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Renault Twingo SCe 75 (2020) im Test: Preiswerter Parkhaus-Prinz

Wenig Auto, aber trotzdem viel Spaß

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Sind wir Autofahrer zu Weicheiern mutiert? Alles wird elektrisch, digital, beheizt, belüftet, gekühlt. Natürlich ist das alles angenehm, keine Frage. Aber bei Neuheiten wie jüngst der Mercedes S-Klasse denke ich mir: Tut das not? Umso erfrischender ist es, sich hinunter in die Niederungen der automobilen Basis zu begeben.

Vor kurzem zeigten wir bereits im Video, wie viel Spaß ein Mitsubishi Space Star mit 71 PS machen kann. Jetzt hatten wir ein ähnliches Klein-Kaliber in den Fingern: den Renault Twingo. Und zwar in relativ einfacher Ausstattung. Blanke Not oder Spaß am Verzicht? Zeit für einen Test!

Was ist das?

Der Renault Twingo ist seit 2014 in seiner aktuellen Form auf dem Markt. Eine Gemeinschaftsentwicklung mit Smart, stets fünftürig und produziert in Slowenien gemeinsam mit dem Smart Forfour. Doch im Gegensatz zur Daimler-Tochter hält Renault beim Twingo am Verbrennungsmotor fest, der kürzlich vorgestellte elektrische Twingo Z.E. ergänzt lediglich das Modellangebot.

2019 bekam der Twingo ein Facelift verpasst, weshalb wir ihn nun noch einmal unter die Lupe nehmen wollen. "Lupe" ist ein gutes Stichwort, denn radikale Änderungen sind ausgeblieben. Unverändert freundlich schaut der kleinste Renault drein, neu sind Hauptscheinwerfer mit integriertem Tagfahrlicht in markentypischer C-Form und die stärker konturierte Frontschürze mit seitlichen Lufteinlassöffnungen.

Waagerechte Dekoreinsätze in der Heckschürze lassen den Twingo auch von hinten breiter aussehen. Als komfortsteigernde Maßnahme statteten die Entwickler die Heckklappe mit einem neuen, höher positionierten Griff aus, der den Zugang zum Kofferraum jetzt in einem Zug ermöglicht. Außerdem verstärkten die Entwickler die Kofferraumabdeckung.

Auch der Zugang zum unter dem Gepäckabteil gelegenen Heckmotor sowie die Entriegelung der vorderen Serviceklappe sind nun einfacher. Ebenfalls neu ist der zusätzliche Lufteinlass auf der linken Seite, wodurch sich die Luftzufuhr zum Motor verbessert.

Keine Überraschungen bietet das schlichte, aber logisch aufgebaute Cockpit. Leider fehlt dort ein Drehzahlmesser. Positiv ist hingegen der Ersatz der klapperigen Box in der Mittelkonsole durch eine feste Ablage. Unpraktisch bleibt der weit hinten zwischen den Vordersitzen angebrachte Cupholder. Apropos Möblierung: Konzeptbedingt sitzt man relativ hoch.

Im Vergleich zum Mitsubishi Space Star geht es im Twingo innen weniger geräumig zu, auch hinten ist nicht so viel Platz. Allerdings ist der Renault auch etwas schmaler und vor allem fast 20 Zentimeter kürzer. Schade: Während es im Mitsubishi immer eine elektrische Verstellung der Außenspiegel gibt, muss man in der von uns getesteten Limited-Ausstattung des Twingo manuell herumwurschteln. Elektrisch wird es erst im 770 Euro teuren Deluxe-Paket mit Alufelgen und Einparkhilfe hinten.

Sympathisch, aber mit gut 1.000 Euro Aufpreis leider ziemlich teuer ist das Faltschiebedach. Hinzu kommt, dass der Twingo mit ihm ziemlich hellhörig wird. Deswegen erscheint es mir sinnvoller, das Geld in das bereits erwähnte Deluxe-Paket oder die höhere Intens-Ausstattung zu investieren.

Wie fährt er sich?

Selten passte das Adjektiv "quirlig" besser als hier. Nach dem Facelift ist der beliebte Saugbenziner mit 1,0 Liter Hubraum (es gibt noch 65 Basis-PS und 93 Turbo-PS) auf 73 PS erstarkt. 95 Newtonmeter treffen sich bei 4.000 Umdrehungen zur Vollversammlung. Klingt nicht gerade nach viel, aber der Twingo wiegt auch nur 981 Kilogramm.

Und so treibt der muntere Dreizylinder den kleinen Renault munterer voran, als es 14,1 Sekunden auf 100 km/h suggerieren. Selbst auf der Autobahn ist der Twingo flott unterwegs. Einen wesentlichen Anteil an der spaßigen Note hat die knackige Fünfgang-Schaltung. Einzig der Rückwärtsgang benötigt bisweilen Gefühl. 

Zu früh darf der Twingo-Treiber aber nicht hochschalten, dann gibt sich der Motor unwillig und es vibriert im ganzen Auto. Auch deswegen summiert sich unser Testverbrauch auf 6,1 Liter. Als nachteilig erweist sich hier die Abwesenheit eines Drehzahlmessers. So seltsam es klingt, aber der Twingo ist die beste Wahl für sportliche Kleinwagen-Liebhaber.

Ob seines Heckmotors gar vom "Porsche 911 des kleinen Mannes" zu sprechen, wäre übertrieben. Aber diese einzigartige Auslegung sorgt für einen enorm kleinen Wendekreis: 8,6 Meter sind kurz vor "BKA-Wende" mit Handbremse. Der Twingo wuselt so flink durch Parkhäuser, dass man sich fast auf einer Kart-Bahn wähnt.

Was kostet er?

Wollen wir mal aufdröseln. Und zwar mit 16 Prozent Mehrwertsteuer: 11.980,17 Euro stehen auf der Quittung für den 73-PS-Twingo in der Limited-Ausstattung. Sie bietet bereits eine Klimaanlage, ein Audiosystem mit USB und einen höhenverstellbaren Fahrersitz. 

Damit kann man bereits zufrieden sein, zum Glücklichsein würde ich noch gut 1.000 Euro extra investieren. Davon entfällt der Großteil auf das schon erwähnte Deluxe-Paket sowie auf das Safety-Paket mit Tempomat und Spurhalte-Warner. Macht knapp 13.000 Euro, es lohnt sich aber, beim Renault-Händler nach Angeboten oder Lagerfahrzeugen zu fragen.

Fazit: 7/10

Der beste Kleinstwagen mag der Twingo nicht sein, aber definitiv der bessere (und wesentlich günstigere) Smart, zumal es den Renault noch mit Verbrennungsmotoren gibt. Unter dem Strich ein freundlich-sympathisches Auto, dessen flinkes Fahrverhalten nicht nur in der Stadt für gute Laune sorgt. Hoffentlich bleibt uns dieser Typ noch lange erhalten.

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