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Audi Concept C (2025): Das Versprechen

Die Studie zeigt die neue Designsprache und soll 2027 in sehr ähnlicher Form in Serie gehen

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Der Name Audi stammt aus dem Lateinischen. Horch! - wissen Sie natürlich schon längst. Doch in jüngster Zeit fragte man sich "Quo vadis, Audi?". Die neuen Modelle rissen optisch kaum vom Hocker, ihre Innenraume wurden teils als billig wahrgenommen. Nun soll Massimo Frascella als Designchef das Ruder herumreißen. Seine erste Arbeit ist die Studie Audi Concept C, die auf der IAA 2025 in München stehen wird.

Concept C. Das kann für "cool", Coupé, Cabrio oder "Clarity" stehen. Oder für den Typ-C-Rennwagen der 1930er oder die obere Mittelklasse alias A6, intern C9. Signore Frascella wird mit Sätzen wie diesem zitiert: "Audi ist die unerklärliche Harmonie aus Technik und Emotion, in der das Rationale und das Irrationale zusammenfallen." Klingt irgendwie nach Politiker oder Theologe.

Audi Concept C (2025)

Zum Glück gibt es von ihm auch konkrete Aussagen: "Unsere Vision ist ein Aufruf an unser gesamtes Unternehmen - und Voraussetzung dafür, dass unsere Marke wieder unverwechselbar wird." Da möchten wir ihm widersprechen und erinnern uns an die späten 1990er-Jahre. Der erste eigenständige A6 (C5), der TT und auch der A2 waren Hingucker und machten Audi zur Premiummarke. Dafür mitverantwortlich war Peter Schreyer, der später Kia durch Design zum Erfolg verhalf.

Überhaupt der TT. Frascella war schon damals ein Fan: "Als 1998 der erste Audi TT beim Händler in Turin ankam, habe ich mir einen Tag freigenommen, nur um ihn mir ganz in Ruhe anzusehen. Ich blieb dort stundenlang, schaute das Fahrzeug aus jedem Winkel an und fühlte über jede seiner Flächen. Die Mitarbeiter hielten mich sehr wahrscheinlich für verrückt."

Audi TT (1999) im Test

Exterieur

Als ich die Gelegenheit habe, 27 Jahre später den Audi Concept C unter die Lupe zu nehmen, erkenne ich etwas erster TT. Insbesondere die A-Säule und die Außenspiegel greifen ihn auf. Aber man wollte keine TT-Hommage im Stil des neuen Renault 5 gestalten, sondern das komplette Design der Marke Audi umkrempeln. Wohl auch deshalb entdecke ich Einflüsse vom R8, des Filmautos RSQ, der Studie Rosemeyer von 2000, den Avus von 1991 und die schon erwähnten Auto-Union-Rennwagen der 1930er.

Frascellas Team hat denn auch eifrig in der Schatzkammer der Audi Tradition geforscht, Bücher gewälzt, mit Peter Schreyer (inzwischen im Ruhestand) und anderen ehemaligen Designern der Marke gesprochen. Das Resultat vermag zu gefallen: Sehr clean, ein schönes Fugenbild, aber nicht so brutalistisch wie der Jaguar Type 00. Hier schaut man gerne länger hin. Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht: Etwas zu viel Vorderwagen zwischen vorderem Radkasten und dem neuem Grill.  

Im Zentrum der neuen Front steht der "Vertical Frame". Seine aufrechte Form ist vom Auto Union Typ C (1936) und der dritten Generation des Audi A6 (2004) inspiriert. Der Rahmen setzt die vier Ringe in Szene und integriert Zukunftstechnologien. Auffallend: Die vier Ringe sind vorne wie hinten aus Metall.

Die Proportionen des zweisitzigen Sportwagens resultieren aus der Mittelbatteriearchitektur, die Dachlinie reicht weit nach hinten und ruht auf der Karosserie. Die Abmessungen: 4,52 Meter lang, 1,97 Meter breit, 1,28 Meter hoch und 2,57 Meter Radstand. Ungefähr die Dimensionen des letzten R8. Montiert sind 21-Zoll-Felgen.

Audi setzt erstmals bei einem Roadster auf ein elektrisch einfahrbares Hardtop, das aus zwei Dachelementen besteht und offenen Fahrspaß ermöglicht. Der Öffnungsvorgang erinnert an den Porsche 911 Targa. Am Heck betonen klare Flächen und horizontale Fugen den sportlichen Charakter. Auffallend dort: Es gibt keine Scheibe, nur Lüftungsschlitze nach Art der Rosemeyer-Studie. Die elektrische Studie wiegt 1.690 Kilogramm, verrät Audi. Auch hier liegt man im R8-Sektor.

Neu ist auch die Lichtsignatur: Jedes Front- und Hecklicht besteht aus vier horizontal angeordneten Elementen, die Tag und Nacht für eine unverwechselbare visuelle Präsenz sorgen. Das Exterieur zeigt sich in der Farbe "Titanium", die Präzision, Leichtigkeit und Stärke symbolisieren soll. Schön übrigens: echte Außenspiegel statt Kameras. Vorne wie hinten soll es einen Kofferraum geben. 

Interieur

Im Innenraum finden beide Passagiere gleichwertigen Platz, wobei der Fahrer klar im Mittelpunkt steht. Schalter und Tasten aus eloxiertem Aluminium bieten ein taktiles Bediengefühl. Das Lenkrad mit Vollmetall-Audi-Ringen kombiniert haptische Qualität mit technischer Präzision. Indirekte Ambientebeleuchtung hebt Materialien und Oberflächen hervor, während natürliche Werkstoffe und eine Farbpallette, inspiriert vom Leichtmetall Titan, für eine wertige Atmosphäre sorgen.

Wertig, taktil, haptisch. Im Klartext: Hier hat man etwas in der Hand, was bei der Bedienung angenehme Geräusche absondert. Und toll aussieht. Klick und schick quasi. Ich fühle mich spontan an die metallene Radioabdeckung im ersten TT erinnert. Und die Lüftungsdüsen der Studie haben was von Art Deco der 1930/1940er. Kunststoffe? Wenn, dann gut kaschiert und selten. Und keine leidigen Touchtasten auf dem Lenkrad mehr. Übrigens ein kreisrundes Volant. Hier hat man bei Audi auf Kunden-Reaktionen reagiert, wie man zugibt.

Die Technologie im Concept C bleibt unaufdringlich, Audi nennt es "Shy Tech". Ein ausfahrbares 10,4-Zoll-Display liefert alle relevanten Informationen kontextgerecht und intuitiv, unterstützt durch haptische Steuerelemente an Lenkrad und Mittelkonsole. Alle Interaktionspunkte sind logisch und nutzerfreundlich positioniert. Das erinnert an die letzte TT-Generation mit ihrem minimalistischen Cockpit.

Nahe an der Serie

Am wichtigsten aber: Das Concept C ist nicht für die Galerie oder das Werksmuseum gedacht. Auf die neuen Audis für 2026 hatte Frascella zwar keinen Einfluss mehr, doch dann geht es los. Das Konzeptfahrzeug gibt einen konkreten Ausblick auf mögliche Serienmodelle und soll zukünftige Audi-Fahrzeuge nachhaltig inspirieren.

Die Serienversion des Concept C wird 2027 erscheinen und nicht weit weg von der Studie sein, aber unter anderem richtige Türgriffe aufweisen. Aus 50 Meter Entfernung sähe man keinen Unterschied zum Concept C, heißt es. Der Antrieb erfolgt dann elektrisch mit 800V-Technik, entweder per Hinterradantrieb oder per Allrad. 

Audi-Chef Gernot Döllner sagt: "Hinter jedem Konzept, das wir zeigen, steht eine konkrete Produktionsentscheidung. Der Audi Concept C ist also keine Vision ferner Zukunft, sondern ein konkreter Ausblick auf ein Serienmodell. Das Auto wird in den Böllinger Höfen gebaut."

"Unsere Vision ist ein Aufruf an unser gesamtes Unternehmen - und Voraussetzung dafür, dass unsere Marke wieder unverwechselbar wird.", sagt Frascella. Wir drücken die Daumen, dass es gelingt!

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