Zum Marktstart steht der GLC 400 4Matic mit 355 Kilowatt im Mittelpunkt
Der Mercedes GLC ist seit Jahren das weltweit meistverkaufte Modell der Marke. Ab der zweiten Jahreshälfte 2026 wird es erstmals auch eine vollelektrische Variante geben, die auf einer neu entwickelten Elektro-Architektur basiert und von Anfang an als E-Fahrzeug konzipiert wurde.
Man reagiere damit auf die starke Nachfrage nach elektrischen SUV im Premium-Segment und setze zugleich die Elektrifizierung seiner Bestseller konsequent fort, heißt es offiziell. Präsentiert wird der neue Mercedes GLC EQ auf der IAA Mobility 2025 in München, wo es zum Showdown mit dem neuen BMW iX3 kommt.
Optisch folgt der GLC EQ dem Vorbild des CLA: Anders als beim iX3 gibt es keine radikal andere Optik gegenüber dem Verbrenner. Der neue elektrische GLC wächst im Vergleich zu seinen konventionellen Schwestermodellen um gut zwölf Zentimeter. Länge: 4.842 mm, Breite: 1.890 mm, Höhe: 1.643 mm. Der Radstand beträgt 2.972 mm und ist damit rund acht Zentimeter länger als bei der Verbrennerversion. Zudem ist der GLC EQ damit auch länger als der 2023 verblichene EQC, dem er im Profil etwas ähnelt.
Das wirkt sich unmittelbar auf das Platzangebot aus: Die Kopffreiheit vorne steigt gegenüber dem aktuellen Verbrenner-GLC um 1,3 Zentimeter, hinten um 1,8 Zentimeter, die Beinfreiheit im Fond verbessert sich um 4,8 Zentimeter. Der Kofferraum fasst 570 Liter, mit umgeklappter Rückbank erweitert sich das Ladevolumen auf 1.740 Liter. Zusätzlich gibt es im Frunk 127 Liter Stauraum, nach ISO-Norm 100 Liter. 20-Zoll-Räder sind Serie, optional gibt es 21 Zoll.
Der GLC 400 4Matic mit EQ-Technologie kann mit optionaler Anhängerkupplung bis zu 2.400 Kilogramm (gebremst) ziehen. Für E-Bike-Fahrer interessant ist die Stützlast von 100 Kilogramm - ein bemerkenswert hoher Wert für ein Elektrofahrzeug -, die den Transport von E-Bikes auf einem geeigneten Träger ermöglicht.
Auch im Innenraum gibt es Neuerungen. Mit dem optionalen "Vegan Package" wird der GLC zum weltweit ersten Fahrzeug mit einem unabhängig geprüften veganen Interieur. Die Sitze sind neu konstruiert, AGR-zertifiziert und sollen hohen ergonomischen Komfort bieten. Für die Akustik stehen Burmester-Soundsysteme mit 3D- und 4D-Technik sowie Dolby Atmos zur Verfügung. Und für die Optik unter anderem diverse AMG-Lines.
Im Bereich Software und Digitalisierung führt Mercedes mit dem GLC eine neue Generation des eigenen Betriebssystems MB.OS ein. Dieses Hochleistungs-System verarbeitet bis zu 254 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, steuert sämtliche Fahrzeugfunktionen und ermöglicht umfassende Over-the-Air-Updates.
Herzstück des Interieurs ist der optionale MBUX-Hyperscreen mit einer Bildschirmdiagonale von 99,3 Zentimetern, der die gesamte Breite des Cockpits einnimmt. Alternativ steht ein Superscreen mit drei einzelnen Displays zur Verfügung. Die vierte Generation des MBUX-Infotainments integriert erstmals künstliche Intelligenz von Microsoft und Google.
Der virtuelle Assistent versteht kontextbasierte Dialoge, kann Navigation und Wissensfragen beantworten, Informationen speichern und Vorschläge machen. Ergänzt wird dies durch Unterhaltungsmöglichkeiten wie Video-Streaming und Konferenz-Apps, die auch während der Fahrt für den Beifahrer verfügbar sind.
Zum Marktstart (wohl Frühjahr/Sommer 2026) steht wie beim iX3 zunächst eine starke Version im Mittelpunkt, der GLC 400 4Matic. Er leistet 360 Kilowatt beziehungsweise 490 PS. Der Antrieb besteht aus einem permanenterregten Synchronmotor an der Hinterachse sowie einem Frontmotor, der über eine Disconnect Unit (DCU) zugeschaltet werden kann und so bei Bedarf für variablen Allradantrieb sorgt. Beide Maschinen werden mit Siliziumkarbid-Invertern kombiniert.
Voraussichtlich Ende 2026 folgt noch ein GLC 300+ EQ mit Hinterradantrieb. Er hat 275 kW gleich 374 PS Leistung und 505 Nm maximales Drehmoment. Genug für 5,9 Sekunden von null auf 100 km/h.
Zurück zum GLC 400: An der Hinterachse arbeitet ein zweistufiges Getriebe: eine kurze Übersetzung von 11:1 für Anfahren und Stadtverkehr sowie eine längere Übersetzung von 5:1 für höhere Geschwindigkeiten und effizienten Autobahnbetrieb. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h, das maximale Drehmoment bei 808 Nm. In 4,4 Sekunden beschleunigt er auf Tempo 100. Der Stromverbrauch nach WLTP liegt zwischen 14,9 und 18,8 kWh/100 km.
Die Batterie besitzt eine nutzbare Kapazität von 94 Kilowattstunden und nutzt eine Zellchemie mit Siliziumoxid-Anteil in der Anode bei gleichzeitig reduziertem Kobaltanteil. Die Energiedichte liegt bei 680 Wattstunden pro Liter. Dank der 800-Volt-Architektur sind laut Presseinformation Ladeleistungen von bis zu 330 Kilowatt möglich, bei der Präsentation wurden 400 kW versprochen. An Schnellladesäulen kann der GLC so innerhalb von zehn Minuten bis zu 303 Kilometer Reichweite nachladen.
Die Gesamt-Reichweite nach WLTP wird in der Pressemeldung mit vorläufig bis zu 713 Kilometern angegeben, bei der Vorstellung war von 735 km die Rede. Ein serienmäßiger DC-Wandler erlaubt auch das Laden an 400-Volt-Infrastruktur. Die Batterie ist modular aufgebaut, mit verschraubtem Deckel und von unten zugänglicher Elektronik, was Wartung und Reparatur erleichtert. Serienmäßig ist eine Multisource-Wärmepumpe verbaut, die Abwärme von Antrieb und Batterie nutzt und so auch im Winter energieeffiziente Heizung ermöglicht.
Beim Fahrwerk setzt Mercedes auf eine Vierlenkerachse vorn und eine Mehrlenkerachse hinten. Optional ist die aus der S-Klasse bekannte AIRMATIC-Luftfederung mit adaptiver Dämpfung erhältlich. In Kombination mit einer Hinterachslenkung, die bis zu 4,5 Grad Lenkwinkel erlaubt, verringert sich der Wendekreis deutlich und die Fahrstabilität bei höheren Geschwindigkeiten steigt.
Ein zentrales Element ist die neue "One-Box"-Bremsanlage, die Bremskraftverstärker, Hauptzylinder und ESP-Steuerung in einem Modul vereint. Damit sind Rekuperationsleistungen von bis zu 300 Kilowatt möglich. In über 99 Prozent der Bremsvorgänge wird ausschließlich rekuperiert. Der Fahrer kann zwischen vier Rekuperationsstufen wählen, vom maximalen "D-" über "D" und "D+" bis hin zu einem Automatikmodus. Das System erlaubt ein One-Pedal-Driving mit Verzögerungen bis 3,3 Meter pro Quadratsekunde.
Die Sicherheitsausstattung umfasst bis zu zehn Kameras, fünf Radarsensoren und zwölf Ultraschallsensoren. Serienmäßig sind ein Abstandsregeltempomat sowie Lenk- und Spurwechselassistenten enthalten. Parksysteme erkennen auch unmarkierte Flächen, eine 360-Grad-Ansicht und die Funktion einer "transparenten Motorhaube" für Offroad-Fahrten sind verfügbar.
Optional kommen Scheinwerfer mit Mikro-LED-Technik zum Einsatz, das ein um 40 Prozent größeres Leuchtfeld bei 50 Prozent geringerem Energieverbrauch bietet. Die Karosseriestruktur ist auf höchste Crashsicherheit ausgelegt, bis zu elf Airbags sind verbaut, darunter ein neuer Zentralairbag zwischen Fahrer und Beifahrer. Für den Akku gibt es ein erweitertes Frühwarnsystem, das die Module auch im Stand überwacht und bei Gefahr automatisch Schutzmaßnahmen einleitet.
Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Die Produktion im Werk Bremen erfolgt CO₂-neutral mit 100 Prozent Ökostrom. Wichtige Komponenten stammen aus dem Konzernnetzwerk, darunter Batterien aus Kamenz, E-Achsen aus Hamburg und Antriebseinheiten aus Rumänien. Rund zwei Drittel des Aluminiumbedarfs werden CO₂-reduziert erzeugt, was eine Emissionsminderung um mindestens 40 Prozent ermöglicht. Der Fußabdruck der Batterieproduktion sinkt um etwa 30 Prozent pro Zelle. Mercedes setzt verstärkt auf Recyclingmaterialien bei Aluminium, Stahl und Kunststoffen.
Unter dem Strich
Der vollelektrische GLC verbindet damit hohe Reichweite, kurze Ladezeiten und erweitertes Raumangebot mit moderner Softwarearchitektur, umfassender Sensorik und einem spürbar reduzierten CO₂-Fußabdruck. Für Mercedes ist er mehr als eine Modellergänzung: Er markiert den Übergang des wichtigsten Volumenmodells in die elektrische Ära. Ob das ausreicht, um mit dem neuen BMW iX3 auf Augenhöhe zu sehen, muss der direkte Vergleich zeigen.