Hier fahren Sie besser!
Neu- und Gebrauchtwagen auf automobile.at

BMW X1 xDrive 23d (2025) im Test: Du toller, teurer Diesel

BMW kann Diesel wie niemand sonst, aber geht die Rechnung mit dem teuren Top-Selbstzünder auf?

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

Warum BMW den apathischen Herbst-Blues der übrigen deutschen Autoindustrie nicht mitsingen muss und erst kürzlich wieder vergleichsweise gute Zahlen präsentieren konnte? Ja mei, da müssen Sie sich eigentlich nur mal den X1 anschauen. Dann kriegen Sie schon eine sehr gute Idee davon, warum dem so ist. Ich sage nur: Technologieoffenheit versus politische Verblö... äh ... Sie wissen schon, was ich meine. 

Den X1 gibt es zwar nicht mit Wasserstoff und einen Atomantrieb hat man ihm auch noch nicht implantiert, aber ansonsten können Sie in dem kompakten SUV eigentlich alles haben, was der Motorenmarkt derzeit so hergibt. Das dürfte einer der Gründe sein, warum er sich so wahnsinnig gut verkauft. 

BMW X1 xDrive 23d (2025) im Test

Hinter den VW-Dauer-Champs T-Roc und Tiguan belegt er hierzulande im Verkaufsranking Platz 3. Und das, obwohl er alles mögliche ist, aber sicher nicht günstig. Also muss er viele andere Talente haben. Eines davon ist der bärenstarke Top-Diesel mit der Bezeichnung xDrive 23d. Das hat unser Test relativ unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Trotzdem ist fraglich, ob sich der kostspielige Ölbrenner wirklich lohnt.


Springen Sie direkt zu: 

Abmessungen | Antrieb | Fahrverhalten | Innenraum/Infotainment | Fazit


Was ist das?

Die dritte Generation des X1 (U11) ist seit Oktober 2022 erhältlich. Gegenüber ihrem Vorgänger ist sie um gut sechs Zentimeter auf 4,50 Meter gewachsen, fällt zudem breiter und höher aus. BMWs kleinstes SUV hat sich über die Jahre vom Zweitwagen und Rentner-Mobil (Stichwort: bequemer Einstieg) zum ernsthaften Familienauto gewandelt, konkurriert jetzt auch in puncto Raumangebot eher mit einem VW Tiguan als einem Mercedes GLA.

Wie bisher teilt sich der X1 die (Fronttriebler-)Plattform mit dem 2er Active Tourer. Auch wenn die Jungs und Mädels am Band in Regensburg wohl schon vergessen haben, dass es ihn überhaupt gibt (böser, böser Diesel und ein Grundpreis von 54.100 Euro  - das sind nicht die besten Verkaufsargumente), haben wir uns dieses Mal den stärksten Selbstzünder zum Test bestellt. 

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Selbiger ist ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit zwei Turboladern und einem 48-Volt-Mildhybrid-System. Dessen Elektromotor sitzt im 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und boostet mit bis zu 19 PS und 55 Nm. Die Systemleistung liegt bei 211 PS und 400 Nm. 

Wer der beim Anfahren bisweilen etwas schläfrigen Automatik selbst auf die Sprünge helfen möchte, muss unerklärlicherweise mindestens zum M-Sportpaket (ab 58.100 Euro) greifen, denn in der Basis und der Ausstattung xLine sind Schaltpaddles am Lenkrad Fehlanzeige. 

Wie Sie an den dicken Schürzen und den roten Bremssätteln der M-Sportbremse erkennen, schickte man uns ein Exemplar mit der Topausstattung M-Sportpaket Pro. Das sorgt neben einem adaptiven Sportfahrwerk auch für das spielerische Knacken der 60.000 Euro-Marke. Am Ende kam M-HV 1819 auf einen Testwagenpreis von 72.600 Euro.

Da muss man dann schon erst mal ein wenig schlucken und auch ein bisschen durchatmen. Denn bei aller unbestrittenen Qualität des Chef-Diesels, verheißt ein wenig Recherche im Konfigurator für ihn beim Thema Finanzen nichts Gutes. Will sagen: Der 326-PS-Plug-in-Hybrid xDrive 30e kostet 600 Euro weniger und der vollelektrische iX1 xDrive30 mit 313 PS gerade mal 1.800 Euro mehr. 

Technische Daten BMW X1 xDrive 23d
Motor 4-Zyl.-Biturbo-Diesel; 1.995 ccm
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplung
Antrieb Allradantrieb
Leistung 197 PS+19 PS (E-Motor); Systemleistung: 211 PS
max. Drehmoment 400 Nm bei 1.500 - 2.750 U/min
0-100 km/h 7,4 s
Höchstgeschwindigkeit 225 km/h
Normverbrauch / Testverbrauch 4,8 - 5,3 l / 4,8 l
Basispreis / Testwagenpreis 54.100 Euro / 72.600 Euro

Abmessungen / Design

Der X1 ist ein paar Zentimeter kürzer, hat aber mehr Radstand als der Segment-King Tiguan. Davon profitieren Fond und Kofferraum. Die Augen aller profitieren unterdessen davon, dass X1 Nummer Drei eindeutig zu den gelungeneren Kreationen aus München gehört. Sowohl, was das aktuelle Gesamtportfolio angeht, als auch im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern. 

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Zum Sportpaket Pro gehören auch der schwarze Grill sowie die abgedunkelten Scheinwerfer. In unserem Fall sehen Sie auch noch 19 Zoll große Räder für 900 Euro Aufpreis. Und sollten Sie Lust haben, bei jedem Parkrempler ihr gesamtes Hab und Gut für eine Nachlackierung zu opfern: Der illustre Matt-Ton auf den Bildern nennt sich Individual Frozen Pure Grey Metallic (2.640 Euro). 

Abmessungen BMW X1 xDrive 23d
Länge x Breite x Höhe 4.500 x 1.845 x 1.642 mm
Radstand 2.692 mm
Gewicht (inkl. Fahrer) 1.765 kg
Zuladung 575 kg
Kofferraum 500 - 1.545 l
Wendekreis 11,7 m
Stütz- / Dachlast 75 / 80 kg
Anhängelast 2.000 kg

Antrieb

Dass BMW Dieselmotoren baut, wie sie kein anderer bauen kann, das erfahren wir jedes mal wieder aufs Neue, wenn ein Gefährt mit einem Propeller und einem "d" auf der Heckklappe in die Redaktion rollt. Der stufenaufgeladene Zwoliter-Vierzylinder im X1 ist da keine Ausnahme.  

Das merken Sie zum einen an der sehr gleichmäßigen, überaus kräftigen und vergleichsweise drehwilligen Leistungsentfaltung, die so sämig daherkommt, als hätte ein findiger Ingenieur alle nervigen Diesel-Angewohnheiten (Nageln, Dröhnen, Vibrationen) in den großen Fahr- und Geräuschkomfort-Mixer gestopft und die feinste Pürier-Stufe aktiviert.

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Sprich: Der 23d verwöhnt mit starkem Durchzug, guter Kraft-Dosierbarkeit, klingt nicht wirklich nach Diesel und unterbindet auch unangenehme Vibrationen an Pedal, Lenkrad oder dem Rest vom Innenraum. Viel Schliff, quasi keine Selbstzünder-Vibes - so kann man das mal machen. 

Umso mehr, wenn das extrem professionell dressierte Aggregat auch noch erfreulich selten gefüttert werden muss. Das Auto wurde in diesem Test tatsächlich mal nicht getreten, sondern in einem Mix aus Stadtfahrten, üblichen "von daheim ins Büro"-Touren und klassischer Langstrecke eher normal bis vorausschauend gefahren und erzielte letztlich einen Durchschnittsverbrauch von 4,4 Liter.

Dabei schafften wir beim vollen Draufanlegen mal eine 3,9, in der Stadt auch mal eine 6,0. Selbst, wer sich nicht sonderlich bemüht oder seinen rechten Fuß dauerkasteit, dürfte im Schnitt mit 4,8 bis 5,3 Liter hinkommen.

Einen Anteil hat hier gewiss auch die beeindruckend starke Rekuperation, die im Alltag wirklich zum Verzögern genutzt werden kann. Alles in allem eine bärenstarke Performance des Biturbo-Vierzylinders.

Fahrverhalten

Dank der Performance und der Manieren des Motors verführt der X1 xDrive 23d durchaus dazu, auch mal etwas ambitionierter zu fahren. Eine derartige Handhabung steckt das Auto BMW-typisch gut weg. In seinem Segment gehört er wenig überraschend zu den dynamischsten Erscheinungen, zeigt sich handlich, mit präziser Lenkung, vergleichsweise geringen Aufbaubewegungen und herausragender Stabilität, was besonders bei höheren Geschwindigkeiten positiv auffällt. "Sehr agil, fühlt sich in Kurven mehr nach Kombi als nach SUV an", diktiert ein Kollege ins Testheft. Dazu kommt ein hoher Geräuschkomfort.

Minuspunkte gibt es für das recht straffe Fahrwerk und den gerade bei langsamerem Tempo ausbaufähigen Abrollkomfort. Zudem packt die Bremse ziemlich aggressiv zu, das Pedalgefühl ist insgesamt nicht konsistent genug. Dass es im Fahrwerksbereich aus dem Bauch der Radkästen heraus gerne mal quietschte beim Anhalten, darf bei einem Gefährt dieser Preisklasse auf gar keinen Fall passieren. Kennen wir sonst von BMW auch nicht.  

Was wir häufiger unerwähnt lassen: Der Parkassistent funktioniere im Testwagen ausgesprochen gut, schaffte auch eher knappe Lücken in einem Zug.

Innenraum / Kofferraum / Infotainment

Der Innenraum der aktuellen BMW-"Fronttriebler"-Generation bleibt ein zweischneidiges Schwert. Der Qualitätseindruck ist im Großen und Ganzen hochwertig, wirkt aktuell eine Stufe besser als bei der Premium-Konkurrenz. Jetzt hatten wir natürlich das M Sport-Topmodell mit allem Pipapo - von der belederten Armaturentafel über die Ledersportsitze bis hin zum Premium-Soundsystem. In der Basis sieht das sicher anders aus.

Auffällig: Das Fach in der schwebenden Mittelkonsole ist fummelig und nicht besonders groß. Ansonsten mangelt es nicht an Ablagemöglichkeiten. Sehr gut gelöst ist das kabellose Smartphone-Laden inklusive Befestigungsbügel wie in der Achterbahn. Selbst wenn Ihr X1 höhere Kurvengeschwindigkeiten erreichen könnte, als ein M4 CSL, ihr Handy würde sich keinen Millimeter bewegen. 

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Die Bedienung wiederum bleibt diskussionswürdig. Die übersichtlich gestalteten, einfach zu nutzenden Lenkradtasten, das Instrumentendisplay und die Grafiken/Geschwindigkeit des Infotainmentbildschirms verdienen Lob. Dennoch tun sich die Münchner keinen Gefallen damit, den Dreh-Drück-Steller zum Teufel gejagt zu haben. 

Man kommt mit den Fingern schon gut dran an den Hauptscreen, dennoch ist die Ablenkung bei weitem größer als mit dem klassischen Drehrädchen. Es hat schon Gründe, warum man sein Telefon am Steuer nicht nutzen darf. Immerhin: Bei der Sprachsteuerung ist auch der X1 auf Zack.

Bilder von: Motor1.com Deutschland

Die Sitzposition auf den bequemen, haltstarken Sportsitzen des M-Pakets ist auf den Punkt, die Rundumsicht ist gut. Außerdem hat man inzwischen im Fond des X1 wirklich sehr ordentlich Platz. Die Rückbank lässt sich in Neigung und Länge verstellen. Das Kofferraumvolumen von 500 bis 1.545 Liter ist Premium-Klasse-üblich reicht aber nicht an den VW Tiguan heran. 

Fazit: 8,5/10

Der BMW X1 zeigt sich als hervorragender Allrounder mit dynamischem Einschlag. Als xDrive 23d bietet er zudem einen herausragenden, extrem sparsamen Diesel, den Sie so in diesem Segment (und in vielen anderen) kein zweites Mal finden werden.  

Das Problem ist nur: Hier kehrt sich das Phänomen der teuren Elektro-Alternativen tatsächlich mal um, einfach weil der Top-Diesel preislich extrem hinlangt. Für ähnliches Geld erhalten Sie eine wesentlich stärkere PHEV- oder Elektro-Variante. So lohnt sich dieser exzellente Diesel wie so oft wohl nur für Menschen, die häufig zügig und entspannt lange Strecken zurücklegen wollen. Das ändert nichts an der gelungenen Gesamt-Performance.

© Motor1.com