Der 252-kW-Allradler hat viel Power und eine gute Rekuperations-Einstellung, aber das Fahrwerk ist hart und die Ladeplanung ungenügend.








Der bZ4X war bei seinem Start 2022 das erste Elektroauto von Toyota. Er hatte nur einen einphasigen Bordlader, keinerlei Laderoutenplanung und maximal 513 km Reichweite. Nun startet eine verbesserte Version, mit der die Scharte ausgewetzt werden soll. Unter anderem mit mehr Auswahl bei Motoren und Akkus, mehr Leistung und Reichweite. Wir haben den 252 kW starken Allradler und die Long-Range-Variante mit 569 km Reichweite bereits getestet.
Die neue Version des Toyota bZ4X wurde schon im März vorgestellt, bestellbar ist sie seit Juli, aber die Auslieferung beginnt erst im Januar 2026. Die alte Variante erhielt stets einen 71-kWh-Akku mit einer Nettokapazität von 64 kWh und man konnte nur zwischen einem 150-kW-Fronttriebler und einem Allradler mit kaum mehr Leistung (160 kW) wählen. Bei der neuen Version werden zwei Batterien und drei Motorisierungen angeboten. Die Basisversion mit 123 kW und nur 444 km Reichweite dürfte in Deutschland kaum eine Rolle spielen; wir fuhren die beiden Varianten mit der großen Batterie. Hier die wichtigsten Daten:
| Toyota bZ4X Long Range | Toyota bZ4X AWD | |
| Antrieb: | FWD 165 kW | AWD 252 kW (165 & 88 kW) |
| 0-100 km/h/Vmax | 7,4 Sek./160 km/h | 5,1 Sek./160 km/h |
| WLTP-Verbrauch | 13,9-15,4 kWh | 14,5-15,9 kWh |
| Akku brutto/netto | 73 / 69 kWh | 73 / 69 kWh |
| WLTP-Reichweite | 515-569 km | 471-516 km |
| DC-Ladeleistung | bis 150 kW | bis 150 kW |
| DC-Ladedauer | 28 min (10-80 %) | 28 min (10-80 %) |
| Basispreis | 47.990 Euro | 50.990 Euro |
Exterieur | Interieur | Fahreindrücke | Ladeplanung | Preise/Rivalen
Mit 4,69 Meter Länge und 1,65 m Höhe gehört der Wagen zu den Mittelklasse-SUVs. Die neue Version ist dabei immerhin fünf Zentimeter höher als die alte, die übrigen Maße stimmen überein. An der Optik wurden nur Details geändert. So hat der neue bZ4X schwarz glänzende Kotflügel statt mattschwarzen, was etwas edler wirkt. Auch die Lichtsignatur vorne ist nun etwas anders. Geblieben ist der Gesamteindruck eines sportlich akzentuierten, sehr kantigen SUVs mit coupéhaften Zügen.
Ob einem der bZ4X gefällt, mag jede und jeder selbst beurteilen; für meinen Geschmack drängen sich hier zu viele Elemente auf zu kleinem Raum zusammen - das Design wirkt überladen. Wer die dunkel hervorgehobenen Kotflügel kaschieren möchte, kann eine dunkle Karosseriefarbe wählen, dann fallen sie nicht mehr auf. Dafür kommen Schwarz und das sehr dunkle Blau infrage. Ansonsten werden Rot sowie Silber und Weiß angeboten. Bei der Topausstattung sind auch Bicolor-Lackierungen mit schwarzem Dach und schwarzen Außenspiegeln bestellbar. Die Felgen messen serienmäßig 18 Zoll, optional gibt es 20-Zöller.
Auch das Cockpit wurde deutlich überarbeitet. Nach wie vor guckt man im bZ4X über das Lenkrad aufs Instrumentendisplay, nicht durch das Lenkrad. Kleineren Personen sollten daher selbst prüfen, ob sie eine Sitzposition finden, in denen das Lenkrad das Instrumentendisplay nicht verdeckt. Das 7-Zoll-Display selbst ist unverändert, aber das seltsame Plastikteil darum herum entfiel. Die Anzeigen finde ich etwas verwirrend und ziemlich klein, zumal das Display weit weg vor der Scheibe positioniert ist:
Der Touchscreen wuchs deutlich - von 8 Zoll beim Basismodell und 12,3 Zoll bei den gehobenen Varianten auf einheitlich 14 Zoll. Darunter gibt es nun serienmäßig zwei Schalen fürs kabellose Laden von zwei Handys. Obendrein gibt es nun Lenkradwippen zum Einstellen der Rekuperation.
Das Lenkrad ist nach wie vor recht klein, was zu mich manchmal zu sportlicherem Fahren hinreißt: Das Lenken damit macht richtig Spaß - ein Wort, das mir bei Verbrenner-Toyotas eher selten eingefallen ist.
Der Innenspiegel ist bei den gefahrenen Lounge-Varianten stets digital, das heißt kamerabasiert. Wie schon beim Polestar 4 kam ich damit nicht gut zurecht, weil meine Augen sich schwertun, immer wieder von Fern- auf Nahdistanz umzustellen, wenn ich vom Blick auf die Straße zur Spiegelansicht wechsle. Die Außenspiegel werden dankenswerterweise konventionell über Tasten an der Türinnenseite eingestellt. Verzichten könnten wir aber auf ein anderes physisches Bedienelement: den Startknopf. Zum Losfahren dreht man dann noch das Rad in der Mittelkonsole auf D.
Bilder von: InsideEVs
Die Platzverhältnisse im bZ4X sind gut: Im Fond ist die Beinfreiheit üppig, die Kopffreiheit eher etwas beschränkt; aber bei 1,76 m Körpergröße bleibt immerhin noch eine halbe Handbreit über dem Scheitel. Auch der Kofferraum scheint gut nutzbar zu sein - wenn man von der etwas verringerten Höhe absieht, die durch die Karosserieschräge bedingt ist. Das angegebene Volumen von 550 bis 1.500 Litern ist für die Klasse okay. Einen Frunk hat der bZ4X nicht, hier türmen sich Motor, Inverter und wohl auch der Bordlader übereinander.
Der zuerst gefahrene Allradler bietet ein schönes Beschleunigungsgefühl - bei 252 kW und einer Sprintzeit von 5,1 Sekunden dürfte das kaum verwundern. Er ist außerdem das Mittel der Wahl, wenn man schwere Anhänger ziehen will: 1,5 Tonnen sind hier möglich und damit doppelt so viel wie bei den Fronttrieblern.
Der Fronttriebler mit 165 kW liefert ebenfalls mehr als genug Schwung; das Einordnen in den Autobahnverkehr dürfte damit immer gelingen und auch bergauf geht dem Wagen nicht die Puste aus. Wir stellten aber beim Fronttriebler ab und zu Traktionsprobleme fest: Die ESP-Warnleuchten leuchteten trotz des trockenen Asphalts mehrfach auf. Beim Anfahren drehten mitunter sogar die Vorderräder hörbar durch.
Zum Einstellen der Rekuperation gab es beim alten bZ4X nur eine Taste in der Mittelkonsole. Beim neuen bZ4X dagegen lässt sich die Energierückgewinnung über die erwähnten Wippen in vier Stufen einstellen. Die Unterschiede sind deutlich, aber echtes One-Pedal-Driving bis zum Stand ist damit noch immer nicht möglich. Technisch wäre das machbar, heißt es bei Toyota, aber man habe aus Gründen der Bedienphilosophie darauf verzichtet. Meiner Ansicht nach sollte man diese Entscheidung der Kundschaft überlassen. Weiteres Minus: Die Rekuperations-Einstellung geht bei jedem Neustart verloren, man landet immer wieder im Segelmodus.
Sonstige Fahrmodi, wie die bei vielen Autos angebotenen Betriebsarten Sport, Comfort, Individual etc. gibt es im bZ4X nicht, was mich keineswegs stört. Man kann jedoch einen Eco-Modus per Taste in der Mittelkonsole aktivieren. Dann spricht das Gaspedal nicht so empfindlich an. Den Unterschied spürten wir allerdings nur beim Allradler, wo Eco durchaus empfehlenswert ist, wenn es an Feinmotorik im Gasfuß fehlt.
Der Stromverbrauch auf unseren beiden Testrunden lag mit dem Allradler bei 16 kWh, mit der Long-Range-Version bei knapp 14 kWh. Das liegt mehr oder weniger in dem Bereich der WLTP-Werte. Dabei ist anzumerken, dass der Allradler die 20-Zöller hatte, welche die Normreichweite um über 50 km verringern, während der Fronttriebler die weniger schicken, aber aerodynamisch besseren und leichteren 18-Zöller besaß. Die Entscheidung für die großen Felgen sollte man sich gut überlegen, denn damit wird der Reichweitengewinn, den die neue bZ4X-Version gegenüber der alten bietet, wieder aufgefressen.
Die Räder haben auch einen gewissen Einfluss auf den Fahrkomfort, wobei aber auch die unterschiedliche Fahrwerksabstimmung mit hineinspielt: Der Allradler wurde offenbar straffer abgestimmt und sorgt mit den 20-Zöllern oft für eine arg unruhige Fahrt. Beim Fronttriebler ist es besser, aber auch den würde ich eher ungern auf langen Strecken fahren.
Zum Schluss testete ich mit dem mitfahrenden Kollegen noch die Ladeplanung, die Toyota dem neuen bZ4X spendiert hat. Der Kollege gab das über 2.600 km entfernte Hamburg als Ziel ein, was dem Toyota erkennbar Mühe bereitete: Schon die beste Route zu finden, dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Die Rechnerei ging erneut los, als ich auf "Ladestationen hinzufügen" tippe. Vermutlich reicht die verbaute Hardware für eine vernünftige Laderoutenplanung nicht aus.
Auch das Ergebnis war wenig befriedigend: Das System zeichnete neun Ladestopps zwischen Malaga und Zentralfrankreich ein, dann kam lange nichts mehr, bis Hamburg, das als zehnter Stopp angezeigt wurde. Außerdem handelt es sich offenbar nur um eine Liste von Schnellladern auf der Strecke, nicht um eine Empfehlung. Es fehlen auch Angaben dazu, von welchem Ladestand bis zu welchem SoC man laden soll und weitere Daten, zum Beispiel zur Ladeleistung. Das System beschränkt sich darauf, die Entfernung zur aktuellen Position anzuzeigen.
Bei einer Ladeplanung ins etwa 1.000 km entfernte Barcelona wurden sieben Stopps eingezeichnet, die sich auf die gesamte Strecke verteilten, aber die Abstände waren ebenfalls viel zu gering. Der herbeigerufene Pressesprecher gab mir beim gemeinsamen Erproben zunächst recht. Als er es später nochmal in einem anderen Auto mit dem Ziel Barcelona versuchte, kam eine Route mit vier Stopps heraus. Vermutlich hatten die Fahrzeuge also verschiedene Softwarestände.
Den bZ4X Long Range, auf den laut Toyota über 80 Prozent der Verkäufe entfallen sollen, gibt es ab 47.990 Euro. Dafür gibt es die Ausstattung Teamplayer. Die Ausstattung ist hier schon recht umfassend. An Bord sind neben den erwähnten 18-Zoll-Alurädern auch Abstandstempomat (ACC), Spurhalte-Assistent und Totwinkel-Warner, sowie Sitzheizung, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrisch einklappbare und beheizbare Außenspiegel, ein 360-Grad.-Rundumsicht-System und Parkpiepser vorne und hinten. Die gleich 5.000 Euro teurere Lounge-Version würde ich schon deshalb nicht wählen, weil hier die stromfressenden 20-Zöller montiert werden.
Das gilt auch für den Allradler. Als Teamplayer gibt es das Modell für 50.990 Euro. Man zahlt also 3.000 Euro oder etwa sechs Prozent Aufpreis. Das ist verschmerzbar, denke ich. Zu den Vorteilen der AWD-Version gehören eine Extraportion Fahrspaß, die bessere Traktion und die größere Anhängelast. Allerdings verliert man etwa 40 bis 50 km Reichweite.
Als Alternativen zur 165 kW starken Long-Range-Version kommt zum Beispiel der Skoda Enyaq 85 mit etwa gleicher Reichweite, aber überlegenen 210 kW und etwas schnellerem Laden für 48.500 Euro in Betracht. Eine weitere Alternative ist das etwas größere Tesla Model Y Premium, das mit 220 kW ebenfalls deutlich stärker ist und zusätzlich noch 622 km am Stück schafft und 49.990 Euro kostet.
Der Toyota bZ4X hat sich bei der umfassenden Überarbeitung unzweifelhaft verbessert. So gibt es nun viel mehr Auswahl bei Antrieben und Batterie. Zudem legten beide Versionen bei Leistung und Reichweite zu. Ein Vorteil ist auch die neue Rekuperations-Einstellung über Lenkrad-Paddles - hier fehlt nur noch ein One-Pedal-Driving-Modus.
Zu den Nachteilen des neuen Toyota bZ4X gehört die Laderoutenplanung, die zumindest auf den ersten Blick keine überzeugenden Ergebnisse erbringt. Zweiter Minuspunkt ist das nach wie vor harte Fahrwerk, das zu einer unruhigen Karosserielage führt. Als Langstreckenauto ist der Wagen deshalb eine Fehlbesetzung. Mit dem kleinen Lenkrad ist er eher ein Spaßbringer. Wir würden uns wohl für den 3.000 Euro teureren Allradler mit den kleinen Rädern entscheiden. Oder, wenn Reichweite wichtiger ist als Fahrspaß, für das Tesla Model Y Premium.