereits im Februar verlautbart; diese Marke wurde nun locker übertroffen: Ein leicht modifizierter EQS mit einer Lithium-Metall-Festkörperbatterie hat Ende August die 1.205 Kilometer lange Strecke von Stuttgart nach Malmö ohne Ladestopp absolviert. Und die Restreichweite betrug immer noch 137 km. Mit der Demonstrationsfahrt will die Marke das Potenzial und die bereits erreichte Alltagstauglichkeit der Festkörperbatterie aufzeigen.
Die Testfahrt gehört zum Validierungsprogramm; dabei wird das Fahrzeug und die Batterie unter Alltagsbedingungen und in verschiedenen Klimazonen auf der Straße erprobt. Die Route über die Autobahnen A7 und E20 durch Deutschland und Dänemark bis nach Malmö in Schweden wurde vom Navi unter Berücksichtigung von Topografie, Verkehrslage, Umgebungstemperatur, Energiebedarf für Heizung und Kühlung sowie ohne Nutzung von Fähren berechnet.
Das Festkörper-Batterie-System wurde zusammen mit High Performance Powertrains (HPP) entwickelt, dem Formel-1-Technologiezentrum von Mercedes im britischen Brixworth. Die eingesetzten Lithium-Metall-Zellen stammen vom US-amerikanischen Zellhersteller Factorial Energy. Sie basieren auf der FEST-Technologie (Factorial Electrolyte System Technology).
Dabei ist der Elektrolyt nur "quasifest", es handelt sich um ein vermutlich gelartiges Polymer. Die Energiedichte ist um 30 bis 50 Prozent höher als bei konventionellen NMC-Zellen. Zudem spart man Gewicht auf Akkuebene, da die Zellen als besonders sicher gelten. So verzichtet Mercedes auf ein per Pumpe umgewälztes Kühlmittel und setzt stattdessen eine passive Luftstrom-Batteriekühlung ein. Da die Zellen beim Laden und Entladen typische Volumenänderungen zeigen, ist die Batterie mit pneumatischen Aktuatoren ausgestattet, die nachgeben können, aber auch den nötigen Anpressdruck gewährleisten. Mehr zur Technik erfahren Sie in einem eigenen Artikel vom März.
Gewicht und Größe der Batterie sind vergleichbar mit der Standardbatterie eines Mercedes EQS. Diese speichert netto 118 kWh. Wenn der Energieinhalt der Festkörperbatterie um 25 Prozent gesteigert wurde, wie Mercedes schreibt, würde das auf fast 148 kWh hindeuten. Zum Aufladen macht Mercedes keine Angaben.
Zur Zukunftsperspektive sagte Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer: "Unser Ziel ist es, Innovationen wie diese bis zum Ende der Dekade in die Serienproduktion zu bringen und unseren Kunden ein neues Maß an Reichweite und Komfort zu bieten.
Unter dem Strich
Auch wenn es so wirkt, als könnten wir schon nächstes Jahr einen Mercedes mit Festkörperakku kaufen: Ganz so weit sind wir noch nicht. Gegen Ende des Jahrzehnts soll es so weit sein, und auch dann wird die Technik vermutlich "von oben nach unten" eingeführt, also beginnend bei den teuren Modellen.