Renault 4 mit Allradantrieb: Markenchef drängt auf Einführung

Die Studie Savane 4x4 soll offenbar in Serie gehen. Und wir haben eine kühne Vermutung bezüglich des Heckmotors ...

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Fabrice Cambolive ist Renault-Markenchef, arbeitet also wohl eine Ebene unter Konzernchef François Provost. Jedenfalls hat sich der Manager nun für die Einführung einer Allradvariante des Renault 4 Electric ausgesprochen. Das heißt, die Studie Renault Savane 4x4 soll in Serie gehen.
 
Cambolive sagte, er werde sich dafür einsetzen, dass das Allradmodell des Renault 4 Electric auf den Markt kommt - als Tüpfelchen auf dem "i" bei den kleinen Elektrofahrzeugen von Renault. Die Entscheidung soll in den kommenden Wochen fallen, berichtet Autocar.

Die Variante könnte die Attraktivität des R4 in einigen nordeuropäischen Ländern steigern, wo Allradantrieb gefragter ist, so Cambolive. Das dürfte auf die skandinavischen Länder zutreffen, aber auch auf die Schweiz, Österreich, Norditalien und Süddeutschland. Die im Mai präsentierte Studie hatte neben dem elektrischen Frontmotor der bisherigen R4-Varianten auch noch hinten einen Elektromotor.

Auf Bildern vom Chassis des Renault 5 Electric, der ebenfalls auf der Plattform AmpR Small aufsetzt, war uns bereits 2023 das "Loch" in der Hinterachskonstruktion aufgefallen, das geradezu schrie: "Hier wurde Platz für einen Motor gelassen." Danach gefragt, sagte uns ein Experte, ausgeschlossen wäre das bei der Plattform nicht. Nun sieht es so aus, als bekäme der Renault 4 den zweiten Motor. Ein Hinweis darauf war auch die Studie Vision4Rescue, eine Allradversion des R4 für die Feuerwehr.

Die Entscheidung bezüglich des Renault 4 AWD habe sich verzögert, weil zuerst die strategischen Prioritäten festgelegt werden mussten, so Cambolive. Der Renault 5 Electric wurde im Februar 2024 vorgestellt und kam letzten Herbst auf den Markt. Der Bestellstart für den Renault 4 Electric folgte im März 2025. Der Renault Twingo Electric schließlich, als drittes Fahrzeug der Retro-Reihe, soll in Deutschland ab Januar 2025 bestellbar sein. Wie die Savane-Studie hatte auch diese Variante eine um 15 mm erhöhte Bodenfreiheit

Renault 4 Savane 4x4 Concept

Der von den 60er- bis zu den 90er-Jahren gebaute historische Renault 4 wurde ebenfalls mit Allradantrieb angeboten. Wegen der geringen Motorleistung dürfte dieser aber primär bei Schnee- und Eis-Glätte, auf nassen Wiesen und dergleichen geholfen haben, weniger im richtigen Gelände.

Der Renault 4 Electric AWD soll offenbar ein wenig mehr können. Denn zu der Studie schrieb Renault (Hervorhebung von uns): "Vor allem aber besitzt der Renault 4 Savane 4x4 Concept einen zweiten Elektromotor an der Hinterachse und verfügt damit über einen permanenten Allradantrieb. Dieser hilft auf schlammigen, schneebedeckten und unbefestigten Wegen, aber auch dort, wo echte Offroad-Fähigkeiten erforderlich sind. Damit zeigt das Showcar das Potenzial der AmpR Small Plattform für ein vollelektrisches B-Segment-Modell mit Allradantrieb."

Dass Renault von einem permanenten Allradantrieb spricht, bedeutet offenbar, dass der hintere Motor stets mitarbeitet. Es wird sich also kaum um einen regelbaren elektrisch erregten Synchronmotor (EESM) handeln, wie ihn Renault bei den meisten seiner Modelle einsetzt, und auch nicht um einen Asynchronmotor, den man ebenfalls einfach stromlos schalten kann.

Wahrscheinlicher ist ein Permanentmagnet-Synchronmotor (PSM). Der hätte zudem den Vorteil, etwas kompakter zu bauen. Schließlich ist das Loch in der Hinterachskonstruktion nicht riesig klein. Eine Möglichkeit wäre vielleicht der 60-kW-Aggregat aus dem Twingo, bei dem es sich um einen PSM des Herstellers Shanghai e-drive handelt. Man müsste nur ein paar mehr bestellen ...    

Allradantrieb ist im elektrischen B-Segment bisher selten. Ein 4,14 Meter langer Renault 4 AWD wäre wohl das kleinste Modell auf dem Markt. Bisher gibt es den 4,23 Meter lange Volvo EX30 Twin Motor mit strammen 315 kW sowie den Smart #1 Pulse (271 kW) und Brabus (315 kW) und Smart #3 Brabus (ebenfalls 315 kW). Neu auf den Markt kommen nun der Suzuki eVitara und den technisch identischen Toyota Urban Cruiser, die es ebenfalls als Allradler gibt. Vielleicht nimmt Renault diese etwa 4,28 m langen Modelle zum Anlass, die Allradversion des R4 zu bringen. 

Unter dem Strich

Renault plant offenbar eine Allradversion des Renault 4 Electric. Ganz sicher scheint die Einführung aber noch nicht zu sein, denn die Nische ist klein. Das Auto dürfte die größere der beiden Batterien bekommen, die 52 kWh netto speichert.

Wenn der Vorderachsmotor 110 kW liefert und hinten der 60-kW-PSM aus dem Twingo hinzukäme, würde man auf rund 170 kW kommen. Damit wäre das Auto stärker als die neuen Modelle von Suzuki und Toyota, wenn auch nicht so krass übermotorisiert wie die 315-kW-Fahrzeuge von Volvo und Smart. Aber warten wir's ab, vielleicht wird auch ein andere Aggregat eingebaut. PSMs dürfte es in China in allen möglichen Größen und Stärken zu kaufen geben.

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