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Vor 70 Jahren: Der einmillionste Käfer läuft vom Band

Das goldene Auto wurde zum Symbol des westdeutschen Wirtschaftswunders

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Kein anderes Produkt steht so sehr für den später zum Wunder verklärten Aufstieg der Bundesrepublik nach 1945 wie der VW Käfer. Nicht nur das "Wirtschaftswunder" sorgte im Ausland für Aufsehen, sondern auch jenes kugelige Automobil, Mitte der 1950er noch schlicht "Volkswagen" genannt, maximal mit dem Zusatz "Standard" oder "Export". Erst ab 1965 gab es verschiedene Motoren zur Wahl.

Das amerikanische Verbraucher-Magazin "Consumer Reports" brachte die Wirkung des Käfers bereits im November 1952 auf den Punkt: "Wenn Sie gewöhnlicher Wagen müde sind, ist der Volkswagen eine gute Erfrischung." Und zwei Jahre später urteilte Lawrence Brooks, Testberater des selben Magazins, bereits euphorisch über den Käfer: "...einer von sehr wenigen Wagen, die ... Begeisterung hervorrufen, weil sie beim Fahren wirklich Spaß machen..."

Das wirkte.

Schon im November 1955 rieb sich Leo Donovan in der US-Zeitschrift "Popular Mechanics" verwundert die Augen: "... ein Wagen, klein und untermotorisiert. Doch dessen Händler können nicht ausreichend beliefert werden, so spektakulär läuft sein Verkauf. Und alles ohne kostenlose Reisen nach Paris... und ohne Rabatte. Welcher Wagen ist so unglaublich? Es ist der kleine, käfergleiche Volkswagen. Seine Händler haben sogar Lieferfristen für gebrauchte Modelle."

Die Wolfsburger Allgemeine (WAZ) beschreibt es Jahrzehnte später rückblickend so: "140.000 Menschen feierten das Produktionsjubiläum - in einer Stadt, die damals gerade 40.000 Einwohner hatte. Es war ein Freitag und es war Punkt 14 Uhr, als der millionste Käfer vom geschmückten Endband der Halle 12 lief. Golden leuchtete der Jubiläumswagen [...]. VW-Chef Heinrich Nordhoff, sein Titel lautet damals noch Generaldirektor, blieb es vorbehalten, die letzten zwei Schrauben persönlich anzubringen: die Schrauben, die das Typenschild mit der Millionenangabe trugen.

Als Nordhoff zum Schraubenzieher griff, brachen im Volkswagenwerk alle Dämme. Die begeisterte Menge - tausende Mitarbeiter drängten sich um ihren Chef - durchbrach die Absperrung des Werksschutzes und drängte zum Band. 'Ein VW-Mädel überreichte dem Generaldirekor einen großen Strauß gelber Nelken', so die WAZ anno 1955." 

Gold ist bei Jubiläumsfahrzeugen damals in Mode: Ebenfalls 1955 feiert General Motors 50 Millionen Pkw mit einem güldenen Chevrolet. Und ein Jahr später glänzt so auch der zweimillionste Opel, ein Olympia Rekord. Wohlgemerkt: Zwei Millionen Opel in 57 Jahren. Der Käfer braucht für seine erste Million nur zehn Jahre.

Und es werden noch viele Millionen mehr. Die Jahresfertigung hat jetzt einen Umfang von über 700.000 VW Käfer erreicht und wächst stetig, bis im Jahr 1965 die Schallmauer von einer Million gebauter Fahrzeuge durchstoßen wird. Der 10.000.000ste VW Käfer wird 1967 gefertigt, 1972 überholt er das Ford Model T. Erst 2003 endet die Käfer-Produktion nach gut 21,5 Millionen Exemplaren in Mexiko.

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