Wir haben 12 neue Modelle rund um Rom auf Verbrauch, Reichweite und Kosten hin getestet. Hier sind die Ergebnisse.
Wie viele Kilometer schafft er denn?
Das ist die häufigste Frage, wenn es um Elektroautos geht. Doch obwohl die Reichweite wichtig ist, ist sie nicht immer der entscheidende Faktor. Wenn es sich nicht um Modelle für die Langstrecke handelt, sollte die theoretische Reichweite nicht das einzige Kriterium für die Kaufentscheidung sein.
Um die Reichweite zu erhöhen, sind größere Batterien erforderlich, was den Preis des Autos, den Verbrauch und die Ladekosten in die Höhe treibt. Bei kompakten Elektroautos, die eher für die Stadt oder den Weg zur Arbeit genutzt werden, sollte daher die Effizienz - also der Verbrauch in kWh pro 100 Kilometer - im Fokus stehen.
Aus diesem Grund drehen wir in der fünften Ausgabe von "From 100% to 5%" - dem größten Effizienz-Vergleichstest von Elektroautos in Europa - den Spieß um. Wir haben die neuesten und erschwinglichsten Modelle auf dem Markt nach Preis, Größe und Batteriekapazität ausgewählt. Dann haben wir gemessen, wie viel sie im realen Verkehr verbrauchen und wie viel es kostet, 100 Kilometer mit ihnen zurückzulegen.
Die Unabhängigkeit unseres Tests wurde erneut durch unsere Sponsoren gewährleistet, denen wir an dieser Stelle danken möchten: Plenitude als offizieller Charging Partner, sowie Pirelli und Ayvens.
Die Ergebnisse finden Sie im Video und am Ende des Artikels.
Unsere Teststrecke ist nach wie vor die Autobahn A90 - besser bekannt als der Grande Raccordo Anulare (GRA) -, eine 68 km lange Stadtautobahn rund um Rom. Mit Geschwindigkeitsbegrenzungen zwischen 110 und 130 km/h, aber häufigen Staus, bietet sie eine realistische Simulation unterschiedlichster Verkehrsbedingungen.
Wir haben die aktuell interessantesten kompakten Elektroautos ausgewählt - darunter Modelle aus den Segmenten A und B (Stadtautos) sowie Fahrzeuge aus dem C-Segment. Für jedes Modell haben wir die Standard Range-Version mit der kleinsten zum Testzeitpunkt verfügbaren Batterie angefordert.
Bei einigen kürzlich eingeführten Modellen, wie dem Ford Explorer und dem Skoda Elroq, war die Standard-Range-Version noch nicht erhältlich. Daher haben wir uns für die Long Range-Varianten entschieden - in dem Bewusstsein, dass sie eine größere Reichweite als die anderen Fahrzeuge bieten würden. Aus diesem Grund haben wir diese beiden Modelle in den Ergebnissen zur Reichweite separat betrachtet.
Hier ist die vollständige Liste der getesteten Fahrzeuge, deren technische Daten Sie im Video finden:
Für jedes Auto haben wir mit unserem Partner Pirelli vor der Abfahrt überprüft, dass der Reifendruck den vom Hersteller angegebenen Werten entspricht und dass die vorgegebenen Reifen montiert sind. Speziell für Elektroautos entwickelte Reifen mit geringem Rollwiderstand können die Effizienz nämlich um bis zu 7 % beeinflussen.
Im Vergleich zu den vorherigen Ausgaben dieses Tests haben wir uns in diesem Jahr mit weniger Verkehr rumplagen müssen. Entsprechend konnte der Konvoi eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h halten. Für den Verbrauch ist das natürlich nicht unbedingt förderlich. Die Wetterbedingungen hingegen waren günstig: Mit einer Durchschnittstemperatur von 15 Grad herrschten für den Monat Januar außergewöhnliche Bedingungen.
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, war das sparsamste Fahrzeug der Lancia Ypsilon, gefolgt vom Mini Aceman sowie dem Hyundai Inster. Auf den Plätzen: Kia, Alfa, Skoda, Renault, Omoda und Ford.
Das Schlusslicht der Rangliste bilden der Volvo EX30, der Citroën e-C3 und der smart #1, die als einzige mehr als 20 kWh/100 km verbrauchten. Bei der Bewertung dieser Daten ist es wichtig, die Leistung der Fahrzeuge zu berücksichtigen: Einige Modelle wie der smart #1 und der Volvo EX30 erreichen fast 300 PS, während andere weniger als die Hälfte an Output in die Waagschale werfen.
Zudem spielt die Karosserieform eine große Rolle: Das effizienteste Auto, der Lancia Ypsilon, ist zugleich das niedrigste. Der smart #1 und der Ford sind dagegen die Fahrzeuge, die am höchsten bauen.
Bei der Reichweite basieren die Zahlen in der Tabelle und im Video auf einer Hochrechnung der Ergebnisse bis zur vollständigen Entladung der Batterie (von 100 % auf 0 %). So können unsere Messwerte direkt mit der WLTP-Homologationsreichweite verglichen werden.
Die Skoda Elroq und der Ford Explorer wurden - wie bereits erwähnt - gesondert betrachtet, da es sich um Long Range-Versionen handelt. Wie erwartet überschreiten beide die 400-Kilometer-Marke.
Ein sehr gutes Ergebnis erzielte die Kia EV3, der mit seiner 55-kWh-Batterie über 300 km Reichweite erzielen konnte. Ähnlich positiv schnitt der Omoda 5 EV ab, der mit seiner 61-kWh-Batterie ebenfalls über 300 km weit kam.
Am unteren Ende der Rangliste befinden sich der smart #1 und der Citroën e-C3, die nur knapp über 200 km Reichweite erzielten.
Aber wie viel kostet es denn nun, mit diesen Autos 100 Kilometer weit zu fahren? Wir haben die Berechnungen für drei Szenarien durchgeführt:
Laden zu Hause, Laden an einer öffentlichen Ladesäule in der Stadt und Laden an einer Schnellladestation, wie sie meist an Autobahnen zu finden ist.
Für das Laden zu Hause haben die italienischen Kollegen einen durchschnittlichen Strompreis von 29 Cent pro kWh angesetzt.
Für das Laden an öffentlichen Ladesäulen haben sie marktübliche italienische Durchschnittspreise pro kWh verwendet: 65 Cent/kWh für normale Ladesäulen und 90 Cent/kWh für Schnellladestationen.
Die Leistung des Lancia Ypsilon zeigt, dass Karosseriehöhe und Bodenfreiheit eine entscheidende Rolle für die Energieeffizienz spielen. Zudem bestätigt sich, dass die CMP-Plattform sparsam mit Energie umgeht, obwohl sie nicht als reine Elektroarchitektur konzipiert wurde.
Der Mini Aceman basiert hingegen auf einer reinen Elektroplattform, die in Zusammenarbeit mit Great Wall entwickelt wurde und ebenfalls mit einem niedrigen Verbrauch überzeugt.
Zudem beweisen Kia und Hyundai erneut, dass sie in der Lage sind, effiziente Elektroautos zu bauen.
Weitere wichtige Faktoren sind - wie bereits erwähnt - die Leistung der Fahrzeuge sowie ihr Fahrverhalten, insbesondere die Abstimmung der Leistungsentfaltung. Eine spontanere oder verzögerte Leistungsabgabe kann unbewusst das Fahrverhalten und den Verbrauch beeinflussen.
Im Allgemeinen hat die relativ hohe Durchschnittsgeschwindigkeit, die wir in diesem Jahr fahren konnten, den Modellen mit guter Aerodynamik Vorteile verschafft und die Fahrzeuge mit einer eher städtischen oder Kurzstrecken-Auslegung die Performance so ein bisschen verhagelt.
Nicht alle Ergebnisse sind direkt mit den technischen Spezifikationen in Verbindung zu setzen, da einige Fahrzeuge mit leistungsstärkeren Motoren und höherem Gewicht weniger verbrauchen konnten als das ein oder andere leichtere und weniger leistungsstarke Modell.
Schließlich konnten Modelle mit einer größeren Batterie (und damit einem höheren Gewicht) unabhängig von der Reichweite dank einer effizienten Energienutzung weniger Energie verbrauchen als manch leichteres Fahrzeug.