Statt des XXL-Grills wird nun die Vergangenheit zitiert








Man denkt bei einem BMW unweigerlich an ein prägendes Merkmal seines Gesichts: den nierenförmigen Kühlergrill. Dieses zweiteilige Motiv prägt seit Jahrzehnten jede BMW-Fahrzeug. Heute ist er mehr als nur ein Logo - er ist eigenständiges Designelement.
Im Laufe der Jahre wurde der Grill vergrößert, betont, modelliert und teils übertrieben, nach dem Prinzip: größer gleich auffälliger.
Mit der neuen BMW-Ära, eingeläutet durch die Neue Klasse ab 2025, erfährt der Kühlergrill nun eine grundlegende Neubewertung. Er ist nicht länger nur eine überdimensionierte Gitterstruktur, sondern ein visuelles Statement, das Form, Position, Beleuchtung und Funktion neu definiert.
Erstmals tauchte die BMW-Niere in den 1930er-Jahren auf, doch zum bewussten Designelement wurde sie erst später. Die Neue Klasse der 1960er-Jahre war ein Meilenstein für BMW: nicht nur technisch, sondern auch stilistisch.
In diesen Jahren übernahmen dank der Ideen von Wilhelm Hofmeister und Giovanni Michelotti die nierenförmigen Kühlergrills eine Schlüsselrolle in der Frontpartie: Die beiden Elemente, in der Mitte platziert und in die Breite des Kühlergrills integriert, werden zum Erkennungsmerkmal.
Und sie wurden schließlich auch zu einem Symbol, mehr als die großen, schlanken und vertikalen Öffnungen der BMW-Roadster der 1930er-Jahre. Dann verging die Zeit, und dieser zentrale Kühlergrill wurde ausgeprägter, oft mit verchromten Rahmen. In den letzten Jahren wurde die Niere teils enorm aufgebläht, um auch Sensoren, Radargeräte und Hintergrundtechnologie zu integrieren. Exttemste Ausprägung ist der aktuelle 7er.
Mit dem neuen iX3 interpretiert BMW den Kühlergrill anders: Das Motiv ist schmaler, vertikaler, essenzieller. Es geht nicht nur um Ästhetik. Das Design der Front wurde so gestaltet, dass der Kühlergrill spricht: In die Oberfläche können Sensoren, Radar und Kameras integriert werden, doch das visuelle Element bleibt stark.
Es ist ein klares Signal: Der Kühlergrill ist nicht mehr nur ein Gitter, das mit Chrom gefüllt wird, sondern ein modulares Element, das in jedem Modell Bedeutung und Funktion annehmen kann. Und er ist auch beleuchtet, denn inzwischen identifizieren sich die Fronten auch bei Nacht. Licht ist das neue Chrom.
Die neue BMW-Ära scheint die Versuchung des großen Kühlergrills um jeden Preis überwinden zu wollen. Mit der Neuen Klasse greift der Designchef Adrian van Hooydonk die Idee - die bereits von Chris Bangle erprobt wurde - auf, die Charaktere der verschiedenen Modelle zu differenzieren.
Was sich ändert, ist der Ton: Kein übertriebener Expressionismus, sondern eine kohärente Sprache, bei der der Kühlergrill Profil, Geometrie, Licht sein kann. In Zukunft könnten wir bei den Limousine eine schmale Ausrichtung in die Breite sehen (siehe der neue BMW i3 oben) und sportliche Modelle, oder zurückhaltendere Versionen für Elektrofahrzeuge. Es ist eine neue Phase: Der Kühlergrill ist nicht nur ein Markenzeichen an der Nase, er ist Teil der visuellen Identität jedes BMW.