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Laut Toyota sind Mild-Hybride keine echten Hybride

Dennoch bewerben die Japaner einige Fahrzeuge mit 48-Volt-Technologie als Hybride

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Viele Jahrzehnte lang war die Wahl des richtigen Antriebs beim Autokauf denkbar einfach. Man entschied sich entweder für einen Benziner oder einen Diesel - das wars im Grunde schon. In den letzten 20 Jahren ist das Ganze mit zunehmender Technikvielfalt und strengeren Emissionsregeln deutlich komplizierter geworden.

Käuferinnen und Käufer werden heute mit Kürzeln nur so bombardiert: MHEV, HEV, PHEV, EV/BEV, REEV und FCEV. Wenn Sie Autofan sind, wissen Sie wahrscheinlich, was dahintersteckt. Aber ein "Max Mustermann" lebt und atmet Autos eben nicht wie Sie oder wir.

Toyota Land Cruiser 250 (2024) im Atlas Gebirge

Diese Vielzahl an Hybridsystemen sorgt für jede Menge Verwirrung - und der weltgrößte Autohersteller möchte sicherstellen, dass sich niemand getäuscht fühlt. Sean Hanley, Vice President Sales und Marketing bei Toyota Australien, erklärte gegenüber dem Magazin Drive, dass Toyota Fahrzeuge mit Mild-Hybrid-Technologie (MHEV) nicht als echte Hybride betrachtet.

"Ein 48-Volt-Unterstützungssystem ist unserer Meinung nach kein Hybridantrieb. Wir zählen 48-Volt-Systeme nicht als HEV [Hybrid Electric Vehicle] - nur um das klarzustellen. Das sind keine Hybride, nicht einmal annähernd. Deshalb wollen wir diese drei Technologien ganz klar voneinander abgrenzen."

Der Toyota-Manager findet, die Hersteller hätten die Verantwortung, die Begriffe eindeutig zu verwenden, damit die Kundschaft weiß, was sie tatsächlich kauft: "Ich denke, die OEMs (Original Equipment Manufacturer) haben die Pflicht, hier für Klarheit zu sorgen."

Ironischerweise bewirbt Toyota selbst in manchen Märkten Autos mit 48-Volt-Technik als "Hybride". In Europa etwa wurden vor wenigen Monaten der Land Cruiser Hybrid 48V und der Hilux Hybrid 48V vorgestellt. Beide Modelle - SUV und Pickup - werden als Fahrzeuge mit "elektrifiziertem Antriebsstrang" beschrieben. Statt eines herkömmlichen Generators kommt ein Elektromotor-Generator zum Einsatz.

Was ist überhaupt ein Mild-Hybrid?

Beim Mild-Hybrid treibt der Verbrennungsmotor den Motor-Generator an, der wiederum eine kleine Lithium-Ionen-Batterie auflädt. Ein DC-DC-Wandler regelt den Energiefluss zwischen Batterie und Motor. Das System sorgt für ein sanfteres und leiseres Start-Stopp-Verhalten, kann das Auto aber in der Regel nicht allein elektrisch antreiben.

Warum also gibt es Mild-Hybride überhaupt? Ganz einfach: Auf dem Papier bieten sie leichte Verbrauchsvorteile bei minimalen Kosten und geringem Zusatzgewicht. Ein 48-Volt-System erreicht natürlich nicht die Effizienz eines echten Hybrids (HEV) oder gar eines Plug-in-Hybrids (PHEV). Aber angesichts immer schärferer CO2-Vorgaben sind sie eine günstige Möglichkeit, Emissionen ein Stück zu senken. Beim Hilux sinken Verbrauch und CO2-Ausstoß beispielsweise um rund fünf Prozent.

Vorteile eines Mild-Hybrids

Laut Toyota beschleunigen Mild-Hybride gleichmäßiger aus dem Stand und verzögern sanfter als Autos mit reinem Verbrennungsmotor. Außerdem geht weniger Energie verloren, weil das System beim Lupfen des Gaspedals rekuperiert - also Energie zurückgewinnt, die sonst verpuffen würde. Diese gespeicherte Energie wird dann genutzt, um das Start-Stopp-System zu betreiben und beim Anfahren zu unterstützen.

Toyota deckt inzwischen das gesamte Spektrum ab - von Mild- über Voll- und Plug-in-Hybride bis hin zu reinen Elektroautos (BEV/EV) mit Batterie oder Brennstoffzelle (FCEV). Und der Konzern arbeitet bereits an einer neuen Generation von Benzinmotoren, die "für jede Art von Anwendung" geeignet sein sollen, wie Andrea Carlucci, Vice President Product Strategy & Marketing bei Toyota Europa, kürzlich erklärte. Zwischen den Zeilen heißt das: Diese neuen Motoren könnten künftig auch als Generatoren in E-Autos mit Range-Extender (REEV) dienen - womit Toyota fast jede denkbare Antriebsform abdecken würde.

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