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Ford Orion (1983-1993): Kennen Sie den noch?

Der Stufenheck-Escort klang weit futuristischer, als er aussah ...

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Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Heute ist das klassische Stufenheck im Zeichen der SUV-Schwemme eine aussterbende Spezies. Ganz anders sah das noch in den 1980er-Jahren aus: Damals gab es viele Kompakte mit Stufe, ja sogar Kleinwagen wie den VW Derby oder den Opel Corsa TR. Einst als Opa-Autos geschmäht, entwickeln die Biedermänner von einst inzwischen ihren ganz eigenen Charme.

So wie der Ford Orion, der im Sommer 1983, also vor gut 40 Jahren auf den Markt kam. Bei "Orion" denkt man an futuristisches Design, doch das war das Letzte, womit dieses Auto dienen konnte. Drei Jahre nach dem Ford Escort Mk3 (Codename Erika) mit Frontantrieb erschien die technisch ähnlich gestrickte "Raumpatrouille Orion" aus gutem Grund. Kurz zuvor schockierte der neue Sierra manch konservativen Ford-Kunden mit seiner progressiven Optik.

Der Orion richtete sich daher an jene Käufer, die ihrem Taunus treu blieben und mit der großen Heckklappe von Sierra und Escort fremdelten. Und das waren mehr als gedacht: In zehn Jahren fanden fast 500.000 Orion ihre Fans. Nicht nur in Großbritannien und der Bundesrepublik, sondern auch in Südeuropa und sogar der DDR.  

Mehrere tausend Exemplare wurden aus dem Saarland dorthin exportiert. Gänzlich unsozialistisch hingegen: Prinzessin Margaret, die Schwester der Queen, fuhr Orion. Wie auch immer, letztlich schloss sich mit dem Orion ein Kreis, denn den ersten Ford Escort gab es nur als Stufenheck und Kombi.

Apropos Escort Kombi: Auf dessen Bodengruppe und Antriebsstrang basierte der erste Orion, wie der "autokatalog" damals wusste. Dort war auch von einer "Taunuslücke" zwischen Escort und Sierra die Rede, die der Orion schließen sollte.

Sehen wir uns die beiden Generationen des Orion, der zwar noch bis Ende 1993 seinen Namen behielt, aber schon seit 1990 de facto ein Escort mit Stufenheck war, näher an: Beide waren rund 4,23 Meter lang, der Radstand betrug zunächst 2,40 Meter, später dann 2,52 Meter. Speziell der erste Orion ähnelte am Heck dem Ford Taunus, ein vermutlich gewollter Effekt.

Im Prospekt blieb Ford zwar relativ sachlich, huldigte aber dennoch dem Raumangebot und dem 451 Liter großen Kofferraum. Schon die Grundausstattung bot zudem eine geteilt umlegbare Rückenlehne. Anders als den Escort gab es den anfangs deutlich unter einer Tonne schweren Orion nie in nackter Basisausstattung, erst ab GL (17.085 DM als 1,3 Liter) ging es los. Auch dieser Punkt zielte wohl auf solvente Kunden gesetzten Alters.

Topversion war zunächst der sportlich angehauchte Orion Injection für 21.125 DM mit dem 1,6-Liter-Einspritzer aus dem Escort XR3i. "Dynamik in Zivil" befand blumig der Prospekt. Am anderen Ende rangierten der 1,3-Liter-Benziner mit 69 (später 60) PS und seit Dezember 1983 der 54 PS leistende Saugdiesel von Klöckner-Humboldt-Deutz. Lange 19,1 Sekunden benötigte dieser auf Tempo 100, verbrauchte aber auch nur rund 5,5 Liter im Schnitt. Wer unbedingt die Dreigang-Automatik wollte, bekam sie beim 1,6-Liter mit 79 PS.

Anfang 1986 erfolgte parallel ein Facelift samt geändertem Cockpit, neu war auch die plüschige Edelvariante Ghia. Neue Motoren: 1,4 Liter mit 73 PS oberhalb der 60-PS-Maschine, zudem ein 1,6-Liter mit 90 PS.

Die erste Generation des Ford Orion mutierte über Umwege sogar zum VW. In Südamerika hatten Ford und VW 1985 die Autolatina gegründet. Dort wurde der Orion zum zweitürigen (!) Ford Verona und mit anderem Logo zum VW Apollo. "Apollo" war übrigens der Entwicklungsname des Orion gewesen. Hier finden Sie dazu weitere Infos.

Die zweite Generation des Orion lief 1993 aus, in den letzten Baujahren gab es dort einen 130 PS starken 1,8-Liter-Benziner. Ähnlich wie bei VW Derby/Polo oder Santana/Passat lebte der nun Escort Stufenheck genannte Wagen noch bis 1998 weiter. Sein Nachfolger wurde die Ford Focus Limousine.

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