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Mazda 2 Hybrid (2022) im Test: Sternzeichen Zwilling

Die Marke hat jetzt zwei Kleinwagen und einen Toyota Yaris im Programm

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Wird der gleiche Wein besser, nur weil ein anderes Etikett draufklebt? Gefühlt vielleicht. In jedem Fall ist das sogenannte "Badge Engineering" in der Automobilbranche nichts Neues. Schon 1975 wurde der damalige Audi 50 durch abgespeckte Ausstattung und andere Embleme zum ersten VW Polo.

Motto: Ich brauche eine bestimmte Fahrzeugklasse im Program, ohne für teuer Geld selbst etwas zu entwickeln. Aktuelle Resultate sind der neue Mitsubishi ASX alias Renault Captur und der Suzuki Across alias Toyota RAV4. Oder man sucht Wege, um den CO2-Ausstoß der Flotte zu reduzieren, wie Suzuki mit dem Swace auf Basis des Toyota Corolla. Einen ähnlichen Weg geht nun Mazda und verwirrt damit ein wenig seine Kunden. 

Was ist das?

Denn zum bisherigen Mazda 2 gesellt sich jetzt ein Mazda 2 Hybrid, der praktisch ein umgelabelter Toyota Yaris ist. Und so gibt es nun bei der Marke quasi zwei 2er und einen Yaris. Macht der Neuling im Alltag Sinn und lohnt sich der Kauf?

Zumindest zur Optik müssen wir uns nicht groß auslassen, der "Mazyota" wirkt vertraut, aber knubbelig-rundlich. Mit 3.940 mm Länge, 1.745 mm Breite und 1.500 mm Höhe ist der 2 Hybrid etwas kürzer als der "normale" 2. In den Kofferraum passen zwischen 286 und 935 Liter Gepäck. Das ist guter Durchschnitt, ebenso wie das Platzangebot. Allzu opulent fällt die Beinfreiheit hinten nicht aus, vorne ist der Hybrid-2er ein wenig verbaut.

Dafür überzeugen Materialqualität und Verarbeitung, eine Filzbespannung in den Türen wertet das Ambiente spürbar auf. Gleiches gilt für die leider etwas kleinen Schalter in Chrom-Optik unterhalb der Klimatisierung. Punkte sammelt die praktische Ablage unterhalb des 8-Zoll-Multimediasystems. Pikant: Selbst in der Topausstattung gibt es ein Navi nicht für Geld und gute Worte. So müssen Android Auto oder Apple CarPlay aushelfen. Toll: Das Head-up-Display der Topversion.

Wie fährt er sich?

Der wesentliche Grund für die Mazdaisierung des Toyota Yaris findet sich in den technischen Daten. Dort heißt es: Das leistungsverzweigte Vollhybridsystem des neuen Mazda2 Hybrid umfasst einen 68 kW (93 PS) starken 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner, einen Elektromotor mit 59 kW (80 PS) und eine leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterie.

Bei einer Systemleistung von 85 kW (116 PS) beschleunigt der Mazda 2 Hybrid in 9,7 Sekunden von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h. Dabei ist das Fahrzeug äußerst effizient: Der Kraftstoffverbrauch liegt im kombinierten WLTP-Zyklus bei nur 3,8 bis 4,0 Liter je 100 Kilometer, was CO2-Emissionen von 87 bis 93 g/km entspricht.

Zweistellige CO2-Werte? Das hören Flottenbetreiber wie Mazda gerne. Dort möchte man seine durchschnittlichen CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent senken. Aber klappt das auch in der winterlichen Realität? Und wie fährt sich der Japaner mit dem Sternzeichen Zwilling überhaupt? Lassen Sie es mich so sagen: Nicht schlecht, aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht eine Lücke.

Mazda sagt: "...lässt sich das Modell mit bemerkenswerter Präzision und Sicherheit durch die Kurven steuern." Dem stimme ich zu, die Lenkung im Mazda 2 Hybrid ist spürbar präziser als in meinem eigenen neuen Renault Clio. Weiter heißt es: "Das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk und die weichen Federn steigern den Fahrkomfort. Darüber hinaus wurde großer Aufwand betrieben, um im Innenraum ein niedriges Geräusch- und Vibrationsniveau zu garantieren."

Jein. Komplett ausgewogen wirkt der Mazda nicht, bisweilen rollt er an der Hinterachse eine Spur zu straff ab. Niedrige Geräusche und wenig Vibrationen? Nun, rein elektrisch bewegt sich die Fuhre beim Anfahren oder in kurzen Tempo-30-Zonen. Ansonsten ist der turbolose Dreizylinder schon häufig rumorend präsent. Grund hierfür ist das von Mazda kaum erwähnte stufenlose Getriebe. 

Speziell in der stärker rekuperierenden Fahrstufe "B" jagt der Antrieb in hohe Drehzahlbereiche und bleibt lange dort, auch wenn der Fuß das Gaspedal immer mehr entlastet. Flott ist der Mazda 2 Hybrid allemal, aber die Geräuschkulisse kann nerven. Besser wird es klassisch in "D", hier wird die Drehzahl früher gesenkt. Keine Frage, ein stufenloses Getriebe braucht mehr Gefühl im Fuß als eine klassische Automatik. Aber selbst im CVT-Bereich gibt es bessere Lösungen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Machen Sie unbedingt eine Probefahrt, wenn Sie sich für den Mazda 2 Hybrid interessieren. Wie sieht es beim Verbrauch und dem Preis aus? Tankquittungen rausgekramt und nachgerechnet! Zwischen 5,1 und 6,6 Liter auf 100 Kilometer. Hm. Das geht besser, wenngleich bei uns wechselnde Fahrer sowie Minusgrade mit häufiger Nutzung von Lenkrad- und Sitzheizung im Spiel waren. Allerdings sind knapp 1,2 Tonnen Leergewicht für ein Auto dieses Formats auch nicht wenig.

Verbrauch und Preis

Ein Blick auf unseren Kollegen Fabio von Motor1 Italien zeigt: Mit spitzem Gasfuß sind im Mazda 2 Hybrid auch 3,7 Liter möglich. Wer am "Eco-Score" arbeitet, den das Auto zwischen null und 100 Punkten ausgibt, sollte eine Vier vor dem Komma erreichen können. Beim Preis unseres Testfahrzeugs waren wir zunächst erschrocken: Über 30.000 Euro! Doch die Topausstattung muss es nicht sein.

Los geht es ab 22.190 Euro, eine faire Serienausstattung inklusive. Meine Empfehlung ist die mittlere Agile-Variante für 24.990 Euro inklusive Lenkrad-/Sitzheizung und Rückfahrkamera. Trotzdem ist der "klassische" Mazda 2 mit 90-PS-Mildhybrid und Automatik über 2.000 Euro günstiger.

Fazit: 6,5/10

Ein schlechtes Auto ist der neue Mazda 2 Hybrid wahrlich nicht. Aber den Toyota mit anderem Logo braucht Mazda vermutlich dringender als seine Kunden ihn brauchen. Bei allen durchaus vorhandenen Qualitäten lauert das größte Problem im eigenen Haus: Den klassischen Mazda 2 mit Mildhybrid gibt es weiter und zwar mit 75, 90 oder 115 PS. Aber er sieht eigenständiger aus, ist günstiger und liegt auch nur zwischen 100 und 106 Gramm CO2 pro Kilometer.      

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