2.700 Kilometer Küstenroute, ehrlicher Komfort und Einstiegspreis ab 59.999 Euro
Es gibt Roadtrips, die sind bis ins letzte Detail geplant. Und dann gibt es Roadtrips wie diesen: Start in Augsburg, Ziel "irgendwo am Meer", Dänemark umrunden, den Wind um die Nase wehen lassen und schauen, was der neue Etrusco T 6.9 SB taugt, wenn die Landstraße ruppig, die Stellplätze sandig und die Familie neugierig ist.
Er ist weniger Luxusliner, mehr Camper - für Leute, die ihr Urlaubsgeld lieber für Softeis als für eine elektrische Fußbodenheizung ausgeben.
Der T 6.9 SB ist der Einstieg in die Welt der Teilintegrierten von Etrusco. Das Versprechen: Funktion schlägt Firlefanz. Unter dem schnörkellosen Aufbau steckt ein Fiat Ducato mit 140 PS, einem 2,2-Liter-Multijet-Dieselmotor und einem manuellen Sechsgang-Getriebe. Wer mag, bekommt gegen Aufpreis 180 PS und Automatik. Unser Testwagen bleibt bodenständig - wie es sich für einen Einsteiger gehört.
Augsburg verabschiedet sich mit 28 Grad und Stau auf der B17, während der Etrusco gelassen den Blinker setzt und Richtung Norden zieht. Die ersten 900 Kilometer nach Flensburg vergehen im Gleichklang des Diesels. Die Kasseler Berge sind keine Rallye-Etappe, aber der Ducato schiebt willig, solange man beim Hochschalten nicht vergisst, dass ein Wohnmobil keine Rakete ist.
Im Fahrerhaus macht sich die Basisversion bemerkbar. Eine Klimaanlage ist an Bord, ein Navi und ein Radio fehlen jedoch. Das Smartphone wird kurzerhand zum Steuermann - immerhin gibt es USB-Anschlüsse zum Laden, auch wenn der Sound aus dem rausgekramten Bluetooth-Lautsprecher etwas nach Pappkarton klingt. Wer Wert auf Musik legt, sollte gleich das Multimedia-Paket ordern.
In Flensburg angekommen, die erste Überraschung: Der Parkplatz vor dem Supermarkt schluckt die 6,99 Meter plus Fahrräder am Heckträger erstaunlich entspannt. Im Wohnbereich empfängt einen keine Glanz-und-Gloria-Show, sondern geradlinige, helle Möbel mit dunklen Griffleisten, Sitzpolster in Grautönen und eine solide, fast nordische Anmutung. Hier setzt Etrusco nicht auf modische Spielereien, sondern auf robuste Materialien, die auch nach zwei Wochen Nordsee noch keine Kratzer zeigen.
Die Betten im Heck - längs verbaut, jeweils 2,07 und 2,00 Meter lang, dazwischen ein Podest, das sich mit wenigen Handgriffen zum Doppelbett machen lässt. Das Kind schätzt die Fenster an beiden Seiten zum Rauslugen, nur die nach oben öffnenden Klappen an den Staufächern fordern bei den 1,63 Meter Körpergröße meiner Frau akrobatische Verrenkungen.
Kaum über die Grenze, lockt die erste dänische Attraktion: Rømø, die Sandinsel mit den berühmten befahrbaren Stränden. Der Etrusco rollt über den festen Sand, ohne dass sich die Reifen festgraben, und meistert die Waschbrettpiste ohne Probleme. Mit einer Aufbauhöhe von 2,95 Meter hat man nicht nur Übersicht, sondern erntet auch Respekt bei jedem Brückenpfeiler, der auf Dänisch "Achtung: Limbo" ruft.
Die Nordsee begrüßt mit Windstärke 7 und Möwengeschrei. Drinnen bleibt es dank Truma Combi 4-Gasheizung kuschelig, selbst wenn der Wind am Aufbau rüttelt. Unser Testwagen hatte dazu das Hubbett mit Clima Plux-Elementen (1.699 Euro Aufpreis), was für zwei zusätzliche Schlafplätze sorgt - auch wenn die Küche bei abgesenktem Bett nur eingeschränkt nutzbar bleibt.
Für autarke Nächte reicht die serienmäßige 95-Ah-Batterie (eine zweite Batterie ist nachrüstbar). Wer länger frei stehen möchte, kann das durch die optionale Solaranlage erweitern, die häufig mit 2x120 Watt auf dem Dach installiert wird und den Bordhaushalt zuverlässig mit Energie versorgt. Der Kompressorkühlschrank (135 Liter plus 15 Liter Gefrierfach) arbeitet effizient und bleibt auch bei hohen Außentemperaturen leistungsstark.
Die Küche ist kein Gourmettempel, aber zweckmäßig. Der Zweiflammkocher reicht für alles von Rührei bis Spaghetti mit Tomatensoße, das Spülbecken ist groß genug für Teller, aber klein für Töpfe. Die Wasserhähne, und das ist einer der großen Spartricks der T-Base-Serie, arbeiten mit klassischem Zweihebelprinzip. Wer schon mal mit kalten Fingern morgens versucht hat, die richtige Temperatur einzustellen, weiß: Das ist gefühlt so aktuell wie Klingeltöne im Jamba-Sparabo.
Trotzdem: Für eine schnelle Mahlzeit reichts, und der Stauraum in den Schubladen genügt für zwei Wochen Reiseproviant. Einen Gas-Backofen gibt es gegen Aufpreis. Puristen lassen den weg und grillen draußen, oder greifen zum bekannten Omnia.
Natürlich geht auf Rømø nicht immer alles glatt. Auf einem der Autostrände haben wir uns im weichen, trockenen Sand festgefahren - ein klassischer Anfängerfehler. Erst die Hilfe freundlicher Camper mit einem Sprinter 4x4 hat uns wieder herausgezogen. Ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst, und das zeigt, dass der Etrusco zwar viel kann, aber kein Geländewagen ist.
Trotzdem bleibt die Zeit auf den Autostränden unvergesslich. Unser Sohn hatte riesigen Spaß, seinen Lenkdrachen steigen zu lassen, während wir ein Picknick direkt am Sandstrand genossen. Nudeln mit Tomatensoße im Sonnenuntergang - einfacher gehts kaum, schöner auch nicht. Diese Momente sind es, die in Erinnerung bleiben.
Die Fahrt entlang der dänischen Nordseeküste ist ein Mix aus Natur, Geschichte und Straßen, die manchmal mehr Feldweg als Bundesstraße sind. Der T 6.9 SB federt Unebenheiten ordentlich ab, Windempfindlichkeit bleibt, wie bei fast allen Teilintegrierten, ein Thema. Seitenwind verlangt Aufmerksamkeit, der Spritverbrauch steigt bei Gegenwind auch mal auf elf Liter. Im Schnitt pendelt er sich nach rund 2.700 Kilometern auf 9,1 Liter ein.
Zwischenstopp Billund - das Lego House ist Pflicht, der Parkplatz für Wohnmobile riesig. Einziger Haken: keine Stromsäule, also Autarkie-Check! Im Etrusco klappt das dank Kompressorkühlschrank und sparsamer LED-Innenbeleuchtung problemlos. Die Panels liefern in der Praxis bis zu 240 Watt und halten den Kühlschrank zuverlässig am Laufen. Die Lichtsteuerung: Je nach Leuchte mal Touch, mal Schalter, ein einheitliches System sucht man vergeblich. Dimmbare Ambientebeleuchtung gibts erst in teureren Ausstattungen.
Die Sitzgruppe, klassisch als Halbdinette (Vis-à-vis gibt's in den SBC-Grundrissen), ist bequem für zwei Erwachsene und ein Kind. Bei Regen wird aus dem Essplatz in wenigen Sekunden eine Spielhölle, der Tisch wackelt kaum, die Polster sind straff, aber nicht unbequem.
Von Esbjerg bis hoch nach Skagen schlängelt sich die Route an kleinen Häfen vorbei, mal links das Meer, mal rechts der Fjord. Wer will, kann an jedem zweiten Stellplatz mit Meerblick nächtigen, oft für unter 20 Euro, manchmal gratis. Der Frischwassertank fasst 110 Liter, Abwasser geht in den 90-Liter-Tank, der via zentralem Hebel unter dem Fahrzeug entleert wird. Dank gut isolierter Leitungen bleibt das Wasser auch bei Nachtfrost in den Rohren und nicht auf der Straße.
Die Sanitärsektion: Ein drehbares Thetford-Kassetten-WC, ein variabler Duschbereich mit Schwenkwand und Abluftöffnung, alles solide. Im Alltag merkt man: Die Duschwanne ist eng, aber das Wasser läuft zuverlässig ab. Wer längere Duschen plant, sollte den Wassertank im Auge behalten. 110 Liter sind schnell verbraucht, der Boiler liefert genug heißes Wasser für zwei zügige Duschen.
Was auffällt: Die Tür zum Bad ist als Raumteiler gedacht, blockiert aber im Alltag manchmal mehr als sie nützt. Wer nachts zur Toilette will, sollte vorher die Route planen. Akrobatik hilft beim Durchqueren des schmalen Flurs, vor allem mit heruntergelassenem Hubbett. Eine Arretierung fehlt hier, anders als beim Sunlight T 68 XX im Vorjahr. Improvisation war gefragt: Mit einem Halstuch ließ sich die Tür zumindest provisorisch fixieren.
Skagen, der nördlichste Punkt der Reise, bietet alles, was das Camperherz höherschlagen lässt: Zwei Meere, Sanddünen, Sturm, ein Stellplatz direkt am Hafen. Der Etrusco parkt hier problemlos, trotz seiner fast sieben Meter Länge. Innen hält der T 6.9 SB das Niveau: Die Garage nimmt einen kleinen Kohlegrill, Hundeequipment, Angeln und Schuhkiste auf.
Die seitlichen Türen sind praktisch, das Beladen ist ein Kinderspiel. Wer Wert auf flexible Raumnutzung legt, wird die offene Ablage auf der Fahrerseite schätzen, wünscht sich aber vielleicht etwas mehr System. Aarhus zeigt: Mit einem Camper in die Großstadt zu fahren ist immer Abenteuer. Die Parkplatzsuche erfordert Geduld, Navi und gute Nerven. Die Fußwege zur Innenstadt lohnen aber: Moderne Architektur, hyggelige Cafés, eine Mischung aus studentischer Leichtigkeit und urbanem Flair.
Besonders spannend sind die "versteckten" Troll-Skulpturen, die überall im Land verteilt stehen. In der Nähe von Aarhus trifft man beispielsweise auf Sigurd, The Bird oder The Red Thing - riesige Holztrolle, die oft nur wenige Gehminuten abseits der Wege auf Entdeckung warten. Bei Sigurd mussten wir sogar kurz eingreifen, damit er nicht den Hang hinunter direkt gegen unseren Etrusco kollidiert, ein amüsantes Fotomotiv und typisch für die skurrile Atmosphäre dieser Kunstwerke.
Zurück am Stellplatz, zeigt sich: Bei geschlossenen Dachhauben wirds im Innenraum schnell dämmrig, ein Fenster über dem Hubbett fehlt. Die meisten Fenster haben Kombirollos (Verdunklung plus Mückenschutz), klassische Vorhänge gibts nicht. Das spart zwar Platz, aber auch an Gemütlichkeit. Wer eine wohnliche Atmosphäre sucht, muss mit Lichterketten, zusätzlicher Beleuchtung oder nachrüstbaren Gardinen nachhelfen.
Der Einstieg ins Wohnmobil ist bequem. Eine Trittstufe gibt es zwar nicht, dafür ist die Stufe im Aufbau aber tief unten angebracht. Auch der Fahrerbereich ist gut zugänglich: Große Türen, ordentliche Sitze, keine Minivanspielereien. Die Sitze lassen sich drehen, das erleichtert den Wechsel zwischen Fahren und Wohnen. Die Ergonomie ist solide, das Raumgefühl durch die Stehhöhe von 2,10 Meter überzeugend.
Kleine Schwächen zeigt der Camper bei der Detailverarbeitung: Manche Schrankklappen schließen nicht ganz bündig, der Kunststoff an den Fensterrahmen wirkt wenig hochwertig, aber robust. Alles bleibt auch nach tausend Kilometern klapperfrei. Die Beschläge sind solide, nichts knarzt, die Dämpfung der Schubladen überzeugt.
An der Ostseeküste gehts über Aarhus nach Ringkøbing, mit Stopp an der Monsted Kalkgrube, ein Highlight für Fans von Untertageabenteuern. Die große Garage nimmt Matschschuhe klaglos auf, selbst nasse Gummistiefel finden im Vorraum Platz. Die Gasflaschen (2 x 11 kg) reichen für Kochen und Heizen über eine Woche, eine zweite Flasche ist als Reserve sinnvoll.
Die Energieversorgung bleibt ein Pluspunkt: Wer autark stehen will, kommt mit Bordbatterie, optionaler Solaranlage und Gas mehrere Tage ohne Landstrom aus. Die 230-Volt-Steckdosen (eine Serie, optional wie beim Testfahrzeug bis zu drei) erlauben das Laden von E-Bikes oder anderen Geräten, sofern Landstrom vorhanden ist.
Ribe als älteste Stadt Dänemarks lädt zum Verlaufen ein, kleine Gässchen, große Geschichte. Besonders praktisch: In der Stadtmitte gibt es einen absolut empfehlenswerten Parkplatz für Camper, inklusive Ver- und Entsorgungsmöglichkeit - und das sogar kostenlos. Der Etrusco bleibt auch bei vollen Plätzen handlich, die Übersicht nach hinten ist dank schmaler Säulen gut. Die Ambientebeleuchtung bleibt auch hier ein Thema: Hell ist es, aber wohnlich sieht anders aus.
In Tondern verabschiedet sich der Nordseewind, bevor es zurück über Römö und Flensburg nach Süden geht. Ein Abstecher führt noch zur "Lægan Pumpestation" und zur alten Windmühle, die heute als Museum dient. Wunderbar, dass so vieles davon in Dänemark kostenlos und ohne Eintritt zu besichtigen ist - ganz entspannt und ohne Drehkreuz-Mentalität. Direkt an der Pumpstation startet zudem eine schöne Wanderung durch die Moorlandschaft, ideal für einen spontanen Stopp mit dem Camper.
Der Rückweg nach Augsburg bringt Zeit zum Nachdenken: Was bleibt vom Etrusco T 6.9 SB nach fast 3.000 Kilometern? Die Bilanz fällt eindeutig aus: Ein grundsolider, zuverlässiger, aber auch kompromissbehafteter Begleiter. Wer Wert auf Bling-Bling und Komfortdetails legt, ist mit dem teureren T 6900 SB von Etrusco oder Wettbewerbern wie Sunlight oder Dethleffs besser bedient. Für Preisfüchse und Minimalisten mit Anspruch an Qualität und Funktion ist der T 6.9 SB jedoch ein echter Tipp. Für alle, die noch mehr Platz benötigen, sind die Alkoven der A-Base-Reihe von Etrusco eine Überlegung wert.
Der Etrusco T 6.9 SB ist ein Camper für Praktiker, Entdecker und alle, die lieber reisen als repräsentieren. Seine Stärken liegen im soliden Grundriss, der guten Technik und der Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Kritikpunkte gibt es: Bei der Beleuchtung, den Wasserhähnen, dem Zubehör. Doch die Summe der Eigenschaften überzeugt. Nach Tagen am Meer, Nächten im Regen und Sand in den Schuhen bleibt das Gefühl: Man braucht keinen Luxusliner für das perfekte Roadtrip-Glück.
Wer bereit ist, ein paar Kompromisse einzugehen, bekommt einen zuverlässigen Begleiter für kleine und große Abenteuer. Ob an der dänischen Küste, am deutschen Baggersee oder irgendwo zwischen Fjord und Flensburg. Der Etrusco T 6.9 SB bleibt entspannt, wenn das Wetter umschlägt, der Weg holprig wird oder die Stimmung nach drei Tagen Regen kippt. Ein Wohnmobil, das nicht die große Bühne sucht, sondern einfach nur funktioniert - und genau darin liegt sein größter Trumpf.