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Skoda Fabia (2021) im Test: Der ideale Kleinwagen?

Bei der Neuauflage leistet sich die Marke keine Experimente. Und das ist gut so.

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Kleinwagen sind inzwischen fast die letzte Bastion des konservativen Automobilbaus: Aus Kostengründen ist hier nix mit Plug-in-Hybrid oder Elektro. So gesehen ist der neue Skoda Fabia ein Wurstbrot. War gut, ist gut, bleibt gut. Doch halt! Bevor mich Skoda auf die schwarze Liste setzt, sei gesagt, dass dieser Vergleich (frei nach dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer) sehr positiv gemeint ist.

Nehmen wir zum Beispiel die Ausgangsgrundlage. Hier ein gutes Brot, dort erstmals der Modulare Querbaukasten MQB-A0 des Volkswagen-Konzerns. Dadurch übertrifft der Fabia Nummer 4 seine Vorgänger in allen Dimensionen, bei nahezu unverändertem Gewicht.

Er ist in der Länge um 111 Millimeter auf 4.108 Millimeter gewachsen und übertrifft als erster Fabia die Vier-Meter-Marke. Der Radstand ist mit 2.564 Millimetern 94 Millimeter länger, in der Breite legte die vierte Generation um 48 Millimeter auf 1.780 Millimeter zu.

Die gewachsenen Abmessungen ermöglichen ein nochmals verbessertes Platzangebot für die Passagiere. Auch das Kofferraumvolumen, bereits beim Vorgänger das größte im Segment, hat Skoda noch einmal deutlich um 50 Liter auf jetzt 380 Liter vergrößert. Bei umgeklappten Rücksitzen fasst der Gepäckraum 1.190 Liter.

Insgesamt ist der neue Fabia in neun Farben erhältlich, darunter sind die neuen Metalliclackierungen Phoenix-Orange und Graphite-Grau. Graphite-Grau metallic und Magic-Schwarz Perleffekt stehen zudem im Rahmen des Colour Concepts als Kontrastlackierung für Dach, Außenspiegelkappen und Leichtmetallräder zur Auswahl. Mein Tipp: Race-Blau, es ist in echt etwas dunkler als auf der Grafik oben.

Wie ist er innen?

So weit, so gut. Was bedeutet das in der Praxis? Nun, der neue Fabia erinnert in mancher Hinsicht an einen "Baby-Octavia". Seien es die Frontpartie und die Heckleuchten oder das vorzügliche Raumangebot. Es gibt Modelle der Mittelklasse, die im Fond und Kofferraum weniger Platz bieten als Skodas Kleinster. 

Gelungen ist auch die Anmutung der verwendeten Materialien im Innenraum. Klar, im Segment des Fabia ist Hartplastik dominierend, aber auch hier wurde sich der Octavia zum Vorbild genommen. Stoff entlang des Armaturenbretts schmeichelt den Augen.

Und überall dort, wo man häufiger anfasst, stößt man auf Chrom: Türgriffe, im Multifunktionslenkrad oder an den Drehreglern der Klimaautomatik. Ja, sie lesen richtig. Im neuen Fabia wird nicht übertrieben "getoucht" wie etwa im VW Golf 8. Danke dafür! 

So nehme ich hinter dem Lenkrad Platz, stelle kurz meinen Sitz ein und kann losfahren. Vor besondere Herausforderungen stellt mich die Bedienung nicht. Typisch Skoda: Hier denkt man an den Nutzer und nicht an die feuchten Träume mancher Designer oder Ingenieure.

Das zeigt sich auch an den vielen "Simply Clever"-Lösungen vom Kugelschreiber-Clip in der Mittelkonsole über den kleinen Mülleimer in der Seitentasche bis zum Regenschirm in der Tür. Zitat eines Kollegen: Skoda macht jetzt auf Rolls-Royce. Ich ergänze: Die Chromelemente innen bietet nicht mal der Audi A1.

Wie fährt er sich?

Was bietet die Wursttheke, Verzeihung, das Motorenprogramm? Los geht es zu einem späteren Zeitpunkt mit einem 65 PS starken 1,0-Liter-Sauger im Basismodell des neuen Fabia, welches auch ehemalige Citigo-Käufer ansprechen soll. Bis dahin markiert der gleiche Dreizylinder mit 80 PS die untere Grenze. Beide Motoren konnten wir noch nicht fahren, wir werden es nachholen.

Kleinster Turbobenziner (Diesel gibt es seit 2018 im Fabia keine mehr) ist die bewährte 1.0-TSI-Konzernmaschine mit 95 PS. Darüber rangiert das gleiche Aggregat mit 115 PS und optionalem DSG, welches beim Topmotor mit 150 PS und Vierzylinder serienmäßig ist. 8,0 Sekunden auf 100 km/h und 225 km/h Spitze wecken nominell GTI-Gefühle. 

Ich habe für unsere erste Testfahrt mit dem neuen Skoda Fabia die goldene Mitte gewählt, nämlich 95 PS. Hierzu dürften viele Kunden greifen, zudem kenne ich die Maschine aus meinem privaten Seat Ibiza, Baujahr 2019. Und was soll ich sagen: Das reicht vollkommen aus.

Typisch für den 1.0 TSI ist eine kleine Anfahrschwäche, ansonsten treibt der Motor den Fabia sehr anständig voran. 10,6 Sekunden auf Tempo 100 und 195 km/h Höchstgeschwindigkeit reichen im Alltag voll aus. 

Damit fährt der Fabia ausgewogen und harmonisch. Besonders auffällig ist die Laufruhe im Vergleich zu meinem Ibiza. Bei 100 km/h ist der Skoda leise und auch bei 140 noch im Lot. Der charakteristische kernige Dreizylinder-Klang ist gut gedämmt.

Erst wenn man für flotte Überholmanöver herunterschaltet und voll aufs Gas tritt, dringt die typische Note ans Ohr. Unter 2.000 Touren kommt der 1.0 TSI nämlich nicht recht in die Puschen, hinzu kommt das lang übersetzte Fünfgang-Getriebe.

Aber noch einmal: Lahm ist der Fabia mit 95 PS überhaupt nicht. Im Gegenteil, er wirkt sogar spritziger als die 115-PS-Version mit DSG. Hier dauert es gefühlt oft eine Gedenksekunde, bis Getriebe und Motor den Kraftschluss vollziehen. Meine Meinung: Diese Kombination lohnt sich nur für explizite Automatik-Freunde. Ansonsten lieber 95 PS handgerührt wählen und die Differenz in Extras investieren.

Marktstart und Preise

Am 18. September 2021 findet der Marktstart des neuen Skoda Fabia in Deutschland statt. Los geht es dann bei 16.290 Euro für die vorläufige Basisversion mit 80 PS. "Active" heißt sie und bietet bereits eine Klimaanlage, einen Spurhalteassistenten, Frontradar, Radio, LED-Hauptscheinwerfer und elektrische Fensterheber vorn.

Wem 15-Zoll-Stahlräder und 80 PS reichen, bekommt hier viel Auto für sein Geld. Für 1.300 Euro mehr wandert der 95-PS-Turbo unter die Haube. Tipp: 50-Liter-Tank (50 Euro) plus Kommunikationspaket mit Smartphone-Anbindung (570 Euro) und Sitzheizung vorne (340 Euro). 

Die Topausstattung "Style" kostet in Verbindung mit 95 PS ab 20.890 Euro. Zum Glück hält Skoda die Aufpreise, auch für Pakete, relativ klein. Mit ACC, LED-Rückleuchten, 2-Zonen-Klimaautomatik und Winter-Paket liegt man bei knapp unter 22.000 Euro. Nicht wenig Geld für einen Kleinwagen, doch der technisch baugleiche VW Polo ist deutlich teurer. Bei beiden gleich: Eher magere zwei Jahre Garantie.

Fazit: 8,5/10

Der neue Skoda Fabia ist vielleicht nicht der beste Kleinwagen, aber ohne Frage der durchdachteste und fairste. Ein Auto ohne übertriebene futuristische Spielereien im angenehm alltagstauglichen Format mit viel Platz. Hinzu kommt eine interessante Bandbreite: Basis mit 65 PS als sicherer Erstwagen für den Nachwuchs oder 150 PS mit Topausstattung als der bessere Audi A1. In der Summe seiner Eigenschaften schmeckt uns der Fabia IV gut. Einmal Wurstbrot ohne Gedöns, bitte!

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