Die Akkus lassen sich nun in 22 statt in 30 min aufladen, die Antriebe werden stärker und sparsamer. Aber auch die Reichweite sinkt.
Der gerade erst anlaufende Volvo EX90 erhält bereits ein saftiges Upgrade: Zum Modelljahr 2026 hält 800-Volt-Technik Einzug in das große Elektro-SUV. Das sorgt für deutlich schnelleres Laden, aber auch mehr Antriebsleistung und geringeren Verbrauch. Außerdem gibt es neue und verbesserte Assistenzsysteme. Die neuen Versionen sind ab sofort konfigurierbar und bestellbar, doch die Produktion beginnt erst Mitte November.
Der Volvo EX90 basiert auf der Scalable Product Architecture 2, die 400-Volt-Modelle wie den Polestar 3, aber auch den Volvo ES90 mit 800-Volt-Technik trägt. Insofern lag eine Umstellung des EX90 auf die höhere Spannungslage nahe.
Damit steigt die maximale Ladeleistung von 250 auf 310 bzw. 350 kW. Und die Ladedauer für den Standard-Ladevorgang (10-80 %) verkürzt sich von bisher 30 auf nur noch 22 Minuten. Das gilt für beide Akkus. Deren Speicherkapazität hat sich offenbar ebenfalls geändert. Bisher wurden 101 kWh bzw. 107 kWh netto angegeben, die neue Preisliste nennt dagegen 88 bzw. 102 kWh netto. Die Akkus werden also deutlich kleiner.
Durch die kleineren Batterien sinkt die Reichweite. Beim Basismodell mit der kleinen Batterie sind nun noch maximal 570 statt 624 km drin - ein herber Verlust. Bei den Versionen mit großem Akku ist die Einbuße dagegen gering: Statt maximal 632 km sind es künftig 620 km. Möglich wird das durch spürbar geringere Verbräuche. Für die Varianten mit großer Batterie wurden bisher 20,3-22,0 kWh/100 km angegeben, künftig sind es nur noch 19,3-19,4 kWh.
Auch die Antriebe wurden stärker. So hat die Basisversion mit Heckantrieb jetzt 245 statt 205 kW, die Allradler bieten 205 & 130 bzw. 280 & 220 kW statt 173 & 127 bzw. 180 & 200 kW. Die Systemleistung gibt Volvo in der Preisliste nicht an. Falls sich die Motorleistungen zur Systemleistung addieren, dürfte die Performance-Version künftig 500 statt 380 kW bieten. Die Sprintdaten verbessern sich jedenfalls bei allen Versionen deutlich, so braucht die Basisversion nun nur noch 6,8 statt 8,4 Sekunden, um 100 km/h zu erreichen. Hier die wichtigsten Daten der neuen Versionen in Tabellenform:
Außerdem scheint die fünfsitzige Variante entfallen zu sein. Diese wurde zusammen mit der Basismotorisierung für 83.700 Euro angeboten. Die gleiche Motorisierung und Ausstattung mit 6 oder 7 Sitzen gab es für 86.000 Euro; künftig werden nur noch 85.990 Euro, also sogar zehn Euro weniger. Die Allradler gab und gibt es nur als Sechs- oder Siebensitzer. Für die Twin-Motor-Versionen wird allerdings die Core-Ausstattung nicht mehr offeriert, wodurch auch hier die Basispreise steigen.
Laut Volvo führt die 800-Volt-Architektur zu weniger Wärmeentwicklung beim Laden, was höhere Ladegeschwindigkeiten ermöglicht, zumal auch die Batteriemanagement-Software verbessert wurde. Darüber hinaus führt die 800-Volt-Technik auch zu mehr Leistung, schnelleren Sprints und mehr Effizienz. Zumindest Letzteres ist plausibel, denn bei höherer Spannung können die Ströme kleiner sein, was zu weniger Wärmeverlusten führt.
Darüber hinaus werden die Batterie und die Elektromotoren leichter: Durch die Umstellung auf 800 Volt war es möglich, den Materialverbrauch zu reduzieren. Das Leergewicht der Basisversion mit sechs Sitzen wurde bisher mit 2.600 Kilo angegeben, nun sind es nur noch 2.556 Kilo. Auch das dürfte den Verbräuchen zugutekommen.
Ansonsten erhält der EX90 das elektrochromatische Panorama-Glasdach, das im ES90 debütierte. Hier lässt sich die Transparenz per Knopfdruck einstellen.
Zudem bekommt der EX90 ein Prozessor-Update. So ist künftig eine "Connected-Safety-Funktion" verfügbar. Mit dieser Car2Car-Technik können sich vernetzte Fahrzeuge gegenseitig vor rutschigen Straßen, Unfallstellen und anderen Gefahren warnen.
In das Nothaltesystem ist künftig eine automatische E-Call-Funktion integriert. Der Emergency Stop Assist bringt das Fahrzeug in seiner Spur zum Stehen, wenn die Person am Steuer nicht mehr auf Warnungen reagiert. Sobald das Fahrzeug steht, stellt die neue E-Call-Funktion automatisch eine Verbindung mit einer Notrufzentrale her, die bei Bedarf den Rettungsdienst verständigen kann. Zu den weiteren Neuheiten gehören eine erweiterte automatische Notlenkfunktion, die auch bei Dunkelheit funktioniert, sowie ein verbesserter Einpark-Assistent.
Wer schon einen Volvo EX90 besitzt, profitiert ebenfalls: Dann wird das Prozessor-Upgrade bei einem planmäßigen Besuch in der Volvo-Werkstatt durchgeführt.
Unter dem Strich
Boy, das sind heftige Änderungen: Volvo krempelt den EX90 so vollständig um, dass sich alle Daten der drei Motorisierungen ändern. Es handelt sich fast um ein neues Auto. Dabei verbessern sich die meisten Werte: Die Antriebe werden stärker und sparsamer, die Ladezeiten kürzer. Das zeigt, welche Früchte die 800-Volt-Technik generell bringen kann.
Allerdings baut Volvo auch kleinere Akkus ein, wodurch die Reichweiten schrumpfen - bei der Basisversion ziemlich stark, bei den Varianten mit großem Akku weniger. Doch alles in allem verbessert sich der EX90 deutlich. Seltsam nur, dass das Modell schon ein paar Monate nach dem Marktstart so stark verändert wird. Das dürfte mit dem verspäteten Start des Modells zu tun haben.