Vom violetten Golf-Mythos zum elektrischen ID.3 im Retro-Look
Ein Sondermodell mit Kultfaktor feiert elektrisches Comeback: Volkswagen bringt den ID.3 GTX Fire+Ice, der im letzten Jahr als Studie zu sehen war, in Serie und schlägt damit bewusst eine Brücke zwischen E-Mobility und einem der ikonischsten Golf-Modelle aller Zeiten.
Weil der legendäre Fire and Ice einst allerdings auf dem Golf II basierte, hätten viele Fans wohl auch diesmal einen Golf 8 als Basis erwartet - doch VW nutzt die emotionale Strahlkraft des Namens, um dem ID.3 mehr Profil zu verleihen und die Elektromobilität auf der Sympathiewelle eines Kultmodells mitziehen zu lassen. So entsteht ein Elektro-Sportler, der nicht nur mit Power und Design, sondern vor allem mit seinem historischen Erbe spielt. Quasi der Renault 5 Electric von VW ...
Schon 1990 überraschte Volkswagen mit dem Golf II Fire and Ice. Die Kooperation mit Willy Bogner setzte Maßstäbe: dunkle Perleffekt-Lackierung, Aeropaket, breite Verbreiterungen, 90 bis 160 PS - und in der GTI-Variante heute eine begehrte Rarität. Statt der geplanten 10.000 Exemplare wanderten am Ende über 16.700 Modelle über die Ladentheke und begründeten den Kultstatus.
Heute holt Volkswagen diesen Moment ins E-Zeitalter. Die Hommage trägt unverkennbare Designsignale, die schon in der viel beachteten Studie von 2024 zu sehen waren: Ultra Violet Metallic erinnert an die dunkle Lackierung des Ur-Fire and Ice, Flaming Red-Akzente am Dachrahmen greifen das feurige Rot der 90er auf. Hinzu kommen geometrische Fire+Ice-Muster auf der C-Säule und das originale Logo auf dem Dachkantenspoiler.
Beim Blick ins Cockpit setzt VW erneut auf Kontrast. Fahrerseite in On Fire Red, Beifahrerseite in Keep Cool Blue - eine Farbsymphonie, die an Bogners Daunenjacken erinnert und den Sitzbezug zum modischen Statement erhebt.
Ziernähte und Logos ziehen sich durch Lenkrad, Armaturenbrett, Türverkleidungen und Fußmatten. Ein angedeuteter Reißverschluss in der Sitzmitte spielt mit dem Versprechen, Tradition aufzubrechen und Neues zu verschließen - elektrisch geladen, versteht sich.
Unter dem Blech hat der ID.3 GTX Fire+Ice wahlweise 210 oder 240 kW Leistung, jeweils 545 Nm Drehmoment. Genug für den Sprint in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die 79-kWh-Batterie erlaubt bis zu 591 km WLTP-Reichweite, dank 185-kW-DC-Ladesäule ist in gut einer halben Stunde wieder 80 Prozent Saft an Bord. Die stärkere Variante rollt serienmäßig auf Sport-DCC-Fahrwerk, das im Golf II höchstens die Abtriebswelle in Wallung gebracht hätte.
Nur 1.990 Stück entstehen in Anlehnung an das Geburtsjahr des Originals. Kein Zufall, sondern Statement: Wer einen ID.3 GTX Fire+Ice ordert, will Teil einer Geschichte sein. Allzu günstig ist der Retro-Spaß nicht: Ab 56 020 Euro berechtigt das limitiert aufgelegte Modell zum Eintritt in eine kleine, aber feine Nische - der normale ID.3 GTX beginnt bei 47.225 Euro. Klingt nach hohem Aufpreis, aber das Sondermodell hat viele teure Extras inklusive, unter anderem das große Navi, viele Assistenzsysteme, das große Head-up-Display, Keyless Entry und die Massagesitze.
Dass manch Purist lieber einen Golf 8 Fire and Ice gesehen hätte, kann und muss der ID.3 wegstecken. Schließlich legt Volkswagen gewissermaßen die Zukunft in seine Hände und da müssen alle Ressourcen - auch die der Vergangenheit - genutzt werden. Wer nun nochmal wissen will, worum es damals ging ... hier kommt eine kleine Erinnerung:
Als der Golf II Fire and Ice 1990 auf den Markt kam, war er mehr als nur ein Sondermodell - er war ein Statement. Entwickelt in Kooperation mit Willy Bogner, brachte er modische Extravaganz und sportliche Attitüde ins Kompaktsegment. Die violett schimmernde Perleffekt-Lackierung, kantige Spoiler, spezielle Felgen und auffällige "Fire and Ice"-Schriftzüge machten ihn sofort zum Hingucker. Auch innen setzte VW Akzente: zweifarbige Sitze, kontrastreiche Stoffe, ein Design, das mutiger war als alles, was man sonst aus Wolfsburg kannte.
Technisch war er je nach Variante mit bis zu 160 PS erhältlich - besonders als GTI-Version ein echter Geheimtipp für Kenner. Geplant waren ursprünglich 10.000 Exemplare, doch der Erfolg übertraf alle Erwartungen: Über 16.700 Fahrzeuge wurden verkauft. Bis heute gilt der Fire and Ice als einer der kultigsten Golfs überhaupt - und als Symbol einer Ära, in der VW Mut zum Stil bewies.