Der 2.7 T RS ist zwar eine Werksentwicklung, aber streng genommen kein TT








Der verstorbene Ferdinand Piëch mag mit eiserner Hand regiert haben, doch er sorgte dafür, dass die Dinge erledigt wurden. Während seiner Amtszeit als CEO des Volkswagen-Konzerns von 1993 bis 2002 wurden einige der ehrgeizigsten Ingenieursprojekte des Unternehmens genehmigt, die in der Entwicklung des Bugatti Veyron gipfelten.
Er hinterließ ein kompliziertes Erbe, das kostspielige Prestigeprojekte wie den VW Phaeton und visionäre Fahrzeuge wie den XL1 umfasste. Sogar bevor er die Führung des Autogiganten übernahm, spielte Piëch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung mehrerer ikonischer Autos.
Als Entwicklungsleiter bei Porsche und später bei Audi war er maßgeblich an Projekten wie den legendären 917-Rennwagen und dem Audi Quattro beteiligt. Sein Bestreben, neue Ideen zu erkunden, setzte sich bis zum Ende seiner Amtszeit fort, und dieses TT-ähnliche Modell aus dem Jahr 2001 ist ein Paradebeispiel dafür.
Trotz der vertrauten Silhouette ist es eigentlich kein TT. Fotografiert von rare_cars_deutschland, wurde das Einzelstück in etwa acht Monaten fertiggestellt und entstand aus der Verschmelzung einer originalen TT-Karosserie mit einem RS4 Avant der ersten Generation. Gezeigt wurde das Unikat auch im Buch "Einblicke - Die Fahrzeugsammlung der Audi AG". Dort hieß es: "Unter Regie der quattro GmbH fand der Antriebsstrang des Audi RS 4 Platz in der eng geschnittenen Hülle des ersten Audi TT. Es blieb leider bei einem Einzelstück mit atemberaubendem Antritt und ebensolchen Fahrleistungen."
Im Grunde war es also ein B5 RS 4, der mit einer TT-Karosserie der Generation 8N versehen wurde. Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich, warum.
Um die Jahrtausendwende experimentierte Audi mit der Idee eines Sportwagens, der über dem TT positioniert werden sollte. In seinem Standardwerk "Audi RS: Geschichte - Modelle - Technik" schreibt Autojournalist Constantin Bergander: "Nach dem RS 4 will die quattro GmbH am liebsten einen Sportwagen bauen. Im Jahr 2001 kann das nur auf Basis des Audi TT geschehen. Bis zum R8 sollten noch einige Jahre vergehen. Der TT trägt den Motor allerdings quer zwischen den Vorderrädern. Für dieses Layout fehlt ein Antrieb mit genügend Dampf. Und der RS 4-Motor? Er hängt längs im Chassis, das Getriebe dahinter. Der Motor ist schlicht nicht kompatibel. Trotzdem schafft es genau dieser Motor in den TT."
Um den Umbau zu realisieren, kürzten die Ingenieure das Chassis um 170 Millimeter vor dem Tank, um es an den Radstand des TT anzupassen und dessen Proportionen zu bewahren. Auch Achsen, Hinterachsdifferenzial, Räder und Getriebe kamen vom Power-Kombi. Unter der Haube befand sich der 2,7-Liter-Biturbo-V6 des RS 4, was dieses Prototypenfahrzeug zum einzigen TT mit einem echten V6 macht, da die ersten beiden Generationen des Coupés auf VR6-Motoren setzten. Nebenbei bemerkt: Der VW-Konzern stellte die Produktion von VR6-Motoren erst Ende 2024 ein.
Bemerkenswerterweise war der V6 längs eingebaut, im Gegensatz zur quer eingebauten Anordnung der regulären TT-Modelle. Der Antriebsstrang wechselte auch von einem Haldex-Differential zu einem eher hecklastigen Torsen-System. Mit 381 PS und einem Drehmoment von 440 Nm, das über ein manuelles Sechsganggetriebe an alle vier Räder geleitet wurde, war der TT 2.7 T RS ein ernstzunehmender Performer.
Die Fahrleistungen waren wie erwartet bombastisch. Der Über-TT beschleunigte in 4,8 Sekunden auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 295 km/h. Der Plattformwechsel brachte zwar etwas Gewicht mit sich, sodass das Leergewicht auf 1.550 Kilogramm anstieg, allerdings war der später im Jahr 2003 eingeführte VR6-TT mit seinen 250 PS nur geringfügig leichter.
In einem Interview von 2013 mit der inzwischen eingestellten Website Fortitude nannte der ehemalige quattro GmbH (jetzt Audi Sport) Produktchef Stephan Reil das TT Coupe RS 4 "unglaublich spaßig zu fahren" und sagte, dass es zu der Zeit einen 911 übertraf. Das Auto wurde intensiv getestet und legte fast 20.000 Kilometer zurück.
Als die Ära Piëch zu Ende ging, erwies sich die Idee einer Serienversion als zu kostspielig. Der Volkswagen-Konzern erreichte schließlich sein Ziel, einen Supersportwagen oberhalb des TT zu bauen, durch den R8, der mit dem Lamborghini Gallardo gemeinsame Sache machte. Einen TT RS gab es dann in der zweiten Generation mit einem bis zu 360 PS starken Fünfzylinder.
Sowohl der TT als auch der R8 wurden inzwischen eingestellt, aber Audi plant, 2027 mit einer Serienversion des Concept C in das Sportwagensegment zurückzukehren. Dieses Mal vollständig elektrisch.