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Mercedes G-Class Experience: Einmal austoben, bitte!

Wer die Grenzen des Geländewagens erfahren will, ist beim Privat-Coaching in Graz genau richtig

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Sind wir ehrlich: Wer heutzutage ein neues Auto kauft, kann und sollte die Fähigkeiten und Grenzen dessen im herkömmlichen Straßenverkehr gar nicht austesten. Im schlimmsten Fall bleibt bei all der Arbeitshektik aber sogar so wenig Zeit, dass bei der Übergabe bestimmte wichtige Funktionen gar keine Aufmerksamkeit finden. Gerade bei komplexeren Fahrzeugen in Extrembereichen wird es da zunehmend schwierig.

Oder kennen Sie eine nahe Möglichkeit, ihr Auto auf eine Steigung von 100 Prozent zu bringen? Klar, ein Fahrsicherheitstraining ist mit dem Neuen immer sinnvoll, aber wo bitte soll der glückliche Neubesitzer die absoluten Grenzen austesten, bevor es ernst wird?

Mercedes G-Class Experience (2025)

 Mercedes hat da eine Lösung gefunden und bietet für G-Klasse-Käufer und Interessierte ein ein- bis zweitägiges Privat-Coaching in der G-Klasse-Stadt Graz in Österreich an, bei dem das Können des Schwaben bis an die körperlichen Grenzen erforscht werden kann. Wir haben das mal für Sie ausprobiert - inklusive Schöckl-Downhill-Schleudergang.

Im G‑Class Experience Center in greifbarer Nähe zum Flughafen von Graz bietet Mercedes seit 2020 ein Programm an, das G-Klasse-Freunden und Freundinnen die neuste Iteration des ikonischen Geländewagens näher bringt. Bei der "G‑Class Experience" können Off- und Onroad-Fähigkeiten im Grenzbereich erlebt werden.

G-Klasse erleben

Zum Austoben auf den verschiedenen Stationen stehen mehrere Mercedes-Benz G 450 d, G 500, G 580 EQ und Mercedes‑AMG G 63 zur Verfügung. Einfach Farbe auswählen und reinhopsen. Zudem haben die Schwaben einige Highlights aus der fast 50-jährigen Geschichte des Geländewagens vor Ort stehen - darunter der berüchtigte Dreiachser aus Jurassic World oder der in 44,4 Tonnen Kunstharz eingeschlossene 280 GE von 1979.

Hier in Graz wird G-Klasse gelebt. Das führt soweit, dass sie manchmal auch liebevoll Graz-Klasse genannt wird. Es gibt auf dem Testgelände quasi keinen Zentimeter, der nicht G-Klasse schreit. Und das hat einen Grund. Denn abseits der Erprobungsfahrten können Kunden ihr Neufahrzeug für einen "kleinen" Obulus von 2.750 Euro netto auch genau hier abholen. Inklusive Werksführung bei Magna Steyr, wo der Koloss seit Einführung zusammengebaut wird.

"Kann er denn auch schwimmen?"

Um sich langsam an die Geländefähigkeiten heranzutasten, bietet das G-Class Experience Center einen Wald mit verschiedenen Hindernissen, die im Offroadbereich auftauchen könnten und eine "G-Rocks" genannte Anlage mit steilen Rampen zum Klettern auf unterschiedlichen Untergründen. Der Umgang mit einer extremen Schräglage von 35 Grad oder das Spiel mit den drei Differentialsperren braucht eben Training, bevor es tatsächlich das erste Mal allein ins Gelände geht.

Im Center begleiten die Teilnehmenden erfahrene Instruktoren beim ersten Einsatz auf steilen Rampen, felsigen Untergründen und Verschränkungsbahnen. Und die G-Klasse? Hebt brav das Rädchen, sucht auf losen Untergrund nach dem geringsten Moment an Grip, dreht sich dank "Magic-Button" Breakdance-mäßig im Kreis (zu sehen auf unseren Socials bei Instagram und TikTok) und wühlt sich mit Hilfe der drei Sperren durch nahezu jedes Hindernis. Im Diesel und Benziner noch arbeitsintensiv involviert, weiß die vollelektrische G-Klasse jedes Hindernis allein berechnend zu nehmen - schon beeindruckend, wie auch mein Kollege Stefan im Test feststellte. 

Und natürlich wird hier auch gebadet. Ich meine: Wer will nicht einmal das absolut paradoxe Gefühl erleben, mit einem Auto das Wasser vor sich herzuschieben. Die Verbrenner gehen dabei mit 70 Zentimetern Watttiefe planschen, die E-Versionen übertreffen das Schauspiel noch einmal mit 85 Zentimetern. Was auf dem Papier komplett absurd klingt, wenn man damals im Physikunterricht beigebracht bekommen hat: Wasser und Elektrizität gleich böse!

Das geht dann auch noch mal durch eine größere Pfütze in schnell, damit fotogen Tonnen an Wasser verdrängt werden können und etliche Tropfen gen Kamera fliegen. Schließlich will man ja auch etwas Beeindruckendes von seinem Trip aus Graz wieder mit nach Hause nehmen.

Einfach mal die Sau rauslassen!

Damit sich Synapsen und Körper ein wenig von den neuen Erfahrungen erholen können, sorgen Mittagessen und die Werksführung im Golf-Caddy für einen entspannten Moment, bevor es dann mit dem AMG G 63 und 585 PS aus einem grummeligen 4,0-Liter-V8-Biturbo auf das asphaltierte Testgelände geht. 

Im weitläufigen Areal können Beschleunigung, Brems- und Fliehkräfte ohne Sorgen einer Kollision ausgereizt werden. Zur Verfügung stehen dafür befeuchtete Fahrbahnen, Slalomkurse, ein Bremsparcour und eine Schleuderplatte, bei der das plötzliche Ausbrechen des Hecks auf glatter Fahrbahn simuliert wird. Erfahrungen im Grenzbereich, inklusive der brachialen Kräfte des G 63, den Wankbewegungen bei 2,8 Tonnen nicht wirklich interessieren, der sich aber dennoch mächtig aufbäumt, bevor er in 4,3 Sekunden von 0-100 km/h stürmt.

Gut und wichtig, einen solchen Koloss auch in unerwarteten Situationen unter Kontrolle halten zu können. Im Experience Center kann das ausgetestet und eventuelle Fehlentscheidungen miterlebt werden. Von den Instruktoren gibt es Hinweise, wie manche Situation besser gemeistert werden kann.

Wessen Magen danach noch einigermaßen fit ist, der kann sich auf eine Mitfahrgelegenheit über den Iron-Schöckl freuen. Ein befahrbares Stahlgerüst, das eine Steigung von 100 Prozent simuliert. Glauben Sie mir, jedes Bild dazu spiegelt nicht das absurde Gefühl wieder, das sie im Auto erleben. Es ist viel steiler. Vom Gefühl her müsste die G-Klasse hier einfach runterpurzeln. Doch die sagt sich: Pustekuchen! Ich halt hier sogar noch an und fahr Rückwärts wieder hoch. Ja, warum denn auch nicht? Wer kann, der kann!

Der Berg ruft!

Seit erst kurzer Zeit gibt es jedoch noch ein Schmankerl für den zweiten Tag, wie die Österreicher gerne sagen. Damit meinen wir jedoch ausnahmsweise mal nicht den Kaiserschmarrn, der oben auf der Hütte vom 1.445 Meter hohen markanten Grazer Hausberg, dem Schöckl, serviert wird, sondern den Weg rauf über die hauseigene Teststrecke.

Genau diese 5,6 Kilometer muss jede G-Klasse seit vier Jahrzehnten etliche Male absolvieren, um raus in die Welt geliefert zu werden. Ohne "Schöckl-Plakette" gibt's keine Freigabe. Und das gilt auch für die Teilnehmenden der G-Class Experience. Ein Testfahrer fährt rauf auf den Berg. Über Feld- und Waldwege, geschotterte Abschnitte bis hin zu völlig unbefestigten Arealen. Es gibt Steigungen von bis zu 60 Prozent und Schräglagen von 40 Prozent.

Hier zeigt die G-Klasse noch einmal, auf welch minimalster Fläche sie ihre Traktion herholt, um einen weiteren absurd hohen Felsvorsprung auf zwei Rädern zu meistern. Einmal oben angekommen, kann das obere Teilstück mit Testfahrer nebendran noch einmal gefahren werden, bevor es nach dem Hüttenschmaus zum magenunfreundlichsten Teil kommt: dem Schöckl-Downhill.

Ein kontrollierter Offroad-Sturz hinab ins Tal, bei dem der Haltegriff am Armaturenbrett doch noch seinen Sinn zeigt. Der Schleudergang Ihrer Waschmaschine ist vermutlich nur Killefitz hiergegen. Dafür sind die Querbeschleunigungskräfte nicht so stark, sodass dieser Ritt eher einer sehr unsanften Fahrt auf dem Freefall-Tower des örtlichen Freizeitparks ähnelt. 

Haben Sie beide Tage überstanden, gibt es auch für Sie die Auszeichnung "Schöckl-Proved". Wir empfehlen aus hygienischen Gründen jedoch, beim Mittagessen oben nicht allzu ausgiebig zuzuschlagen, auch wenns lecker ist. Eine kleine Portion magenfreundliches und fleischfreies Käferbohnen-Chili kann ich ihnen sehr ans Herz legen.

Wer ohne G-Klasse nur den G-Class-Experience-Center-Tag erleben möchte, zahlt 2.490 Euro (2.990 Euro für zwei Personen). Das neue Eventformat kostet 9.950 Euro und ist für bis zu zwei Personen buchbar. Im Preis inbegriffen sind zwei Übernachtungen mit Frühstück im Partnerhotel in Graz, kulinarische Highlights im G‑Class Experience Center sowie ein Willkommensabendessen in der Grazer Innenstadt.

Wahrlich kein Schnäppchen, aber welch außergewöhnliches Erlebnis ist das schon? Doch, liebe Mercedes-Händler! Wer mindestens 124.355 Euro für seine neue G-Klasse ausgibt, für den sollte doch ein kleiner Abstecher nach Graz inklusive sein, oder? Nur so als Idee. Der Markenbindung schadet das sicher nicht!

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