Elektro-Transporter startet Ende 2026 mit 150 kW Antriebsleistung und wahlweise 350 oder 450 km Reichweite.








Im April kündigte Renault neue 800-Volt-Elektrotransporter an und zeigte erste Bilder. Dazu gehört der neue Renault Trafic E-Tech Electric. Auf der Solutrans 2025 in Lyon (18. bis 22. November) steht nun die Serienversion als Kastenwagen. Wie bereits bekannt, bekommt der Wagen einen 150-kW-Heckantrieb und bietet eine WLTP-Reichweite von bis zu 450 Kilometern. Neu sind die Abmessungen und dass der Marktstart Ende 2026 erfolgen soll.
Die neue Version ist die vierte Generation des Trafic. Seit 1980 wurden mehr als 2,5 Millionen Einheiten von dem mittelgroßen Transporter gebaut. Der neue Elektro-Trafic basiert auf einer neuen Skateboard-Plattform der Elektrosparte Ampere, die flexibel skalierbar sein soll und erstmals ein "Software Defined Vehicle" ermöglicht. Zudem ist der neue Elektro-Trafic das erste Renault-Modell mit 800-Volt-Technik.
Als Kastenwagen der Länge L1 bietet der Trafic ein Ladevolumen von 5,1 Kubikmetern bei einer Länge von 4,87 m und einer Breite von 1,92 m. Die Version L2 kommt bei einer Länge von 5,27 m und einem um 40 cm längeren Radstand auf ein Ladevolumen von 5,8 Kubikmetern. Dank der auf 1,90 m reduzierten Gesamthöhe sind auch Einfahrten in Tiefgaragen kein Problem. Die seitlichen und hinteren Türen ermöglichen zudem das Beladen mit Europaletten.
Der neue Trafic besitzt ein modernes Design mit einem sehr kurzen vorderen Überhang und einem langen Radstand. Ein Leuchtenband an der Front, das hinterleuchtete Logo und die Tagfahrleuchten sorgen für Erkennbarkeit im Dunklen. Die Scheinwerfer liegen unterhalb der Lichtlinie und sind dezenter gestaltet. Schwarze Details sollen die Robustheit betonen.
Am Heck gibt es eine dreidimensionale Lichtsignatur, bestehend aus einer doppelten vertikalen Linie zu beiden Seiten der asymmetrischen Flügeltüren. Das Rauten-Logo befindet sich direkt auf der Karosserie, auf der rechten hinteren Tür. Dazu kommt ein "Trafic"-Schriftzug links unten.
Im Cockpit gibt es ein horizontales 10-Zoll-Instrumentendisplay und einen fast quadratischen 12-Zoll-Touchscreen, wobei letzterer zum Fahrersitz hin geneigt ist. Das darauf laufende Navi berücksichtigt Abmessungen und Beladung des Fahrzeugs, um ungeeignete Routen zu vermeiden. Auch eine Laderoutenplanung ist möglich.
Ebenfalls verfügbar sind die Sprachbedienung Google Assistant und der Google Play Store. Google Assistant soll künftig jedoch bald durch die Künstliche Intelligenz von Google Gemini ersetzt werden. Das gilt nicht nur für den Trafic, sondern für alle Renault-Fahrzeuge mit OpenR link und integriertem Google, also zum Beispiel auch im R4 und R5. Bereits verkaufte Fahrzeuge erhalten die Software als Over-the-Air-Update.
Der Trafic nutzt das neue Betriebssystem namens CAR OS (Car Operating System), das von Ampere entwickelt wurde und auf Android Automotive OS basiert. Die Software ist mit der Cloud verbunden und kann aus der Ferne und in Echtzeit aktualisiert werden. So lässt sich das Fahrzeug um zusätzliche oder verbesserte Funktionen oder personalisierte Features erweitern.
So können Spezial-Apps für Krankenwagen, Feuerwehrautos, Polizeifahrzeuge, Kühlfahrzeuge etc. bereitgestellt werden. Unternehmen können ihre eigene Software einbinden, um zum Beispiel neue Lieferinformationen an das Fahrpersonal zu übertragen. Auch eine Ferndiagnose zu eventuellen Defekten ist möglich. Zur Ausstattung des neuen Trafic zählt auch der Safety Coach: Er nutzt die Daten der Sensoren, um am Ende der Fahrt das Fahrverhalten mit maximal 100 Punkten zu bewerten. Berücksichtigt werden die gefahrene Geschwindigkeit, der Sicherheitsabstand, das Fahren in der Spur, das Verhalten bei Spurwechseln sowie die Wachsamkeit.
Die Sitze sind mit grauem Stoff und Jeansstoff bezogen, dazu gibt es Steppnähten in Kontrastfarben. Neben einem geschlossenen Handschuhfach gibt es eine Reihe offener Fächer, darunter Getränkehalter, einen Dokumentenhalter unter dem zentralen Bildschirm, diverse Ablageflächen, zwei kleine Fächer auf beiden Seiten des Lenkrads, ein tiefes Fach auf der Beifahrerseite sowie zwei Ablageebenen in den Türen. Zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe ist Platz für ein Notebook, eine Jacke oder einen Block.
Die dritte Generation des Trafic gab es seit Ende 2022 auch als Elektroauto. Mit 90 kW Antriebsleistung und dem 52-kWh-Akku schaffte das Modell allerdings maximal 240 Kilometer im WLTP-Zyklus. Die neue Generation ist deutlich stärker und bietet fast die doppelte Reichweite.
Der neu Elektro-Trafic bekommt einen neuen Elektromotor, der in Europa entwickelt wurde und 150 kW sowie 345 Nm entwickelt. Die Anhängelast beträgt zwei Tonnen, die Nutzlast bis zu 1,25 Tonnen. Zwei Batterien werden angeboten, wobei zum Marktstart nur die größere mit NMC-Chemie (Nickel-, Mangan- und Cobalt-Oxide an der Kathode) verfügbar ist. Sie sorgt für 450 km Reichweite. Der kleinere Akku hat eine Lithiumeisenphosphat-Chemie (LFP) und ermöglicht 350 km nach WLTP. Die Speicherkapazitäten nennt Renault immer noch nicht, aber nach einer italienischen Pressemeldung vom April sollen es 60 bzw. 81 kWh sein. Die Zellen beider Akkus werden in Europa hergestellt.
Aufgeladen wird dank 800-Volt-Technik in etwa 20 Minuten; in dieser Zeit kann man den Akku von 15 auf 80 Prozent bringen. Das soll einer zusätzlichen Reichweite von 260 km entsprechen. Vermutlich bezieht sich das auf die NMC-Batterie.
Der Trafic unterstützt auch Vehicle-to-Load (V2L). Damit können externe Geräte wie zum Beispiel Werkzeuge mit Strom aus der Traktionsbatterie versorgt werden. Dazu nutzt man Steckdosen im Fahrerhaus und im Laderaum oder einen Adapter für den Ladeanschluss.
Die Produktion des neuen Elektro-Trafic erfolgt im Renault-Werk an der Seine-Mündung im französischen Sandouville. Er wird neben der Montagelinie des aktuellen Verbrenner-Trafic produziert, der im Angebot bleibt. In der Nähe entstehen auch die Batterien sowie Karosserien für die auf Umbauten spezialisierten Renault-Tochter Qstomize. Die Preise des neuen Trafic Electric sind noch nicht bekannt. Nach dem nun präsentierten Kastenwagen sollen weitere Varianten folgen, darunter das Fahrgestell, die Pritsche und die Cargo Box.
Unter dem Strich
Der neue Elektro-Trafic hat es in sich. Auch wer sich im Allgemeinen nicht für Nutzfahrzeuge interessiert, kann vom neuen Elektro-Trafic begeistert sein. Denn erstmals verwendet Renault 800-Volt-Technik und ein hochmodernes Betriebssystem. Es scheint sich um eine Weiterentwicklung des Systems von R4 und R5 zu handeln. Erstmals soll dort Google Gemini statt dem Google Assistant zur Sprachbedienung genutzt werden; R4 und R5 werden das System per OTA-Update erhalten. Damit soll man natürlichere Sprache verwenden können.