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Opel Ascona 400 Basis (1981) im Fahrbericht: Onkel Walter

Der Ascona B wird 50. Wir treffen seine extremste Ausprägung im Serien-Trimm

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Früher passten die Modellnamen bei Opel irgendwie zur Kundschaft: Ascona zum Beispiel. Beliebt als Urlaubsziel und Familienkutsche der Mittelschicht. 1975 (also vor 50 Jahren) präsentierte Opel die zweite Generation des Ascona. Der Ascona B legte in allen Dimensionen zu, schließlich war sein Vorgänger eigentlich als Kadett geplant: rund 20 Zentimeter länger, vier Zentimeter breiter und mit einem Radstand, der um fast neun Zentimeter wuchs. 

Das kam in erster Linie den Passagieren zugute, die mehr Bein- und Schulterfreiheit genossen. Dazu boten neu entwickelte Vollschaumsitze mit verstärktem Seitenhalt und guter Dämpfung spürbar mehr Komfort. Auch fahrdynamisch legte der Opel Ascona zu. Der verlängerte Radstand, eine verbreiterte Spur vorne wie hinten sowie längere Federwege sorgten für ein ausgewogenes und sicheres Fahrgefühl - beim letzten Ascona mit Hinterradantrieb.

In den französischen Seealpen war ich mit dem Basis-400er natürlich nicht unterwegs, sondern im Rahmen der CDE Classic Days am Rothaarsteig an der Grenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen. Und mit der Bitte der Opel-Jungs, doch bitte lieb zu diesem Auto zu sein. (Mein italienischer Kollege Andrea Farina hat es etwas mehr krachen lassen, wie Sie im obigen Video sehen können.)

So steige ich ein. Meine Blicke wandern von den sehr kleinen Außenspiegeln über das maximal sachliche Cockpit. Auch das könnte jeden anderen Ascona B zieren, vom Sportlenkrad vielleicht abgesehen. Erst als mein Blick auf den Schalthebel fällt, stocke ich. Aha, erster Gang links unten. Merk Dir das gut, schärfe ich meinem Großhirn ein. 

Und fahre los. Bereits bei der Langsamfahrt spüre ich: Hier steckt kein Bauernmotor unter der Haube. Diese Maschine will Auslauf, braucht Drehzahl. Kein Ackergaul, sondern ein Rennpferd. Nach dem Ortsausgang schalte ich in dem enorm präzisen Getriebe einen Gang zurück. Die Patrone ist quasi drin. Jetzt ordentlich Gas. HOLLADIO! Der elastische 2,4-Liter jodelt wie Gitti und Erika in ihren besten Zeiten. HEEEEEIDIIIII! Deine Welt sind die Berge! Oder nüchtern-hessisch: Zweihunnertzehn Newtonmeter bei 3.800 Umdrehungen. 

Aber ich bleibe im Bereich der Mittelgebirge, wohlwissend, es ginge noch mehr: Gelber Bereich bei 5.800, roter Bereich bei 6.500 U/Min. Auch das wäre für die gut ansprechende Lenkung und das straffe Fahrwerk wohl kein Problem. Straff natürlich im Vergleich zu einem Serien-Ascona-B, nicht im Sinne eines 911 GT3. Doch das Engelchen auf der Schulter flüstert mir: Sei Pittiplatsch, der Liebe. Denk an die Opel-Jungs und die weiße Mauritius unter deinem Hintern! Recht hat es. 

Ein originaler Opel Ascona 400 ist nämlich praktisch nicht mehr zu bekommen. Sie werden (das nötige Kleingeld vorausgesetzt) einfacher an einen Porsche 959 kommen. Oder erschrocken ausrufen: Mein Gott, Walter!

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