Es beginnt alles mit einem "hoch emotionalen Sportwagen", intern spricht man vom "TT Moment 2.0"
Es lässt sich kaum leugnen: Audi steckt in einer sehr schwierigen Phase. Der Absatz ging im vergangenen Jahr um 11,8 Prozent zurück und lag bei 1,67 Millionen Fahrzeugen. Auch die Bilanz des ersten Halbjahres 2025 sieht nicht viel besser aus. Bis Ende Juni sanken die Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,9 Prozent auf 783.000 Fahrzeuge.
Immerhin haben die Ingolstädter nach quälendem Stillstand seit einem guten Jahr wieder in den Angriffsmodus geschaltet. Eine ganze Reihe neuer Modelle soll nun die Wende bringen und Kunden von den Erzrivalen BMW und Mercedes zurückgewinnen. Mit Q3, Q5, A5 und A6 hat man die Säulen des Portfolios komplett erneuert.
Audi-Chef Gernot Döllner spricht offen über die Lage. Im Gespräch mit Bild sagte er: Ich will nicht drumherum reden, wir müssen jetzt zurück in die Spur finden. Nach einer langen Durststrecke bei den Modellneuheiten sieht er die Talsohle jedoch als durchschritten: Ich glaube, wir sind am tiefsten Punkt angekommen.
Im selben Interview kündigte Döllner einen Neuanfang bei Audi an. Im Herbst soll ein Konzeptfahrzeug vorgestellt werden, das als Identitätsstifter fungieren und an den Erfolg des legendären TT anknüpfen soll. Intern ist bereits vom TT Moment 2.0 die Rede. Döllner glaubt fest daran, dass das Auto eine ähnliche Strahlkraft entfalten wird wie der TT Ende der 1990er- und Anfang der 2010er-Jahre: Ich habe das Bauchgefühl, dass wir vor einem solchen TT-Moment stehen.
Dabei handelt es sich weder um eine vierte Generation des TT noch um eine Rückkehr des R8. Döllner beschreibt das Konzept als etwas dazwischen, als hoch emotionalen Sportwagen. Die Studie wird vollelektrisch sein, doch Audi verabschiedet sich nicht vom Verbrennungsmotor. Der ursprünglich für 2032 geplante vollständige Umstieg auf Elektromobilität wurde bereits auf frühestens Mitte der 2030er-Jahre verschoben.
Die Premiere des Konzepts wird für September auf der IAA Mobility in München erwartet. Es soll einen neuen Audi verkörpern - mit einer frischen Designsprache, neuester Technologie und modernster Hardware, wie sie bisher bei Audi nicht zum Einsatz kam.
Auch andere Audi-Manager räumen Probleme ein. Oscar da Silva Martins, Leiter Produkt- und Technologiekommunikation, erklärte Anfang des Jahres in einem Interview mit Motor1 Deutschland: Wir waren in der Vergangenheit sicherlich besser, was die Qualität angeht, aber wir werden wieder dahin zurückkommen.
Bild zitiert zudem ein Vorstandsmitglied des Volkswagen-Konzerns, das Audi als unseren Krisenfall bezeichnete. Die aktuellen Produkte seien nur okay - durchschnittlich. Die kommende Studie wird wohl nicht als Nachfolger des A8 dienen, obwohl die Oberklasselimousine längst überfällig ist. Ursprünglich war geplant, die Studie Grandsphere aus dem Jahr 2021 als Basis für einen neuen A8 zu nutzen. Dieser Plan scheint jedoch verworfen.
Interessant ist außerdem, dass Audi nun auch eine eigenständige Marke in China hat. Diese neue Marke trägt den Namen AUDI - ohne das traditionelle Vier-Ringe-Logo - und verkauft ausschließlich Elektroautos. Erkennbar ist sie an dem groß geschriebenen AUDI-Schriftzug. Den Anfang macht der E5 Sportback, dem weitere Elektromodelle folgen sollen, die ausschließlich für den chinesischen Markt gebaut werden.