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Renault Clio (2023): Das Facelift in der Sitzprobe

Alter und neuer Clio V im direkten Vergleich. Was hat sich geändert?

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Vier Jahre nach ihrem Debüt bekommt die fünfte Generation des Renault Clio ein Facelift verpasst. Ein nötiger Schritt, um den Kleinwagen aufzufrischen, denn zuletzt schwächelten die Verkäufe des Bestsellers. Zudem schläft die Konkurrenz nicht. Was hat sich geändert und wie geht es für den Clio weiter? Wir haben uns die Modellpflege aus der Nähe angeschaut.

Und zwar auch aus eigenem Interesse, da der Autor dieser Zeilen einen nun "alten" Clio V in Valencia-Orange fährt. Diese knallige Farbe (siehe unsere Vergleichsbilder) bleibt im Programm. Und soviel sei verraten: Besitzer eines Vorfacelift-Clio haben keinen Grund, unglücklich zu sein.

Renault stellt zwar zunehmend seine Elektroautos in den Vordergrund, doch der Clio ist nicht unbedeutend für die Marke: Er hat sich von 1990 bis heute in fünf Modellgenerationen rund 16 Millionen Mal verkauft und ist damit das meistgekaufte Fahrzeug der Marke. 213.000 Exemplare waren es 2022.

Eines sieht man sofort: Komplett durch den Wolf gedreht hat Renault den Clio nicht. Wozu auch? Das bisherige Design war gefällig und leistete sich keine gravierenden Schwächen. Trotz der zahlreichen Modifikationen hat der neue Clio die gleichen Abmessungen wie bislang: 4.053 mm lang, 1.800 mm breit und 1.439 mm hoch.

Markantestes Detail des Facelift ist im wahrsten Wortsinne die geänderte Frontpartie. Sie sieht nun geradliniger und kantiger aus. Neu ist die großflächige Verteilung der strichförmigen LED-Tagfahrleuchten und zwar bei jeder Version. Unterschiede gibt zwischen den Modellen bei der Frontschürze.

Exklusiv für die Ausstattungslinien Techno und Esprit Alpine ist der Einsatz in der Frontschürze unterhalb des Kühlergrills im Stil eines Frontflügels aus dem Motorsport gestaltet. Er unterstreicht das neue Gesicht des Clio zusätzlich. Bei den Ausstattungslinien Techno und Esprit Alpine ist dieser Einsatz in der jeweiligen Karosseriefarbe gehalten. Die neue "Alpine-Version" des Clio ist am markanten im Kotflügel erkennbar.

Mein Eindruck: Der geliftete Clio wirkt wilder und aggressiver als das bisherige Modell, die Front erinnert etwas an den Peugeot 208. An der Heckpartie wurde weniger geändert, klare Abdeckungen für die Leuchte und Pseudo-Lufteinlässe im Stoßfänger sind hier zu vermelden. Natürlich prangt überall das neue Renault-Logo im Stil von 1972. Geblieben ist die schmutzanfällige Entriegelung der Heckklappe oberhalb des Nummernschilds.

Bevor ich mich dem Innenraum widme, ein kurzer Blick unter die Haube. Trotz Alpine-Aufbrezelung gibt es natürlich immer noch keinen Clio R.S. mit 200 PS oder mehr. Im übrigen auch keinen Diesel auf dem deutschen Markt. Hier setzt Renault auf den Vollhybrid mit 145 PS Systemleistung oder den TCe 100 mit LPG. Zudem gibt es einen 65-PS-Sauger im Basismodell und den beliebten 90-PS-Turbo. Letzteren fahre auch ich: Keine Rakete bei der Beschleunigung, aber ein laufruhiges Allroundtalent.

Während ich Ihnen das erzähle, habe ich innen Platz genommen. Geblieben sind die etwas unpraktischen Klapptürgriffe in den Fondtüren oben. Ebenso das ausreichende, aber nicht opulente Platzangebot. Eng geht es zwar nicht zu, aber der Clio ist vorne eher auf Taille geschnitten und etwas verbaut.

Die ausgestellte Topversion "Esprit Alpine" glänzt mit Stoff im Armaturenbrett und den Türen, ein kleiner Gag ist die französische Trikolore. Bei den günstigeren Varianten ist mit mehr Hartplastik zu rechnen. Aus Erfahrung sei aber gesagt, dass Renault auch das appetitlich anrichtet, zudem sind alle Clio sehr gut verarbeitet. Ebenfalls Bestandteil von "Esprit Alpine" sind Sportsitze, die aber relativ eng ausfallen.

Auf dem Lenkrad prangt das neue Firmenlogo, geblieben sind die Tasten und der Audiosatellit hinterm Lenkrad, an den man sich schnell gewöhnt. Künftig haben alle Clio ein digitales Cockpit in sieben oder zehn Zoll. Der Touchscreen in der Mitte ist bis zu 9,2 Zoll groß, ich empfehle aber das kleinere 7-Zoll-Format, zumal Navi-Ansagen auch im Cockpit angezeigt werden. Die 7-Zoll-Größe ragt nicht so massiv ins Blickfeld, die Sicht nach draußen verbessert sich so meiner Meinung nach.

Fazit: Abgesehen von der Frontpartie fällt das Facelift optisch nicht gewaltig aus. Ob der Kleinwagen nun besser aussieht, liegt im Auge des Betrachters. Allerdings muss sich noch zeigen, wie die einfachen Versionen mit dem neuen Gesicht wirken.

Ab Juni 2023 kann der neue Clio bestellt werden, dann gibt es auch Preise. Der Marktstart ist für September 2023 geplant. Im Laufe des Jahres werden wir zudem noch den Mitsubishi Colt sehen, der auf dem Facelift-Clio basiert.

Und wie geht es generell für den Clio weiter? Im Rahmen des sogenannten "Renaulution"-Strategieplans für die Zukunft heißt es wörtlich: "Das Unternehmen will den Anteil der elektrifizierten Fahrzeuge der Marke Renault in Europa bis 2025 auf 65 Prozent und bis 2030 auf 90 Prozent der Verkäufe steigern." Elektrifiziert bedeutet nicht zwangsläufig nur Elektroautos, doch mit dem Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU ab 2035 muss auch Renault diese Realitäten im Blick behalten. 

Nach Angaben von Automotive News Europe sagte Renault-CEO Luca de Meo bei einer Medienveranstaltung, dass das Produktportfolio der französischen Marke im Jahr 2030 in Europa zu 100 Prozent elektrisch sein wird. Bisher ging man davon aus, dass Renault bei 90 Prozent liegen würde, während die restlichen 10 Prozent aus anderen Fahrzeugtypen mit teilweise noch konventionellen Antrieben bestehen würden.

Fest steht: Mit dem 2024 startenden Renault 5 und dem Renault 4 ab 2025 hat die Marke dann zwei Elektroautos im Format von Clio und Captur. Letzterer wurde bereits als Facelift-Erlkönig gesichtet. Wir rechnen: Vier Jahre Clio V ohne Facelift, vier Jahre mit Facelift. Dann wären wir beim Jahr 2027.

Einen direkten Clio-Nachfolger könnte es dann nicht mehr geben, ähnlich wie wohl auch VW den Polo langfristig durch den ID.2all ersetzen wird. Grund: Die Euro-7-Norm würde Kleinwagen mit Verbrenner extrem verteuern und ein solcher Clio VI nur für drei Jahre ergäbe wenig Sinn.

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