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Opel Crossland (2021) im Test: Clevere SUV-Alternative

Wir sind den 110-PS-Turbobenziner gefahren

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Gefühlt ist heute jedes neue Auto ein SUV oder es wird dazu gemacht. Die Marketingabteilungen der Hersteller sprühen geradezu vor Ehrgeiz, jede noch so krude Schöpfung als SAV, CUV (eben irgendwas mit V am Ende) an den Kunden zu bringen. Aber irgendwann steht man wie vor 40 Teesorten im Supermarkt und fragt sich: Brauche ich das überhaupt? 

Der innere Spießer in einem ruft: "Gebt mir doch einfach ein Auto. Geräumig, übersichtlich, nicht zu groß und bezahlbar. Ach, und bitte ohne Playstation-Cockpit." Solch ein Auto gibt es. Den Crossland X, 2017 einst das erste gemeinsame Kind von Opel und PSA. Jetzt hat der Meriva-Nachfolger ein Facelift im wahrsten Sinne des Wortes bekommen und legt zugleich das X ab.

Was ist das?

Sehen wir uns den nunmehr Opel Crossland getauften Wagen näher an: 4,22 Meter ist er lang und optisch irgendwo zwischen Minivan und SUV verortet. Eine Frontmaske nach Art des neuen Opel Mokka (der "Vizor") kennzeichnet künftig den Crossland und lässt ihn wesentlich moderner erscheinen. Als Nebeneffekt sind außer bei der Basis stets LED-Scheinwerfer serienmäßig. 

Die Unterfahrschutz-Optik vorne und hinten ist ab "Elegance" dabei. Ob es dieses Pseudo-Offroad-Chichi unbedingt bräuchte, lassen wir einmal dahingestellt. Apropos hinten: Dort prangt nun der Name "Crossland" mitten auf der Heckklappe, zudem bekommen die Leuchten ein neues Innenleben. Auf die Knie sinkt man angesichts des Crossland-Designs zwar nicht, doch die kosmetischen Maßnahmen tuen ihm sichtlich gut.

Punkten kann der Opel Crossland bei den inneren Werten: 410 bis 1.255 Liter Kofferraumvolumen sind angesichts der Kompaktheit des Wagens eine Ansage. In den höheren Ausstattungen gibt es sogar eine längs verstellbare Rücksitzbank, damit sind bis zu 520 Liter im Normalzustand möglich. 

Doch dieses Extra lasse ich in der Standardposition und stelle den Fahrersitz auf mich ein. Ein großer Pluspunkt beim Crossland ist der bequeme Einstieg, ganz tief sitzt man nie. Wer es mag oder braucht, kann den vorderen Sessel besonders hoch pumpen. Kritikwürdig ist aber die Lenkradverstellung: Längs fährt das Volant schlicht nicht tief genug zurück. So bleibt es für meinen Geschmack zu nahe am Oberkörper. 

Nun aber noch einmal kurz in den Fond gewechselt: Ich setze mich quasi hinter mich und staune über die gute Beinfreiheit. Über meinem Kopf (ich bin 1,88 Meter groß) wird es etwas knapp, was am im Testfahrzeug verbauten großen Panorama-Sonnendach liegt. Allerdings lässt es den Innenraum heller und luftiger erscheinen. Merke: Kann man bestellen, muss man aber nicht. Die generelle Rundumsicht überzeugt positiv.

Das Armaturenbrett des Opel Crossland ist gut gegliedert und übersichtlich, Chrom wertet das Ambiente auf. Ich blicke auf analoge Instrumente, dazwischen ein farbiges 3,5-Zoll-Display. Opel hat den Spagat gemeistert, die Anzahl der Knöpfe zu reduzieren, ohne es zu übertrieben. Der neue VW Golf mahnt hier als abschreckendes Beispiel ...

So geht die Bedienung einfach von der Hand. Zu den cleveren Nettigkeiten gehören eine Lenkradheizung und eine beheizbare Frontscheibe. Prima: Fast jeder Crossland hat das "Multimedia Radio" mit 7-Zoll-Touchscreen serienmäßig. Dank Apple CarPlay und Android Auto kann man per Smartphone navigieren. Das teure Werks-Navi muss also nicht zwingend sein. Weil man es für das Head-Up-Display zwingend benötigt, kann man auch dieses Extra vernachlässigen.

Wie fährt er sich?

Lassen Sie es mich so sagen: Natürlich wird auch nach dem Facelift der Crossland nicht zum heißen Sportgerät. Aber ist gar nicht die Absicht von Opel. Vielmehr präsentiert sich das Modell nun ausgewogener. Selbst mit den maximal möglichen 17-Zoll-Felgen dämpft das jetzt straffere Fahrwerk angenehm, die Lenkung gibt sich präziser. Leider gilt das nicht für das manuelle Sechsgang-Getriebe: Zu lange Wege, ungenaue Führung, insgesamt etwas "labberig".

Ein gutes Argument für die Sechsgang-Automatik, aber sie gibt es nur in Verbindung mit dem stärkeren 1,2-Liter-Turbobenziner mit 130 PS Leistung und für den Diesel, der eher eine Nebenrolle spielt. Aufpreis dort: Zwischen 1.650 und 2.010 Euro. Schade, denn der von mir gefahrene 110-PS-Benziner reicht vollkommen für den Alltag. 

Feurig ist der Crossland damit zwar nicht unterwegs, aber schon ab 1.750 Umdrehungen liefert das Aggregat stämmige 205 Newtonmeter ab. 10,9 Sekunden auf Tempo 100 und 187 km/h Spitze sind ein faires Angebot. Der stärkere Benziner bietet übrigens 25 Nm mehr und beschleunigt eine Sekunde besser. Er macht vor allem deshalb Sinn, weil es nur ihn wie erwähnt auch mit Automatik gibt. 

Ach, bevor ich es vergesse: Der Dreizylinder ist hervorragend gedämmt. Sein nicht unsympathisches Laufgeräusch dringt selbst bei Tempo 140 nur milde ans Fahrerohr. 

Was kostet er?

Bislang begannen die Preise bei 18.900 Euro für das Basismodell mit 83 PS. Künftig sind es 18.995 Euro. Soll der 110-PS-Benziner unter der Haube stecken, geht es nun bei 22.310 Euro los. So viel kostet der Crossland X als "Edition". Im Vergleich zum Vorgänger beträgt das Plus exakt 490 Euro, jetzt sind aber auch beim "Edition" LED-Scheinwerfer serienmäßig, ebenso ein Licht- und Regensensor.

Am anderen Ende der Ausstattungen rangiert der üppig ausgestattete "Ultimate" für 29.320 Euro (alle Preise mit 19 Prozent Mehrwertsteuer). Mein Tipp: Der Crossland X als "Elegance" mit Ambientelicht innen, ergonomischem Fahrersitz, Mittelarmlehne vorn, 16-Zoll-Alufelgen und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Mit 110 PS liegt er bei 23.780 Euro.

Fazit: 8/10

Das SUV für alle, die kein SUV wollen: Das ist die gar nicht mal so kleine Marktlücke für den überarbeiteten Opel Crossland. Schließlich fahren noch immer viele ihre alte Mercedes A-Klasse oder einen Opel Meriva, weil sie gerne hoch sitzen und eine gute Sicht schätzen. Aber diese Klientel möchte kein SUV, sei es wegen des Formats (nun gut, es gibt inzwischen auch kleine SUVs) oder weil die Fahrt zum Edeka eben nicht die Camel Trophy ist. 

Der 2021er-Crossland überzeugt in vielerlei Hinsicht: Viel Platz auf kompakter Fläche, angenehme Sitzposition, kräftige Turbobenziner und sinnvolle Extras. Gravierende Schwächen leistet er sich nicht. Wie sagte das Opel-Werbegesicht Jürgen Klopp einmal: The Normal One. 

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