Hier fahren Sie besser!
Automobile.at logo

Hyundai Santa Cruz (2022) im ersten Test: Alltags-Abenteurer

Der erste Pick-up der Koreaner ist kein Hardcore-Truck, aber trotzdem sehr gut ...

Motor1.com Deutschland: Auto-Tests, Auto-News und Analysen
Marke wählen

Wenn es um den Hyundai Santa Cruz geht, hütet sich der Autohersteller davor, ihn als "Truck" zu bezeichnen und zieht stattdessen den Begriff "Sport Activity Vehicle" vor.

Das liegt daran, dass Hyundai den flippigen kleinen Pick-up lieber mit dem Subaru Forester als mit dem Nissan Frontier vergleicht. Er bietet Crossover-ähnliche Fahreigenschaften und einen geringen Kraftstoffverbrauch, die mit seiner Miniatur-Ladefläche und seinem technisch-schicken Styling einhergehen.

Der Santa Cruz markiert auch die Rückkehr des wirklich kompakten Pick-ups auf den US-Markt. Er basiert auf einer verstärkten Version der Plattform des Hyundai Tucson und misst von Stoßstange zu Stoßstange nur knapp fünf Meter. Damit ist er fast 40 Zentimeter kürzer als der neue Nissan Frontier und rund zehn Zentimeter kürzer als der Ford Maverick, auf den Amis gerade ganz wild sind.

Er ist auch ziemlich effizient (für US-Maßstäbe) und erreicht im EPA-Testverfahren im Durchschnitt einen Wert von rund 10 Liter auf 100 km. Um diese Zahl in einem derzeit verfügbaren "Truck" zu erreichen, müsste man schon den Allradantrieb opfern oder auf einen Diesel zurückgreifen. Oder den elektrischen Ford F-150 wählen ...

Während er relativ sparsam ist, behauptet Hyundai auch, dass der Santa Cruz wirklich ziehen und schleppen kann. 5.000 Pfund (also rund 2,3 Tonnen) können an den Haken genommen werden. Die Ladefläche soll 660 Pfund (entspricht 300 kg) verkraften. Um herauszufinden, ob der Hyundai Santa Cruz so gut ist, wie er auf dem Papier aussieht, sind wir in die gleichnamige Stadt in Kalifornien gefahren, um eine Spritztour mit ihm zu machen.

Leider hatten wir nicht die Gelegenheit, die Anhängelast oder die Nutzlast des Santa Cruz zu testen. Wir verbrachten unseren Tag hinter dem Lenkrad so, wie es die meisten Verbraucher tun werden - wir fuhren nahezu unbeladen durch enge Stadtgassen und über weite Highways.

In diesem Umfeld schlägt sich der "Don"t Call It a Truck"-Truck sehr gut. Unser Limited HTRAC-Testfahrzeug war mit Allradantrieb und einem 2,5-Liter-Reihenvierzylinder mit Turbolader ausgestattet, der über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe satte 285 PS und 422 Nm auf die Straße bringt. Das klingt nach dem perfekten Rezept für turbopfeifende, seitwärts rutschende, rallyeähnliche Vergnügungen. Oder?!

Der Santa Cruz bietet jedoch lediglich eine überdurchschnittliche Leistung. Ein Drehmomentplateau zwischen 1.700 und 4.000 U/min lässt einen freudig Rechtskurven im Verkehr oder eine Autobahneinmündung nehmen. Aber trotz einer Leistung, die den sportlichen i30 N in den Schatten stellt, fühlt sich dieses Trucklein nie frenetisch an, sondern serviert die Leistung in leicht verdaulichen Dosen.

Das Gleiche gilt für das vornehme Automatikgetriebe, das zwar gut schaltet, aber nicht viel Gefühlsduselei an den Tag legt. Die Leistung ist der Mission des Santa Cruz als Pendler-Pick-up angemessen, aber die Zahlen ließen uns ein wenig mehr Feuer erwarten.

Dennoch konnten wir nicht umhin, die hervorragenden Straßenmanieren des Pick-ups zu schätzen, selbst auf rauem und unebenem Asphalt. Der Santa Cruz ist kein Heißsporn, aber er fährt mit mehr Autorität auf einer kurvenreichen Straße als jedes andere Fahrzeug mit einer Ladefläche auf dem Markt. Unebenheiten bringen das Fahrwerk kaum aus der Ruhe, das sich steif und robust anfühlt und den oben genannten Leistungsdaten gewachsen ist.

Die aufgeräumten Proportionen waren ein weiterer Pluspunkt bei unseren Fahrten, die das Pendeln imitierten. Abgesehen davon, dass er beim Einparken etwas mehr Platz braucht, fühlte sich der Santa Cruz wie der Tucson an.

Nirgendwo ist die gemeinsame Abstammung des Hyundai Santa Cruz vom Tucson offensichtlicher als im Innenraum. Das geschwungene Armaturenbrett ist eine Gemeinsamkeit. Ebenso wie das serienmäßige 8,0-Zoll- oder das optionale 10,3-Zoll-Infotainment-Display, das verfügbare digitale 10,3-Zoll-Kombiinstrument und die kapazitiven Klima- und Audiobedienelemente. Allerdings verfügt der Pick-up über einen traditionellen Schalthebel mit manueller Schaltung anstelle von Drucktasten für das Getriebe. Unser Lob und unser Tadel für den Innenraum des Tucson bleiben also fast unverändert.

Unterschiede gibt es trotzdem: Die Sitzflächen bieten etwas wenig Halt, aber ansonsten lassen sich die Vordersitze des Santa Cruz Limited dank achtfacher elektrischer Verstellbarkeit und vierfacher Lendenwirbelstütze an eine Vielzahl von Körpergrößen anpassen. Die serienmäßige Heizung und Belüftung in der höchsten Ausstattungsvariante macht die Sitze noch attraktiver, vor allem für diejenigen, die bei ihren Outdoor-Aktivitäten in extremen Klimazonen unterwegs sind.

Leider kommen die Passagiere auf den Rücksitzen zu kurz - fast wörtlich. Während der Tucson erstaunlich viel Beinfreiheit bietet, ist der Santa Cruz nicht annähernd so geräumig. Eine Gruppe von vier Erwachsenen könnte es bequem haben, wenn die Insassen auf den Vordersitzen bereit sind, ein wenig nach vorne zu rutschen, aber wenn nicht, sollten sich die Fondpassagiere daran gewöhnen, dass ihre Knie die Kartentaschen der Rücksitze streifen.

Die Optik finden wir sehr gut, allerdings sorgt sie auch für Nachteile. Die Ladefläche ist mit 1,20 Meter definitiv zu kurz. Stattdessen verlangt der Hersteller von seinen Kunden, dass sie die Heckklappe herunterklappen, wenn sie längere Güter wie Holz oder Geländemotorräder transportieren wollen. Glücklicherweise gibt es im Ladeabteil des Santa Cruz aber eine Reihe von cleveren Tricks, die diese Arbeit erleichtern.

Zunächst einmal kann die Heckklappe selbst in einer teilweise hochgeklappten Position verriegelt werden, so dass sie mit den Oberseiten der Radkästen fluchtet und 4x8-Fuß-Sperrholzplatten perfekt flach liegen (obwohl sie hinten um etwa einen Meter überstehen). In das Verbundbett sind Aussparungen für 2x4- oder 2x6-Fuß-Holzstücke eingearbeitet, so dass die Besitzer ihre eigenen Stapellösungen erstellen können.

Zwei kleine Fächer, eines auf jeder Seite der Fläche, eignen sich hervorragend für Spanngurte und andere kleine Gegenstände und die Ausstattungen SEL Premium sowie Limited bieten zusätzlich eine 115-Volt-Steckdose auf der Beifahrerseite für Camping- oder Baustellengeräte.

Ein weiteres Ass im Ärmel ist der echte Kofferraum, der unter der Ladefläche liegt, wasserdicht und abschließbar ist. Außerdem verfügt er über Ablassstopfen, die es ermöglichen, ihn als Kühlbox zu nutzen - füllen Sie ihn mit Eis und lassen Sie es dann einfach herausschmelzen. Obwohl das Ladebett des Santa Cruz zweifellos recht klein ist, wird der Platz hervorragend genutzt und Hyundai sagt, dass ein 250-ccm-Motorrad oder zwei Mountainbikes darauf Platz finden.

Der Hyundai Santa Cruz ist uns schon nach wenigen Kilometern ans Herz gewachsen. Nein, er ist kein Geländewagen und nein, er kann kein großes Motorboot ziehen. Stattdessen bietet er exzellente Straßenmanieren und einen vom Computer angezeigten Kraftstoffverbrauch von rund 11 Liter bei hügeliger Fahrt.

Mit cleveren Stauraumlösungen, die das Beste aus seinen stadtfreundlichen Proportionen machen, könnte der Santa Cruz aufgrund seiner zusätzlichen Ladeflexibilität für viele Leute besser geeignet sein als ein ähnlich teures SUV. Vorausgesetzt sie sind bereit, auf etwas Platz auf der Rückbank zu verzichten.

Apropos Preis: Die Preise für den Hyundai Pick-up beginnen bei 23.990 US-Dollar (plus 1.185 US-Dollar für die Lieferung) in der SE-Ausführung mit Frontantrieb. Insgesamt entspricht das nach aktuellem Wechselkurs einem Preis von knapp 21.500 Euro. Diese Ausstattungsvariante verfügt über einen 2,5-Liter-Saugmotor mit 195 PS und 245 Nm sowie über eine serienmäßige Kollisionsüberwachung, automatische Notbremsung, Spurhalteassistent und drahtlose Smartphone-Integration.

Der SEL der Mittelklasse bietet für 27.190 US-Dollar (23.132 Euro) zusätzlich einen Tote-Winkel-Warner, einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz und andere Extras. Allradantrieb ist für beide Modelle für 1.500 US-Dollar (1.278 Euro) zu haben. 

© Motor1.com