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Aus des EU-Verbrennerverbots macht nicht alle Autohersteller glücklich

Volvo ist gegen die Rücknahme des Verbots. Volkswagen, Renault und BMW sehen das anders

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Im März 2021 kündigte Volvo an, bis Ende des Jahrzehnts vollständig auf Elektroantrieb umzustellen. Das hochgesteckte Ziel wurde jedoch im September 2024 fallen gelassen. Auch die Schweden wollen nun Plug-in-Hybride über 2030 hinaus anbieten. Und trotzdem findet man in Göteborg, dass die Europäische Union an ihrem Ziel festhalten sollte, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 zu verbieten.

Als gestern bekannt wurde, dass die Europäische Kommission ein Paket vorgeschlagen hat, das den Verkauf neuer Autos mit Verbrennungsmotoren über den ursprünglich angekündigten Stichtag hinaus erlaubt, war Volvo nicht gerade erfreut. Ein Unternehmenssprecher sagte Automotive News Europa dass die Rücknahme des Verbots mehr schaden als nützen könnte, da die Entscheidung "die Wettbewerbsfähigkeit Europas für die kommenden Jahre untergraben könnte".

Darüber hinaus ist man beim skandinavischen Hersteller der Meinung, dass andere Autohersteller in der Lage gewesen wären, ihr Portfolio bis 2035 auf ein reines Elektroauto umzustellen, wenn das Verbot unverändert geblieben wäre: "Volvo hat in weniger als zehn Jahren ein komplettes Elektroauto-Portfolio aufgebaut und ist bereit, mit einer Brücke aus Langstrecken-Hybriden voll auf Elektroantrieb umzustellen. Wenn wir das können, können es andere auch."

Auch Kia ist ein Verfechter der Abkehr von konventionellen Antrieben. Im August sagte Marc Hedrich, seines Zeichens CEO des Unternehmens in Europa, dass eine Blockade des Weges zu einer rein elektrischen Modellpalette erhebliche Auswirkungen hätte: "Wir bringen eine Lawine von Elektroautos und wenn wir plötzlich aufhören müssten, Elektroautos auf den Markt zu bringen, würde uns das ein Vermögen kosten."

Aber Volvo und Kia sind in der Minderheit. Andere Autohersteller unterstützen die Entscheidungen der EU. Reuters zitiert Volkswagen, wo man den Vorschlag "pragmatisch" und "insgesamt wirtschaftlich vernünftig" nennt. Auch Renault begrüßt das aktualisierte Paket, insbesondere die Initiative für erschwingliche Elektro-Kleinwagen.

Die Initiative für erschwingliche Kleinwagen soll eine neue Unterkategorie für Fahrzeuge (M1E) mit einer Länge von bis zu 4,2 Metern einführen und den Autoherstellern Anreize für die Entwicklung und den Bau von Elektrofahrzeugen in Europa bieten. Einige regulatorische Beschränkungen werden gelockert, um die Herstellungs- und Verkaufspreise zu senken. Die Autohersteller werden "Super Credits" erhalten, die ihnen helfen, die Emissionsziele zu erreichen.

BMW hat gemischte Gefühle zu den in dieser Woche getroffenen Entscheidungen. Einerseits befürwortet das Unternehmen die Beibehaltung von Verbrennungsmotoren über das Jahr 2035 hinaus. Andererseits werden die immer strengeren CO2 Emissionsvorschriften als "oberflächliche Lösung" betrachtet.

Stellantis hat sich noch nicht geäußert, aber erst vor einem Monat hat man die eigene Haltung deutlich gemacht und erklärt, dass neue Verbrenner-Fahrzeuge auch nach 2035 produziert werden sollten. Auch Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes und Präsident des Europäischen Automobilherstellerverbandes (ACEA), forderte die Europäische Kommission kürzlich auf, das Verbot aufzuheben. Källenius wandte sich in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und warnte sie, dass das Ziel für 2035 unrealistisch sei.

Der ACEA hat vor wenigen Stunden eine Erklärung abgegeben, in der er die Entscheidung, das Verbot zurückzunehmen, als einen "ersten Schritt zur Schaffung eines pragmatischeren und flexibleren Weges" beschreibt, "um die Dekarbonisierung mit den Zielen der Wettbewerbsfähigkeit und der Widerstandsfähigkeit in Einklang zu bringen". Er weist jedoch darauf hin, dass zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um den Übergang hin zu Elektrofahrzeugen zu erleichtern.

Toyota, im fünften Jahr in Folge der weltweit größte Autohersteller, ist bisher der vielleicht lautstärkste Gegner eines Verbots von Verbrennungsmotoren gewesen. Der Vorstandsvorsitzende Akio Toyoda sagte im Jahr 2024, dass Elektroautos niemals einen weltweiten Marktanteil von 30 Prozent überschreiten würden.

Anfang dieses Jahres zeigte seine Berechnung, dass neun Millionen Elektroautos den gleichen Kohlenstoff-Fußabdruck haben wie 27 Millionen Hybride. In seiner Analyse berücksichtigte er die Emissionen aus der Batterie- und Fahrzeugproduktion. Wie Sie sich vorstellen können, hat die Behauptung, dass ein Elektroauto so viel Schadstoffe verursacht wie drei Hybride, eine heftige Kontroverse ausgelöst.

Zur Erinnerung: Autohersteller, die in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union tätig sind, müssen die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2021 um 90 Prozent senken. Die EU-Kommission stellt klar, dass Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybride, Range Extender und Mild-Hybride auch nach 2035 weiter betrieben werden sollen. Die verbleibenden 10 Prozent der Emissionen müssen durch Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe sowie durch in der EU produzierten kohlenstoffarmen Stahl ausgeglichen werden.

Alles in allem gibt es kein Enddatum für Verbrennungsmotoren in der EU.

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