Die Dekra will damit zeigen, dass früher doch nicht alles besser war
Sehen Sie den armen VW Golf II dort oben? Er musste sein Leben aushauchen, um die Fortschritte in der Entwicklung der Fahrzeugtechnik zu zeigen, die seither maßgeblich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beigetragen haben. So wollte es die Prüforganisation Dekra.
"Durch kontinuierliche Innovationen und die Implementierung fortschrittlicher Sicherheitssysteme konnten die Risiken im Straßenverkehr erheblich reduziert werden", erklärt Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf im aktuellen Dekra-Verkehrssicherheitsreport 2025 "Mobilität im Wandel der Zeit".
Ein zentraler Vergleich erfolgte zwischen einem VW Golf II (Baujahr 1989) und einem aktuellen VW Golf VIII (Baujahr 2024). Beim Crashtest in Neumünster wurde der ältere Golf nach dem bis 2020 gültigen Euro-NCAP-Offset-Frontalcrash geprüft: Mit 64 km/h prallte das Fahrzeug zu 40 Prozent überlappend auf eine Barriere, die mit einem Deformationselement ausgestattet ist.
Dieses Szenario entspricht einer Kollision zweier gleichartiger Fahrzeuge bei rund 50 bis 55 km/h. Das Ergebnis zeigt drastische Unterschiede. "Im Golf II hätten die Insassen diese Kollision kaum überlebt. Die Fahrgastzelle kollabiert, Fahrzeugteile dringen tief ein, die Verzögerungen und der Aufprall auf das Lenkrad sind lebensgefährlich", so Egelhaaf. Im VW Golf VIII bleibt die Fahrgastzelle dagegen stabil, Airbags und Rückhaltesysteme schützen die Insassen, sodass nur leichte Verletzungen zu erwarten wären.
Auch bei den Fahrversuchen zeigen sich deutliche Fortschritte. Auf dem Lausitzring wurden Bremswege auf unterschiedlichen Untergründen und bei verschiedenen Geschwindigkeiten verglichen. Der moderne Golf lag in allen Tests rund 30 Prozent unter den Werten des Golf II. Ein Spurwechseltest verdeutlicht zudem Unterschiede in der Kurvenstabilität. Während der Golf II das Manöver nur bis 65 km/h stabil meistert und dabei zum "Beinchenheben" neigt, bewältigt der Golf VIII den Test bis 75 km/h, ohne den Kontakt zur Fahrbahn zu verlieren. Assistenzsysteme wie das serienmäßige ESP tragen hier wesentlich zur Fahrsicherheit bei.
Auch die Beleuchtung hat sich entscheidend weiterentwickelt. Halogenscheinwerfer des Golf II waren in den 1980er-Jahren eine Verbesserung, erreichen jedoch nicht die Qualität der heutigen LED-Technik. Der Golf VIII bietet mit seinen serienmäßigen LED-Scheinwerfern eine hellere, gleichmäßigere und tageslichtähnliche Ausleuchtung. Fußgänger und Radfahrer werden dadurch deutlich besser erkennbar. Zudem erhöhen moderne Rückleuchten und die inzwischen vorgeschriebene dritte Bremsleuchte die Sichtbarkeit im Straßenverkehr.
"Die Versuche haben gezeigt, welche Fortschritte im Bereich der Fahrzeugsicherheit in den letzten 35 Jahren erzielt wurden", resümiert Egelhaaf. Und warnt zugleich: Wichtig sei, dass die hohen Standards von Gesetzgebern und Herstellern nicht durch den Fokus auf digitale Vernetzung oder Komfortfunktionen in den Hintergrund gedrängt werden.