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Dethleffs Just Go T 7055 EB (2022): Wohnmobil im Test

Mit dem neuen Teilintegrierten von Dethleffs auf Ford Transit-Basis unterwegs nach Montenegro

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Komfortabel und voller Vorfreude cruisen wir mit dem Dethleffs Just Go T auf Ford Transit-Basis über die Autobahn Richtung Urlaubsziel. Souverän und entspannt treibt uns der 130 PS starke Zweiliter-Dieselmotor mit optionalem Sechsgang-Automatikgetriebe voran. Und das trotz voller Beladung. Das Kind sitzt mit Büchern und Tablet ausgestattet, auf seinem Platz an der L-Sitzgruppe und unsere 1-jährige Mischlingshündin liegt entspannt in ihrer Transportbox. Auf gehts nach Montenegro!

Montenegro? Das kleine Balkanland am Mittelmeer ist touristisch gesehen noch nicht so überlaufen wie das nördliche Nachbarland Kroatien. Dabei ist es mit einer Fläche von gerade einmal 13.812 Quadratkilometern (etwa so groß wie Oberbayern) einer der kleinsten Staaten Europas. Trotz dieser eher beschaulichen Größe besitzt Montenegro - das Land der schwarzen Berge - eine enorme Vielfalt an Sehenswürdigkeiten.

Im Norden beeindrucken wilde Berglandschaften wie die des Durmitor Nationalparks oder der Tara-Schlucht (die größte und tiefste Schlucht Europas) genauso wie der Nationalpark Biogradska Gora im Osten. Im krassen Gegensatz dazu stehen im Süden der gigantische Skutarisee (immerhin der zweitgrößte See Südeuropas) sowie die an der Adria-Küste gelegenen historischen Städtchen wie Ulcinj oder Kotor. Die Bucht von Kotor ist eine imposante und durch steile Bergflanken gesäumte Bucht, welche auch gerne als südlichster Fjord Europas bezeichnet wird.

Beinahe hätten wir diese imposanten Landschaften aber gar nicht erleben dürfen. Warum? Schon am ersten Tag, noch vor der Deutsch-Österreichischen-Grenze, leuchtete die Meldung "Fehler im AdBlue-System. Kein Motorstart nach 800km möglich." im Zentraldisplay auf. Also erstmal mit Dethleffs Rücksprache halten und bei der nächsten Tankstelle AdBlue nachtanken.

Half aber leider nix. Also ab auf die Suche nach einer offenen Ford-Werkstatt im Chiemgauer Voralpenland. Und das an einem Samstagvormittag. Glücklicherweise fanden wir mit dem Autohaus Reuner nahe Traunstein ein superfreundliches Team, welches schnell die Fehlerursache entdeckte und eine Notreparatur zur Weiterfahrt durchführte. Was war passiert? Ein Marder hatte sich im Motorraum vergnügt und dabei das Sensorkabel für die Einspritzung des AdBlue-Gemisches durchgebissen - natürlich an einer schwer zugänglichen Stelle.

Aber kommen wir zurück zum Just Go, der sozusagen den Einstieg in die Welt der Teilintegrierten bei Dethleffs darstellt und den es in sechs verschiedenen Modellvarianten gibt. Unser Reisemobil war der Just Go T 7055 EB mit einer Gesamtlänge von 7,36 Meter und einer Höhe von 2,99 Meter, womit bei der Breite von 2,33 Meter eine Wohnfläche von knapp 13 Quadratmetern (Cockpit und Motorraum abgezogen) zur Verfügung steht. Auf dieser üppigen Fläche bietet der Teilintegrierte Schlafmöglichkeiten für fünf Personen, ein Bad mit gegenüberliegender separater Dusche und eine gemütliche Sitzgruppe mit erweiterbarem Tisch.

Den Einstieg in das modern gestaltete Wohnzimmer des Just Go erleichtert die relativ breite Aufbautür (70 cm) mit integriertem Insektenschutznetz und die elektrisch ein- und ausfahrbare Trittstufe. Anfangs noch ein wenig beengend (dem grauen Wanddekor und dem elektrischen Hubbett geschuldet), fühlt man sich dann aber recht schnell wohl.

Die Salerno-Polsterung in schicken Grau- und Blautönen gefällt und das große Aufstellfenster in der Dachhutze sowie über dem Durchgang zum Schlaf- und Badbereich machen den Wohn-Essraum ausreichend hell. Und sollte es einem doch noch zu dunkel sein, sorgen mehrere LED-Spots und LED-Leisten für künstliche Beleuchtung.

Zusätzliche technische Daten

Zugelassene Sitzplätze inkl. Fahrer4Liegefläche Heckbett2x 215 cm x 80 cm / 210 cm x 190 cmLiegefläche Hubbett200 cm x 140 - 115 cmLiegefläche Mittelbett210 cm x 108 - 65 cmStehhöhe Innen213 cm (nicht unter Hubbett)Kühlschrank-Volumen137LiterFrischwassertank (gesamt/fahrbereit)115 / 20 LiterAbwassertank95 LiterHeizung TypTruma Combi 6 mit 6 kW LeistungSteckdosen 230 V / USB-Anschlüsse 5V / 12 V7 / 4 / 1Stauraum für Gasflaschen2 x 11 kg

Dabei sind sowohl die LED-Beleuchtung, genannt "Light Moments Komposition", als auch das Skyview-Dachfenster über dem Fahrerraum und die L-Sitzgruppe mit freistehendem Tisch Bestandteile des optionalen Comfort-Pakets für rund 8.000 Euro. Dabei ruht die Tischplatte auf einem ausziehbaren Mittelfuß und lässt sich recht leicht in einen zusätzlichen Schlafplatz für einen Gast verwandeln.

Dagegen ist das Drehen der Ford-Cockpitsitze etwas pfriemelig zu bewerkstelligen, gelingt aber von mal zumal einfacher. Hat man es dann geschafft, lässt sich auf dem knapp 100 x 70 Zentimeter großen Tisch ausgiebig speisen oder das Abendprogramm mit Brettspielen für den Nachwuchs vollziehen.

Über eine knapp 15 Zentimeter hohe Stufe geht es abends in den Heckbereich des Teilintegrierten. Linker Hand befindet sich der großzügig gestaltete WC-Bad-Raum mit chic designtem Waschtisch und ausreichend Stauraum und Ablagen. Selbst an Halterungen für Zahnputzbecher, einem Toilettenpapier-Halter und vier Haken für Handtücher wurde seitens Dethleffs gedacht.

Was uns noch gefällt: Der seitlich verstellbare Badspiegel, der somit gleichzeitig als platzsparende Schranktür fungiert. Einzig bei der Waschtisch-Armatur gab es bei uns Grund zur Klage, da hier stets Wasser in die dahinterliegende Ecke floss und sich eine ordentliche Pfütze bildete.

Gegenüberliegend vom Badabteil befindet sich die recht kuschlige, separate Dusche mit zwei sich öffnenden Acrylglas-Türen. Ablageflächen, Duscharmatur, Holzfußboden und eine abnehmbare Kleiderstange oberhalb teilen sich hier den knapp halben Quadratmeter an Platz. Beengt, aber in der Not brauchbar - und wer wie wir dann doch lieber auf dem Campingplatz duscht, der benutzt die separate Dusche als Trockenraum oder extra Kleiderschrank.

Für weiteren Stauraum sorgen die zwei am Bettende positionierten Schrankabteile, welche eher mühsam zugänglich sind und keine Beleuchtung besitzen. Um dort die Schmutzwäsche eines zweiwöchigen Urlaubs unterzubringen oder für Rucksäcke und mehr, sind sie aber top. Direkt über dem Bett sind zwei große Oberschränke an der indirekt beleuchteten Heckwand angebracht, seitlich daneben vier tiefgezogene und großzügige Ablageboards, was für eine dreiköpfige Familie (Outdoor-Kleidung ausgelagert in der Heckgarage) vollkommen ausreichend war.

Im Bett angekommen, will man dann auch schon am liebsten gar nicht mehr aufstehen. Mit dem Umbau zum großzügigen Doppelbett (im Comfort-Paket enthalten) entsteht eine Liegefläche von knapp über 2,20 Meter Breite und einer maximalen Länge von 2,15 Meter. Maximal, da die Betten am Bettende schräg zum Fahrzeuginneren zulaufen und so die Länge variiert. Dennoch ist der Schlafkomfort dank Holzlattenrost und 15 Zentimeter dicker Kaltschaummatratzen außergewöhnlich hoch und er lässt sich in kälteren Nächten durch unterhalb angebrachte Heizungsausströmer nochmal erhöhen.

Während meine Frau und ich im großen Doppelbett nächtigen (übrigens mit je zwei USB-Ladebuchsen, LED-Touchlampen sowie einer 230V-Steckdose), macht es sich unser 6-Jähriger im elektrisch angetriebenen Hubbett gemütlich. Damit dies gelingt, muss lediglich eine als Oberschrankklappe getarnte Möbelblende geöffnet werden und der Sicherheitsverschluss gelöst werden. Danach fährt das Bett auf Knopfdruck wie von Zauberhand nach unten und offenbart ausreichend Schlafplatz auf knapp 1,95 x 1,40 Metern. Noch die Leiter wieder ausgehängt und den Rausfallschutz vorne wie hinten angebracht, kann sich der Filius oben in seinem Reich einkuscheln.

Nach dem Aufwachen steht dann erstmal das übliche Morgenritual an: Während Frau und Kind im Bad schonmal Zähne putzen und sich frisch machen, verstaut Papa die Bettwäsche und Schlafkleidung mitsamt Einhänge-Leiter im Hubbett und fährt dies nach oben. Endlich wieder aufrecht gehen, denn mit knapp 1,92 Meter Körpergröße lässt es sich zwar sonst hervorragend im Dethleffs Just Go T 7055 EB stehen (auch unter dem geparkten Hubbett), allerdings nicht, wenn dieses in Schlafposition gestellt ist. Noch kurz vors Wohnmobil mit dem kleinen Wauz und dann ab ans Frühstück machen.

In der L-Küche findet man sich schnell zurecht, wobei genügend Stauraum in Form eines zweistöckigen Hängeschranks, dreier Schubladen und eines großen, ausziehbaren Schrankfachs mit integriertem Mülleimer bereitsteht. Die Edelstahlspüle rechter Hand ist groß genug und gut positioniert, während vor dem zweiflammigen Gasherd noch ein Stückchen Arbeitsfläche zum Gemüse schnippeln übrig bleibt. Den morgendlichen Kaffee oder die Leibspeise unseres Knirpses (Spaghetti mit Tomatensoße) lässt sich hier also ohne Murren zubereiten.

Apropos Kaffee: Die Milch dazu findet sich auf der gegenüber liegenden Seite im 137-Liter-Kühlschrank mit extra Gefrierfach und ausziehbarem Schubfach am Boden. Dank der automatischen Energiewahl schaltet der Kühlschrank selbstständig von 12 Volt während der Fahrt auf Gasbetrieb im Stand bzw. 230 Volt bei Stromanschluss auf Campingplätzen um. Unterhalb der raumhoch eingebauten Kühl-Gefrier-Kombi steht außerdem noch ein weiteres Fach für Brot, Müsli oder sonstige Lebensmittel zur Verfügung.

Nicht ganz optimal angebracht ist der linksseitig vom Kühlschrank verbaute Flachbildfernseher. Mit einer Diagonale von 22 Zoll ragt dieser knapp fünf Zentimeter ins Wohnrauminnere hinein, weswegen jeder von uns mindestens einmal daran hängen bleibt. Wie notwendig ein Fernseher samt automatischer SAT-Anlage ist, bleibt jedem selbst überlassen - beim Just Go T ist er Bestandteil des "Paket One" inklusive Rückfahrkamera und viereinhalb Meter langer Markise für knapp über 5.000 Euro.

Mit 130 PS bei 3.250 Umdrehungen pro Minute besticht der 2,0-Liter-Turbodiesel von Ford jetzt zwar nicht unbedingt mit Sportlichkeit, aber das passt auch zu dem komfortablen Fahrwerk des Transit. Die Sechsgang-Automatik (2.399 Euro Aufpreis) passt zum gemütlichen Cruisen im knapp drei Tonnen schweren Reisemobil und auch der Verbrauch - wir sind im gesamten Urlaub auf gute zehn bis elf Liter pro hundert Kilometer gekommen - geht in Ordnung.

Zugegeben, in manchen Momenten hätte ich mir die Spritzigkeit des zuletzt getesteten Sunlight Cliff 540 auf Fiat-Chassis gewünscht oder die aufpreispflichtige 155-PS-Motorisierung, aber das ist nicht der Stil des Dethleffs Just Go. Kleine, enge Straßen wie wir sie auf unserem Roadtrip beispielsweise die Serpentinen von Kotor hinauf erlebt haben, treiben einem schon genug Schweißperlen auf die Stirn.

Zur Erklärung: Die Serpentinen von Kotor sind eine zweieinhalb Meter breite Strecke, die sich in über 32 steilen Spitzkehren auf eine Länge von knapp 9 Kilometer Richtung Lovćen Nationalpark nach oben windet. Das alles wäre halb so wild, wenn die Fahrbahn nicht zur Hälfte aus brüchigem, löchrigem Asphalt sowie etwaigem Füllmaterial bestünde. Vor allem in den winzigen Haarnadelkurven mit dem größtmöglichen Steigungsmaximum bete ich, dass bloß kein Auto oder gar ein Lastwagen entgegenkommt.

Was bleibt also nach zwei Wochen über Montenegro, die Reise dorthin und den Dethleffs Just Go 7055 EB als Resümee zu ziehen? Montenegro ist ein wunderschönes und ursprüngliches Land, was man jedem, der die Natur, das gewisse Abenteuer aber auch kulturelle Sehenswürdigkeiten zu schätzen weiß, nur empfehlen kann. Auch kulinarisch reicht die Vielfalt von der mediterran geprägten Küche im Süden bis hin zu rustikal-deftigen Gerichten wie dem berühmten "Njeguški pršut"-Schinken, dem bekannten montenegrinischem Gemüseeintopf oder frischem Karpfen aus dem Skutarisee.

Ähnlich positiv bleibt uns auch der Dethleffs Just Go in Erinnerung. Mit einem Basispreis von 62.399 Euro richtet sich der Teilintegrierte vor allem an Erstkäufer, die sich erstmalig für ein Wohnmobil interessieren. Bereits ohne Extras ist der Just Go erstaunlich gut ausgestattet, wobei das Comfort-Paket inklusive einiger Sicherheits-Features für knapp 8.000 Euro eigentlich fast schon eine Muss-Option ist.

Und wer mit vier Personen unterwegs ist, sollte eigentlich auch ein Häkchen beim elektrischen Hubbett (1.899 Euro Aufpreis) setzen und sich zumindest Gedanken um eine Auflastung auf 4.100 kg zulässiges Gesamtgewicht machen, sofern es die Führerscheinklasse erlaubt. Alles in allem kommt unser Testfahrzeug am Ende auf einen Gesamtpreis von knapp über 80.000 Euro - eine hübsche Stange Geld, aber im Vergleich zur hauseigenen Konkurrenz aus dem Hymer Konzern immer noch günstig.

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