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Audi entdeckt die Gaudi: Wir fahren den neuen S5 (2026) so quer wie noch nie

Neuer Dynamic Plus-Modus macht den etwas blassen S5 zum Drift-King für alle Talentstufen. Wie das geht und ob es funktioniert

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Geben Sie es zu: Das Bild dieses sehr seitwärts fahrenden Audi hat Sie mindestens irritiert, womöglich sogar an Ihrem Verstand zweifeln lassen. Aber ich kann Entwarnung geben: Wir wollen Sie nicht hinter die Fichte führen und auch die KI ist in der Motor1-Bebilderungsabteilung noch nicht komplett durchgedreht. Der S5, den Sie hier bemerkenswert quer fahren sehen, ist echt. Das ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, aber warum ist das so?

Als Autofan wissen Sie: Audis waren in der Vergangenheit für ganz viele Dinge berühmt, aber ganz sicher nicht für ihre Fähigkeit, Hinterreifen in Rauch und debiles Dauergrinsen zu verwandeln (mit Ausnahme des glorreichen R8 RWD und R8 GT, versteht sich). Sportliche Audis stehen traditionell für Unmengen an Speed, Beschleunigung und Traktion. Wer sich zügellose Tanzeinlagen seines Fahrzeughecks wünscht, war bisher bei der Konkurrenz aus München oder Affalterbach besser aufgehoben.

Audi S5 Dynamic Plus (2026)

Aber die Dinge ändern sich gerade. Bei den Vier Ringen hat ein Umdenken stattgefunden. Ein bisschen Spaß muss sein? Nein, er soll es jetzt ganz ausdrücklich. Mehr Emotion, mehr Verbindung zwischen Auto und Fahrer - Sie kriegen den Punkt.

Man sah es ja bereits beim RS 3 und zuletzt auch beim S3 mit dem Torque-Splitter-Allrad. In der Facelift-Variante des S3 debütierte auch der Dynamic Plus-Modus, um den es hier heute geht. Allerdings stößt besagter Torque Splitter trotz unbestrittener Verdienste um den (hecklastigen) Fahrspaß irgendwann an Grenzen. Eine Kraftverteilung im Schubbetrieb kann er einfach nicht. Soll das Heck kommen, geht das nur übers Gas und das erfordert Zeit und Platz.

Audis Sportdifferenzial, das auch in diesem S5 zum Einsatz kommt, hat diese Probleme nicht. Hier können die Ingenieure das Drehmoment schon wesentlich früher in lebensfrohe Gefilde (sprich: ans kurvenäußere Hinterrad) entsenden.

Die Folge: Schon beim reinen Einlenken kann ich dem Heck einen spürbaren Eindreh-Impuls entlocken. Dann mit etwas Verve drauf aufs rechte Pedal und der S5 geht fließend und extrem gutmütig in einen überaus ansehnlichen Drift. Weil man den Vorgang schon mit der Lenkbewegung einleiten kann und Audi mit einer hohen Gierdämpfung um die Hochachse arbeitet, muss man dafür keine irre hohen Geschwindigkeiten fahren und das Auto bleibt jederzeit gut kontrollierbar. Das macht diese Art von Querfahren kinderleicht.

Anfangs führt das unweigerlich zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem eigenen Gehirn. Ist das dein Ernst, Hirn? Ich ziehe hier wirklich gerade zig Meter lange schwarze Streifen mit einem Audi S5? Aber ja, es ist tatsächlich so. Es passiert ja gerade schon wieder. Haufenweise "Opposite Lock" und quietschende Gummis in einem Allrad-Audi.

Bilder von: Audi

Dazu sei der Fairness halber gesagt: Es ist schon eine gänzlich andere, synthetischere Art des Drifts als mit einem reinen Hecktriebler. Weil es am Ende dann doch ein wenig so ist, wie bei besagtem RS 3, einem Ford Focus RS oder dem AMG A 45. Einlenken und drauf aufs Gas, viel mehr muss man im Prinzip nicht machen. Die Elektronik sorgt dann auch dafür, dass der unverhoffte Driftspaß nicht im  Graben oder an der nächsten Felswand endet.

Im Sport-ESP, dem Standard-Setting des Dynamic Plus-Modus, merkt man, je nach Wildheit der eigenen Inputs, wie die Stabilitätskontrolle einen recht sanft oder auch mal etwas gröber auf den Pfad der Tugend zurück zwingt. Schaltet man die Fahrhilfe komplett ab, besteht allerdings auch wenig Grund zur Sorge. Jetzt kann man den Drift auch mal länger ziehen, die elektronischen Nannys bremsen die Räder nicht mehr ab. Dennoch spielt Audi so geschickt mit der Kraftverteilung, dass es nicht wirklich brenzlig werden kann. 

Alles in allem also ein gewaltiger Spaß, der den bis hierhin seriös-flotten, aber etwas nüchternen Audi S5 fahrdynamisch auf ein komplett neues und sehr aufregendes Level hievt. Umso mehr, da die Drifthilfe nicht die einzige gute Tat ist, die der neue Dynamic Plus-Modus vollbringt. 

Drücken Sie das kleine Icon auf ihrem Fahrmodus-Bildschirm und zusätzlich passieren noch folgende Dinge: 

- das Gas wird deutlich schärfer. Wenn Sie reinhacken, aber auch, wenn Sie den Fuß wieder runter nehmen, reagiert das Auto spontaner

- das Automatikgetriebe wird nur noch in "S" oder im manuellen Modus betrieben. In letzterem werden die Gänge nun gehalten, wenn man in den Begrenzer dreht. Außerdem steigt die Leerlaufdrehzahl von 900 auf 1.100 U/min

- weil es viel Kritik am Instrumentendisplay der neuen PPC- und PPE-Autos (A5, Q5, A6, A6 e-tron, Q6 e-tron) gab, hat man hier stark aufgerüstet. Unter anderem mit einem üppigen Drehzahlmesser samt großer Ganzanzeige im Dynamic Plus-Modus inklusive Schaltblitz, der es darüber hinaus auch sehr prominent ins Head-up-Display geschafft hat

 - außerdem kann man das Sportdifferenzial nach den jüngsten Auffrischungen nun Modus-unabhängig einstellen

Alles, was der S5 wie hier beschrieben auf den Teer zaubert, wird der elektrische Audi S6 e-tron künftig auch können. Hier übernimmt logischerweise der hintere E-Motor die Aufgabe des Sport-Diffs. Sowohl der S5 als auch der S6 e-tron nutzen zudem Bremsen-Torque-Vectoring für die Umsetzung der Drift-Gaudi. Bei beiden Modellen ist der neue Party-Fahrmodus übrigens serienmäßig.

Überaus interessant ist auch, was Christian Schneider, seines Zeichens Vice President Development Driving Systems, in diesem Zusammenhang zu vermelden hatte. Was wir hier sehen, sei nur ein erster Schritt. Da könnten wir uns bei zukünftigen Sport-Modellen noch auf einiges mehr freuen. 

Das schreit ja förmlich nach maximaler Seitwärtsness in den kommenden Performance-Bombern RS 5 und RS 6, die man uns wohl 2026 präsentieren wird. Audi driftet fahrdynamisch ab. Und zwar in eine sehr erfreuliche Richtung.

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